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Donnerstag, 22. Februar 2024

Der Wanderer 103

Nebenan beklagt sich Anke Gröner über die viel zu vollen Blockbuster-Ausstellungen, die derzeit noch andauern beziehungsweise gerade zuende gehen. Sie ging trotz allem in Caspar David Friedrich in Hamburg. Und andere mehr.

Ich stand in den letzten Wochen mehrmals vor der Schirn Kunsthalle in Frankfurt am Main – und ging nicht hinein zu Feininger. „Links, das ist die Schlange für die Kasse, und rechts ist Online.“

Die vielen Menschen, der Andrang, die beengten Verhältnisse und das Langeschlangestehen (sic) sind so ziemlich das Gegenteil von dem, was ich mir unter einer Kunstausstellung vorstelle. Museums- und Ausstellungsbesuche werde ich in Zukunft also anders angehen lassen.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich der einzige bin, den das nervt und der sich anderweitig orientiert. Die Bedeutung der Sammlungen und der Dauerausstellungen wächst. Das wird dadurch erleichtert, dass ich schon so lange im Kulturbetrieb unterwegs bin, dass ich die Sammlungen in der Nähe ganz gut kenne. Diejenigen in größerer Entfernung werden nun hinzukommen.

Weg von den Events, weg vom Kunstkonsum als organisiertem Ereignis, hin zu selbstbestimmten und, wenn man so will, auch selbst kuratierten Kunsterfahrungen. Und weg von den größeren und großen Hallen, hin zu den kleineren Häusern. Wo Kunst noch möglich ist, ohne Online-Buchung und festgezurrtem Zeitfenster, zwischen mehreren Gruppenreisen und so. Ähnlich wie früher. Muss doch gehen. Irgendwie.

Meine These wäre, dass die im Vergleich zu früheren Zeiten heute übervollen Ausstellungen etwas mit dem zu tun haben, was Stefan Schulz in seinem Buch die Altenrepublik genannt hatte. Die Baby-Boomer haben jetzt genügend Zeit, denn die große Verrentungswelle hat eingesetzt, und so bevölkern sie nun die Ausstellungshäuser und erobern sich den kulturellen Raum, und zwar zu Zeiten, zu denen sie bis dahin – zumindest in dieser Anzahl – dort nicht anwesend sein konnten. Wir werden es beobachten.

Der Wanderer 102

Ein Satz von A. R. Penck:

Die Vergangenheit lässt sich nicht reparieren.

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