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Montag, 25. April 2016

Entdeckung hinter dem Haus XV

Früher gab es bei uns in der Stadt drei Buchhandlungen und eine ganze Reihe weiterer Geschäfte, die ebenfalls ein kleines Angebot an Büchern vorhielten – meist waren es kleine Schreibwaren- oder Spielzeuggeschäfte. Eine Buchhandlung war auf der Hauptstraße gelegen. Es gibt sie noch heute, nach einem Umzug ist sie sogar etwas günstiger zu erreichen als damals. Eine der beiden Buchhandlungen im Einkaufszentrum schloß vor langer Zeit schon. „Wenn ich wieder eröffne, schreie ich“, schrieb der Buchhändler damals auf einen Karton, den er zum Abschied hinter die Fensterscheibe geklebt hatte. Die andere Buchhandlung wechselte den Besitzer. Erst wurde die Kette moderner ausgestattet, man ging in die Fläche, vergrößerte das Angebot. Dann wurde der Laden übernommen von einem noch größeren Händler. Dann von einem noch viel größeren, der später aber ebenfalls in eine Krise kam, die mittlerweile überwunden scheint. Dann wurde das Einkaufszentrum umgebaut; der Laden zog damals in einen anderen Teil des Zentrums, später wechselte wieder der Name des Geschäfts.

Ich kam schon längere Zeit nicht mehr dort vorbei. Aber heute nachmittag mal wieder. Und, siehe da, der Laden war erneut umgezogen, diesmal hatte man sich verkleinert, gleich nebenan zu finden, ungefähr ein viertel des bisherigen Sortiments und der dazu erforderlichen Fläche. So klein wie noch nie. Die Aufteilung des Angebots: Am Eingang die Spiegel-Bestsellerliste und ein Tisch mit billigen Mängelexemplaren, dann ging es weiter mit „Spannung“, Kinderbüchern, Kochen und Lebensberatung, Sachbuch, in der Mitte ein paar CDs mit Hörbüchern und ein paar Geschenkartikel, die mit Büchern überhaupt nichts zu tun haben. Auf ein paar Sesseln saßen ein paar Leute, die etwas lustlos in Bildbänden blätterten. Nebenan quengelte ein Kind an der Hand seiner Oma. Ich fand nichts, was auf mein Interesse gestoßen wäre, und verließ das Geschäft wieder. Beim Hinausgehen fällt mein Blick am Eingang seitlich auf ein Schild mit dem Hinweis, „im Internet“ gebe es noch viel mehr Bücher zu kaufen, und zwar rund um die Uhr und unter derselben Marke, mit der nun auch dieser Laden versehen ist. Wehwehweh.

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