Kaufmann und Esperanto
Zu Pfingsten der Hinweis auf einen Text aus der Münchener Allgemeinen Zeitung vom 2. Oktober 1921, Seite 5 f., abzurufen bei DigiPress, den Zeitungsportal der Bayerischen Staatsbibliothek. Dort beschrieb Dr. oec. publ. Dr. jur. Fr. Franke, München, die Vorzüge von Esperanto für Kaufleute. Ein absolut lesenswerter Beitrag, aus dem man ersehen mag, wie schnell sich schon seinerzeit die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen veränderten.
Das gilt auch für andere Länder. Ein Blick in ProQuest Historical Newspapers, zu nutzen über Nationallizenz, zeigt die Häufigkeit, mit der der Begriff Esperanto in den amerikanischen Zeitungen auftauchte, die in der Datenbank enthalten sind. Der Höhepunkt lag zwischen 1900 und 1909, die Kurve sinkt dann ab bis Ende der 1920er-Jahre und bricht völlig ein während des Zweiten Weltkriegs. Ab den 1960er-Jahren geht es wieder etwas bergauf, sinkt ab den 1970er-Jahren aber schon wieder und bleibt seitdem etwa auf gleichem Niveau.
Interessant ist aber, wie sich die Einstellung zu der „Welthilfssprache“ in der Zeit verändert hat. Zu Anfang nahm man das Projekt ernst und berichtete über Erfolge. Mittlerweile ist es nur noch eine kuriose Randnotiz wert.
Also zurück in die 1920er-Jahre. Dr. Franke begann seinen Beitrag mit einer Betrachtung, die man durchaus auch heute noch findet, mit einer Art Marketing-Weisheit:
Jede große Idee wird im ersten Jahrzehnt totgeschwiegen, im zweiten Jahrzehnt verspottet, im dritten bekämpft, und in den vierten zehn Jahren setzt sich die Idee durch.
Sie kann aber auch fast gänzlich von der Bildfläche verschwinden und sich ganz in einen inner circle zurückziehen, die Idee.