Übergänge IX
Zum Beispiel die Latex-Handschuhe und der Mundschutz im Supermarkt. Seit Wochen kein Küchenpapier, kein Klopapier und die Nudeln rationiert, aber Latex-Handschuhe haben sie. Die Kassiererin hinter dem Schalter. Durchsagen, man möge mit der Karte anstelle von Bargeld zahlen. Alles sei sicher, der Markt bleibe geöffnet. Seit einer Woche schließt er zwei Stunden früher, und jetzt auch tagsüber mit Bewachung. Bei uns bekommen Sie alles für die bevorstehenden Osterfeiertage. Und wenn jemand nicht genug Abstand hielte? Dann musst du dich beschweren, sagt der Vater zu seinem kleinen Sohn, als gehe es ums Überleben im Dschungel. Er hat den Überblick. Das beruhigt den Kleinen. Wo sind die Bürgerrechtler, wenn man sie braucht? Diejenigen, die sonst auf ihre Freiheitsrechte pochen und Verfassungsbeschwerden erheben und das mit Spenden finanzieren. Die politisch korrekte Kleidung im Supermarkt. Und wenn einer „Halt“ riefe und den Arm dazu hochhielte und „alles ganz anders und wie immer“ riefe, würde er noch gehört durch die dicke Plexiglasscheibe, hinter der alle sitzen? Die Versorgung ist sicher. Es ist Frühling. Die Laster rollen durch die helle Nacht und bringen die Ware in die Märkte, wo sie sich verläuft wie die Butter schmilzt in der warmen Aprilsonne, getrieben von der Furie des Verschwindens im Albtraum der verbotenen Bazooka, ohne Helm und ohne Mundschutz. Die Latex-Handschuhe im Supermarkt am Lenkergriff des Einkaufswagens. Und alle sind auf einmal so unendlich brav und nehmen alles hin. Es hat keinen Zweck, in einer irrationalen Umgebung rational bleiben zu wollen. Was weiß ich von Bäumen.