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Ohne Kontext

Richard Sennett entwickelt seine Thesen vom „alten“ und dem „neuen“ Kapitalismus fort und beschreibt das in einem Interview mit der Stuttgarter Zeitung vom 7. April 2015 anhand von Biobauern. Als Aussteiger (in den 1980er Jahren war das mal eine häufig gehörte Bezeichnung und ein echter Weg) fühlten auch sie sich auf kurzfristige Ziele festgelegt, obwohl sie das Gegenteil gesucht hätten. Auch für ihre Arbeit gebe es keinen Kontext mehr, keine „soziale Matrix, innerhalb derer sie sinnvoll erschien.“ An einen Ausweg innerhalb des kapitalistischen Systems glaube er, Sennett, nicht, er „habe eigentlich nur noch die Hoffnung auf den Kollaps des Systems. Es ist ja 2008 immerhin schon einmal kollabiert.“

Das Klagen über die Entfremdung ist alt, aber ich kann mich nicht daran erinnern, daß es jemals so laut gewesen wäre, solange ich persönlich zurückdenken kann.

(via Denkstil)

Not that stupid

Es ist nicht weiter verwunderlich, daß in Notzeiten alte Forderungen aktiviert werden. Die auf Widerruf gestundete Zeit/ Wird sichtbar am Horizont. Es wird teils eine rechtliche, überwiegend aber eine politische Frage sein, wer sich inwieweit durchsetzt. Aris Trantidis beschreibt derweil tiefer schürfend zwei Sphären, die nebeneinander bestehen: Hier die „makropolitische“ Seite auf internationaler Ebene, dort die „mikropolitischen“, inländischen Konfliktlinien. Zwei Ebenen, die miteinander „sprechen“, und die doch aneinander vorbeireden.

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