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Sonntag, 10. März 2024

Der Wanderer 104

Vergangenen Oktober hatte ich mich zuletzt mit dem in Emacs integrierten Wörterbuch dictionary.el und mit osx-dictionary beschäftigt, mit dem man auch das Wörterbuch in macOS in Emacs nutzen kann. Dann passierte lange Zeit relativ wenig in meiner dotemacs, weil mir dazu die Zeit fehlte. Letzteres ist derzeit eigentlich immer noch so. Aber manchmal ist es vernünftig, dem Impuls nachzugeben und sich einmal wieder der Emacs-Konfiguration zuzuwenden, weil es erholsam und gut ist, sie zu pflegen. Was noch fehlte, war eine echte Web-Suche, sowohl in der größten Enzyklopädie ever written als auch in einer Internet-Suchmaschine.

Die folgende Ergänzung habe ich heute mit kleineren Änderungen aus dem Blog von İsmail Efe Top (via jcs) übernommen. İsmail hatte dort ursprünglich eine Google-Suche für das Wort at-point formuliert. Ich habe das als eine Anregung genommen und für meine Zwecke leicht angepasst, weil es tatsächlich praktisch ist und eine schöne Ergänzung zu meiner Lexikon-Suche darstellt:

  (defun wikipedia-search-word-at-point ()
  "Search the current word on German Wikipedia using browse-url."
  (interactive)
  (let ((word (thing-at-point 'word)))
    (if word
        (browse-url (concat "https://de.wikipedia.org/w/index.php?search=" word))
      (message "No lemma found at point."))))
  (global-set-key (kbd "M-ä") 'wikipedia-search-word-at-point)

  (defun metager-search-word-at-point ()
  "Search the current word on MetaGer using browse-url."
  (interactive)
  (let ((word (thing-at-point 'word)))
    (if word
        (browse-url (concat "https://metager.de/meta/meta.ger3?eingabe=" word))
      (message "No term found at point."))))
  (global-set-key (kbd "M-Ä") 'metager-search-word-at-point)

Nachdem ich die Eingabe M-# schon für eine Suche des Terms at-point im Emacs-Dictionary und M-' entsprechend für die Suche im osx-dictionary belegt hatte, wählte ich M-ä für die Suche in der deutschsprachigen Wikipedia und M-Ä für eine ebensolche in meiner Standardsuchmaschine MetaGer. Die Ä-Taste wählte ich, weil sie direkt neben der anderen Taste angeordnet ist. Funktioniert sehr schön, wie erwartet.

Die Fallback-Lösung (eine Nachricht im Minibuffer) kommt nur zum Einsatz, wenn der Cursor beim Aufruf der Funktion nicht an einem Term steht, den er an den Server per browse-url übergeben könnte. Das Fallback-Handling im Übrigen verbleibt beim Server; man wird dann ja auch schon im Webbrowser sein, so dass man dort die Antwort erwartet.

Donnerstag, 22. Februar 2024

Der Wanderer 103

Nebenan beklagt sich Anke Gröner über die viel zu vollen Blockbuster-Ausstellungen, die derzeit noch andauern beziehungsweise gerade zuende gehen. Sie ging trotz allem in Caspar David Friedrich in Hamburg. Und andere mehr.

Ich stand in den letzten Wochen mehrmals vor der Schirn Kunsthalle in Frankfurt am Main – und ging nicht hinein zu Feininger. „Links, das ist die Schlange für die Kasse, und rechts ist Online.“

Die vielen Menschen, der Andrang, die beengten Verhältnisse und das Langeschlangestehen (sic) sind so ziemlich das Gegenteil von dem, was ich mir unter einer Kunstausstellung vorstelle. Museums- und Ausstellungsbesuche werde ich in Zukunft also anders angehen lassen.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich der einzige bin, den das nervt und der sich anderweitig orientiert. Die Bedeutung der Sammlungen und der Dauerausstellungen wächst. Das wird dadurch erleichtert, dass ich schon so lange im Kulturbetrieb unterwegs bin, dass ich die Sammlungen in der Nähe ganz gut kenne. Diejenigen in größerer Entfernung werden nun hinzukommen.

Weg von den Events, weg vom Kunstkonsum als organisiertem Ereignis, hin zu selbstbestimmten und, wenn man so will, auch selbst kuratierten Kunsterfahrungen. Und weg von den größeren und großen Hallen, hin zu den kleineren Häusern. Wo Kunst noch möglich ist, ohne Online-Buchung und festgezurrtem Zeitfenster, zwischen mehreren Gruppenreisen und so. Ähnlich wie früher. Muss doch gehen. Irgendwie.

Meine These wäre, dass die im Vergleich zu früheren Zeiten heute übervollen Ausstellungen etwas mit dem zu tun haben, was Stefan Schulz in seinem Buch die Altenrepublik genannt hatte. Die Baby-Boomer haben jetzt genügend Zeit, denn die große Verrentungswelle hat eingesetzt, und so bevölkern sie nun die Ausstellungshäuser und erobern sich den kulturellen Raum, und zwar zu Zeiten, zu denen sie bis dahin – zumindest in dieser Anzahl – dort nicht anwesend sein konnten. Wir werden es beobachten.

Der Wanderer 102

Ein Satz von A. R. Penck:

Die Vergangenheit lässt sich nicht reparieren.

Dienstag, 20. Februar 2024

Der Wanderer 101

Günther Fetzer bespricht hintergründig in literaturkritik.de vom 15. Februar 2024 die in den beiden letzten Jahren erschienenen zwei ersten Teilbände zur Geschichte des DDR-Buchhandels, die bei De Gruyter von Christoph Links, Siegfried Lokatis und Klaus G. Saur in Zusammenarbeit mit Carsten Wurm herausgegeben werden. Sie erscheinen in der Reihe zur Geschichte des deutschen Buchhandels im 19. und 20. Jahrhundert und handeln vor allem von den Verlagen. Ein dritter Band soll noch folgen, darin soll es auch um die Geschichte der Bibliotheken in der DDR und um den Außenhandel des Buchhandels gehen. Der Verlag hat den abschließenden Band gegenüber dem Rezensenten für 2025 angekündigt.

  • Fetzer, Günther. 2024. „Der andere deutsche Buchmarkt – Die ersten zwei Teile zur Geschichte des Buchhandels in der DDR sind erschienen“. literaturkritik.de. 15. Februar 2024. literaturkritik.de.
Mittwoch, 14. Februar 2024

Der Wanderer C

Zum Beispiel, dass es jetzt wieder frische rote Pflaumen gibt. Vor ein paar Monaten noch kamen sie aus Südeuropa. Jetzt kommen sie aus Südafrika, also von sehr viel weiter her. Und sie schmecken auch ein bisschen anders als die europäischen. Und ich mag sie beide. Sehr. Überhaupt: Der Übergang ist etwas sehr Schönes. Ist etwas, auf das ich gewartet habe. Jetzt, auf einmal, ist es soweit. Und alles sortiert sich.

Montag, 12. Februar 2024

Pretest TeX Live 2024 beginnt

Karl Berry weist auf der TeX-Live-Mailingliste darauf hin, dass der Pretest für TeX Live 2024 anläuft.

Die wichtigste Änderung betreffe LuaTeX, das von nun an (ohne --shell-escape) auf der Lua-Ebene so eingeschränkt worden sei, dass es nur noch in das Arbeitsverzeichnis und das TEXMF[SYS]VAR-Verzeichnis schreiben dürfe. Es sei noch nicht klar, ob noch ein neuer LaTeX-Release folgen werde, es gebe jedenfalls neue Formate.

Am 2. März 2024 ist der Code-Freeze vorgesehen. Am 13.  März 2024 soll der Release von TeX Live und MacTeX 2024 erfolgen.

Bitte beteiligt euch am Test und probiert die neue Version mit euren üblichen Dokumenten aus, damit Fehler möglichst frühzeitig gefunden werden können.

Samstag, 10. Februar 2024

The trouble with AUCTeX 14

AUCTeX 14 ist veröffentlicht worden. Leider gibt es ein Problem beim Upgrade. Das Setup läuft nicht sauber durch, wenn schon eine frühere Version von AUCTeX installiert und aktiv ist. Emacs friert ein und läuft mit einer Prozessorlast von 100 Prozent. In dem Fall hilft ein beherztes C-g, um die Endlosschleife zu verlassen.

Mittlerweile gibt es eine Bugfix-Version 14.0.2 auf ELPA. Man sollte aber weiterhin zunächst die ältere Version deinstallieren, und zwar auf demselben Weg, mit dem man sie zuvor installiert hatte. Standardmäßig wäre das der Emacs-eigene Paketmanager package.el. Gegebenenfalls sind zuvor zudem Abhängigkeiten zu entfernen, die auf AUCTeX beruhen, in meinem Fall war das company-auctex. Dann sollte die Installation von AUCTeX 14.0.2 von ELPA sauber durchlaufen.

Emacs  : GNU Emacs 29.2 (build 1, aarch64-apple-darwin22.6.0, NS appkit-2299.70 Version 13.6.3 (Build 22G436))
 of 2024-01-18
Package: 14.0.2

Danach die zuvor entfernten Abhängigkeiten wieder herstellen. Fertig.

Es wäre zu wünschen, dass bei künftigen Versionen nicht ohne weiteres davon ausgegangen wird, dass man eine Erstinstallation von AUCTeX vornimmt.

Sonntag, 21. Januar 2024

Der Wanderer XCIX

Die LaTeX-Unterstützung für deutschsprachige Texte babel-german kann nun auch gendern. In der heute auf CTAN veröffentlichten Version 2.14 wurden Shorthands für den Genderstern "*, den Doppelpunkt ": und den Unterstrich "_ neu eingeführt, die die Trennstellen eines Worts unberührt lassen. Eingedenk der weiten Verbreitung von gendergerechten Schreibweisen wurde es Zeit, dass das Feature bereitgestellt werden konnte. Dem Maintainer von babel-german, Jürgen Spitzmüller, sei Dank!

Donnerstag, 18. Januar 2024

Emacs 29.2

GNU Emacs 29.2 ist heute veröffentlicht worden. ./configuremakemake install lief unter macOS Ventura problemlos durch.

    GNU Emacs 29.2 (build 1, aarch64-apple-darwin22.6.0, NS appkit-2299.70
    Version 13.6.3 (Build 22G436)) of 2024-01-18

Der Programmstart ist ein bisschen umständlich, weil man erst den Paketinhalt des Programms anzeigen lassen und dann /Applications/Emacs.app/Contents/MacOS/emacs anklicken muss. Bisher alles wie gehabt.

Freitag, 29. Dezember 2023

Emacs 29.1.90 IV

Im zurückliegenden Jahr hatte ich definitiv viel Spaß mit Emacs. Ich hätte nie damit gerechnet, dass ich mich noch einmal so intensiv mit meinem wichtigsten Arbeitspferd (neben TeX and Friends und LibreOffice) beschäftigen würde. Mit der Konfiguration von Emacs 29 bin ich nun soweit vorangekommen, dass es eigentlich nur noch um Feinheiten geht.

Vermisst hatte ich im Vanilla Emacs ein Feature, das eigentlich alle Emacsen out of the box boten, mit denen ich seit 2000 gearbeitet hatte, nämlich das automatische Kopieren von markiertem Text in die Zwischenablage. Markierte man Text mit der Maus, landete er direkt, also ohne weiteres „Kopieren“ oder „Ausschneiden“, im Clipboard und konnte direkt wieder an einer anderen Stelle eingefügt werden.

Eine Diskussion im Emacs StackExchange seit dem Oktober 2015 half mir weiter. Mehrere Wege führen demnach zum Ziel. Ich habe mich für die Variable mouse-drag-copy-region entschieden.

If non-nil, copy to kill ring upon mouse adjustments of the region.

Und aus dem Kill Ring gelangt die Region dann eben auch in die Zwischenablage. Das wars.

(setq mouse-drag-copy-region t)

Hat nur eine Änderung beim Editieren zur Folge, an die ich mich jetzt noch gewöhnen müsste: Wenn man einen Hyperlink in Org-Mode einfügen möchte, markiert man den Anker mit der Maus, gefolgt von C-c C-l. Und nun steht im Kill Ring freilich der Anker aus dem Ausgangstext. Wenn man zuvor schon das Linkziel (meist aus der Adresszeile des Webbrowsers) kopiert hatte, geht es verloren. Es ist also besser, den Link erst an dieser Stelle zu kopieren.

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