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Samstag, 28. März 2015

Die Schrift wird zum Leben II

Der Perlentaucher verlinkt heute einen Text von Arno Widmann über Heinrich von Kleists „Berliner Abendblätter, 1810–11“. Widmann schreibt: „Wer heute auf die ‚Berliner Abendblätter‘ zurückschaut, der sieht, dass sie ein Blog waren – vor der Erfindung, ja vor der Möglichkeit des Blogs. Kleist war freilich klug genug zu wissen, dass sein Blog nur erfolgreich sein konnte, wenn er ihn öffnete für Trivialitäten. Er wusste, dass nicht alles zu einem Artikel geformt werden muss. Die bloße Aufzählung von Ereignissen, der wortgetreue Abdruck eines Verhörs beflügelt die Fantasie eines Lesers manchmal mächtiger als die flammendste Rede. Kleist hat in den Berliner Abendblättern erbarmungslos nachgedruckt aus anderen Zeitungen, er hat jeden Tag eine kleine Welt zusammengestellt aus den Welten, die ihm zugänglich waren. Das reizte ihn, das machte ihm Spaß.“ Wie uns ja auch, deshalb dies lange Zitat. Auch Kleist, also, ein Blogger. Natürlich. Widmann findet ein Faksimile auf archive.org – man wähle PDF, die EPUB-Version läßt sich mit Calibre leider nicht öffnen.

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