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Eindrücke von der Frankfurter Buchmesse 2019

Nachdem ich letztes Jahr nicht dabei war, diesmal also wieder einmal die Buchmesse. Was hat sich verändert im Vergleich zu früher, wo liegen die Trends?

Die Frankfurter Buchmesse schrumpft. Als ich zum ersten Mal dorthin kam (dazu hatte ich damals noch nicht gebloggt, meine Eindrücke gehen nur bis ins Jahr 2009 zurück), erstreckte sie sich fast über das ganze Messegelände. Die Halle 8, früher ganz in angelsächsischer Hand, war dann schon 2015 aufgegeben worden. Vergangenes Jahr zog das Blaue Sofa von dem Durchgang zwischen Halle 5 und 6 weg und belegt seitdem einen erheblichen Teil der Halle 3.1. Dort war früher der Deutschlandfunk in einer kleinen Insel beheimatet, heute ist es eine Bühne wie bei den großen Zeitungen geworden. Nächstes Jahr sollen dann die Sanierungsarbeiten an den Hallen 5 und 6 weitergehen, und dann reicht bei der geringen Nachfrage die ganz kleine Halle 1, die während meiner Zeit noch nie genutzt worden war, für die Auslagerung völlig aus. Wenn das so weitergeht, hat die ganze Buchmesse in wenigen Jahren bequem in einer Hutschachtel Platz.

Wie wirkt sich das aus? Wo weiland aus- und einladende regelrechte Stand-Landschaften platzgreifend zu sehen waren, traut man seinen Augen nicht. Springer Nature auf etwa einem Drittel der Fläche von früher, DeGruyter noch kleiner. Juris war gar nicht erst da. Google übrigens auch nicht (nach über zehn Jahren, erst für Google Books, dann für Google Play). Aber Scientology – die Geschäfte gehen offenbar gut. Die Bildungsverlage in Halle 4.2 waren nur noch ein Schatten dessen, was es da mal gab. Wikipedia kam dieses Jahr auch nicht mehr, jedenfalls nicht mit einem Stand, Wikipedianer waren natürlich vor Ort, wie man an den hochgeladenen Bildern auf Wikimedia Commons sehen kann. O'Reilly war durchaus da, man denkt an die Buchreihen, schön ausgestattet, aber nur das Online-Learning war gekommen, und nur O'Reilly U.K. „Thank you, I will hand on your card to a colleage.“ Zurück zu Springer Nature: „Reicht Ihnen die Fläche?“ – „Ja, doch.“ Nicht nur weniger Tische für Vertragspartner, auch weniger Standpersonal wird gebraucht. Und es wird auch weniger verschenkt. Keine Papiertüten mehr, sondern nur noch Stoffbeutel. Bleistifte, Kugelschreiber und Blöcke kriegt man am besten beim Rundfunk.

Überhaupt füllen Hörfunk- und Fernsehsender nicht nur frei gebliebene Flächen aus, wo früher Buchverlage ihre Ware feilboten. Sie sorgen auch dafür, dass die Daheimgebliebenen ein Bild von der Messe zu sehen und zu hören bekommen, das mit dem tatsächlichen Geschehen vor Ort nur noch wenig zu tun hat, denn man könnte meinen, es sei alles wie früher, immer noch der Büchermarkt im Deutschlandfunk live von der Frankfurter Buchmesse – ist es aber nicht. Die früher mittleren Stände sind heute kleine, manchmal ganz kleine. Und Langenscheidt und Pons gibts an einem halb gelben, halb grünen Stand zu sehen. Patchwork. Von zwei früher einmal konkurrierenden Verlagen sind nur noch zwei Marken geblieben, die beide Klett gehören und deren zukünftiges Profil ungewiss ist.

Interessant, dass der Internet-Radiosender detektor.fm sich zu seinem zehnjährigen Bestehen auf den eigenen Roll-ups als „Podcast-Radio“ bezeichnet. Vom Podcast wieder zurück zum Livestream? Antizyklisch denken, in Zeiten, in denen der Podcast boomt? Scheint so, verspricht aber auf Nachfrage auch bessere Auffindbarkeit der meist höherwertigen Beiträge im linearen Programm. Am besten laufe der Brand-Eins-Podcast mit einer gerade sechsstelligen Zahl an Abonnenten. Merke: Blogs und Podcasts sind Nische. Aber diese Nische ist so groß, dass mancher Kultursender versunsichert aufblicken dürfte.

Die Gastland-Halle von Norwegen war etwas merkwürdig. Weißer Plastikboden, als wäre es Schnee. Zu zwei Seiten, links und rechts vom Eingang her gesehen, durch riesige Spiegel scheinbar ins Unendliche erweitert, und zentral an der hinteren Wand eine etwas zu große Bühne, auf der Interviews geführt werden. Dazwischen immer wieder kleine Bücher-Inseln, als wären es Kostproben, aber die Stimmung ist viel zu unkonzentriert, als dass man diese Häppchen zu sich nehmen könnte. Man flottiert zwischen diesen Inseln und geht am Ende ungefähr so hinaus, wie man hereingekommen war. Immerhin: An der Theke mit Infomaterial gibt es einen kleinen, aber schön gestalteten Prospekt der norwegischen Nationalbibliothek.

Die Frankfurter Bloggerin und Journalistin Andrea Diener erzählte einmal in einem Podcast von einer Redaktionssitzung bei der FAZ, bei der Marcel Reich-Ranicki über die Buchmesse gesagt haben soll: „Das ist eine Verkaufsveranstaltung, damit habe ich nichts zu tun!“ Deshalb sei sie dann am Ende dorthin geschickt worden. Nachdem die Buchmesse-Zeitung eingestellt worden war, bloggte sie seit 2014 bei der FAZ über die Messe, aber das schenkt sich die Zeitung dieses Jahr zum ersten Mal. Das Buchmesse-Blog der FAZ gibt es nicht mehr. Vielleicht auch das ein Zeichen – für die Rolle von Blogs, die Rolle der kommerziellen Blogs der Zeitungsverlage oder für die Buchmesse? Diese alte Welt, die gerade vor unseren Augen untergeht?

Greta Grotesk

Eine Schriftart ist nach Greta Thunberg benannt worden, die Greta Grotesk von Tal Shab, herunterzuladen aus Google Drive.

Der Name der Schrift ist nicht satirisch zu verstehen, sondern ein Hinweis darauf, dass es sich um eine Grotesk-Schrift handelt, also um eine Schriftart mit gleicher Strichstärke ohne Serifen. Sie ist an das Schriftbild angelehnt, das man von Greta Thunbergs handbeschrifteten Transparenten und Plakaten kennt. Genaugenommen ist es also ein Handschriften-Font. Leider hat die Schriftart – zumindest in der derzeitigen Fassung – keine Umlaute, deshalb kann man damit den Slogan SKOLSTREJK FÖR KLIMATET nicht korrekt setzen… via t3n.

Der Beitrag wurde im Vergleich zu einer früheren Fassung geringfügig ergänzt um Erläuterungen zur Bezeichnung der erwähnten Schriftart.

Bibliothek des Gutenberg-Museums in Hebis recherchierbar

Das Börsenblatt weist heute darauf hin, dass die Bibliothek des Gutenberg-Museums nun einen neuen OPAC erhalten habe und dass der gesamte Bestand der Bibliothek nunmehr auch über den Hessischen Verbundkatalog Hebis recherchierbar sei. Die Titel werden in Hebis in der Bestandsinfo unter „Mainz, Stadtbibliothek und Gutenberg-Museum“ nachgewiesen.

Das Gutenberg-Museum in Mainz betreibt eine Bibliothek zur Buch-, Druck- und Schriftgeschichte mit rund 91.000 Bänden und etwa 50 laufend gehaltenen Zeitschriften. Die Migration auf die neue Plattform hat zwei Jahre benötigt, ist zum größten Teil vollzogen und wird bis zum Jahresende abgeschlossen sein.

(via TeX-D-L/InetBib)

Marie Sophie Hingst lebt nicht mehr

Der Tod der Historikerin und Bloggerin Marie Sophie Hingst wirft ernste Fragen auf. Hingst war für ihr Blog Read on my dear, read on von den Goldenen Bloggern im Jahr 2017 zur Bloggerin des Jahres ausgezeichnet worden. Sie hatte auch journalistisch gearbeitet. Im Mai 2019 war ihr in einem Beitrag im Spiegel vorgeworfen worden, sie habe ihre jüdische Familiengeschichte ganz oder teilweise erfunden und dabei auch gegenüber der Forschungs- und Gedenkstätte Yad Vashem falsche Dokumente vorgelegt. Im Fahrwasser der Relotius-Affäre des Spiegels waren auch ihre Beiträge bei der Zeit und bei der FAZ in Zweifel gezogen worden.

Ein Nachruf in der Irish Times zeichnet nun ein etwas anderes Bild der Betroffenen. Sie sei psychisch krank gewesen und habe in mehreren Realitäten gelebt, wird ihre Mutter in dem Beitrag zitiert. Getroffen habe sie gerade der Verlust ihrer Online-Reputation. In der deutschsprachigen Wikipedia war ein Artikel über sie angelegt worden, in dem sie noch nach ihrem Tod als „Bloggerin und Hochstaplerin“ bezeichnet worden war (Link auf die letzte Version mit diesem Wortlaut, der zwischenzeitlich geändert worden ist). Der Blogger Klaus Graf war intensiv eingestiegen und hat den Verlauf der Affäre eingehend nacherzählt, unter anderem weil Hingst promovierte Historikerin war und Graf sich schon früher für Plagiate und für wissenschaftliches Fehlverhalten interessiert hatte. In der Folge war der Betroffenen schließlich die Auszeichnung als Bloggerin des Jahres aberkannt worden, und sie hat ihr Blog offline genommen.

Da war viel Häme und viel Böses im Spiel. Die seit Jahren in der Krise befindlichen Zeitungen versuchten angesichts der erneuten Fake-Geschichten ihr Gesicht zu wahren und gingen zu einer Art von Aufklärung über, als hieße es: „Rette sich, wer kann!“ Aber niemand warf die Frage nach den Gründen für das Geschehene auf. In einem Umfeld aus Storytelling und sozialen Netzwerken, in dem die journalistischen Standards weder auf der Produzenten- noch auf der Rezipientenseite noch von angemessenem Interesse wären und in dem jeder jederzeit alles publizieren kann – und dann auch mit den Konsequenzen leben muss. Das Mitmachweb der Amateure bildet die gesamte Gesellschaft ab und gibt jedem eine Plattform – auch psychisch beeiträchtigten Menschen, die möglicherweise für ihr Handeln nicht oder nicht immer im vollen Umfang verantwortlich sind. In einem Klima, in dem Auftritte in Videokanälen völlig normal geworden sind, die man früher bestenfalls in geschlossenen Abteilungen sich vorgestellt hätte, wird der Ernst des Gesehenen oder Gelesenen und die persönliche Geschichte dahinter kaum noch wirklich denkbar. Sie ist aber der eigentliche Text, und die Leser müssen möglicherweise erst lernen, ihn zu lesen und zu verstehen. Das Menschliche hinter den bunten Inszenierungen im Netz.

Darauf ist, wie man sieht, weder das Web-2.0-Umfeld (Wikipedia) noch der Journalismus eingestellt. Die anonymen Autoren der Online-Enzyklopädie haben eine erhebliche Reichweite mit ihren Beiträgen, gerade in dem Bereich, der intern als Newsticker bezeichnet wird; der Wikipedia-Artikel über Marie Sophie Hingst wird etwa 100 mal am Tag aufgerufen. Gleichzeitig gehört der Umgang mit den Biografien lebender Personen zu den problematischsten Feldern bei Wikipedia überhaupt. Zwar gibt es eine ziemlich klare Richtlinie dazu, in der zum Schutz des allgemeinen Persönlichkeitsrechts der Betroffenen gemahnt wird, eine aktuelle und noch nicht abgeschlossene Anfrage beim Schiedsgericht der deutschsprachigen Wikipedia zeigt aber, dass diese Fragen zu den schwierigsten überhaupt gehören, angesichts der weitgehenden Selbstverwaltung des Projekts in inhaltlichen Dingen. Es sind Zusammenhänge, die erklärt werden müssen. Auch das also ein Aspekt des „Neulands“ Internet.

Der Spiegel hat es gegenüber der Irish Times abgelehnt, den Fall zu kommentieren, bedauert aber den Tod der Journalistin und Bloggerin. Sie war am 17. Juli 2019 tot in ihrem Bett aufgefunden worden. Eine Fremdeinwirkung im engeren Sinne sei nicht ersichtlich gewesen. Die Autopsie steht noch aus. In einem Beitrag bei Spiegel Online hieß es heute: „Die sachliche Richtigkeit der in dem SPIEGEL-Artikel beschriebenen Tatsachen ist unumstritten.“

Die Arno-Schmidt-Mailingliste (ASml) wird wiederhergestellt

Giesbert Damaschke hat heute auf Twitter bekanntgegeben, dass er die Website gelehrtenrepublik.de versehentlich gelöscht habe. Dabei ist auch der Verteiler für die Arno-Schmidt-Mailingliste untergegangen. Die ASml gehört so ziemlich zum Kernbestand dessen, was „mein Internet“ ausmacht. Es war, WIMRE, die zweite Mailingliste, die ich damals abonniert hatte, als das Internet zu mir nachhause kam. Wer sich also wundert, dass nun keine Mails mehr über den Verteiler kommen, wende sich per Mail an Giesbert Damaschke und bitte ihn um Aufnahme in den neuen Verteiler. Auf dass die ASml weiter bestehe wie gehabt. Sollte eigentlich kein Problem sein, die üblichen Schmidt-Aficionados werden sicher weitermachen. ;)

Konflikt zwischen Community und Betreiber-Stiftung in der englischsprachigen Wikipedia

Nachdem die Wikimedia Foundation am 10. Juni 2019 den Administrator Fram gesperrt und „gebannt“ hatte, ist es in der englischsprachigen Wikipedia unruhig geworden. Eine zweistellige Zahl von Administratoren, Oversights und Bürokraten haben im Protest ihre erweiterten Benutzerrechte zurückgegeben. Die wochenlangen Diskussionen, vorwiegend auf der Seite Community response to the Wikimedia Foundation's ban of Fram, sind von den Portalen Buzzfeed und Slate aufgegriffen worden. Der Wikipedia Signpost brachte dazu vergangenes Wochenende mehrere Beiträge, davon ist einer, der die Abläufe dokumentiert hatte, schon wieder gelöscht worden.

Vergangene Nacht kam ein reitender Bote mit einem Statement des Boards der Wikimedia Foundation zu alledem, heute Morgen folgte eine weitere Stellungnahme der Geschäftsführerin Katherine Maher (jeweils Permalinks, die Seite wird weiter bearbeitet).

Bei dem Konflikt geht es wesentlich um den Grad der Autonomie, der den lokalen Communities im Rahmen ihrer Selbstverwaltung von dem Betreiber von Wikipedia belassen wird. Die Stiftung beansprucht das letzte Wort beim Umgang mit schweren Belästigungen von Benutzern untereinander, rudert in dem konkreten Fall aber nun teilweise zurück, indem jetzt doch das Schiedsgericht der englischen Wikipedia eingeschaltet werden soll. Das Verhältnis zwischen Community und Stiftung beim Umgang mit solchen Vorgängen bleibt aber vorerst im einzelnen unklar, es sind viele Nachfragen gestellt worden.

Die bisherige Kritik bezieht sich vor allem auf die Einmischung in Community-Angelegenheiten sowie auf das intransparente Verfahren ohne Anhörung des Betroffenen, das auch für Dritte nicht nachvollziehbar ist, weil dazu keine Einzelheiten veröffentlicht werden. Der Vorfall ist nicht abgeschlossen und wird die Aufmerksamkeit der Wikipedianer auf längere Zeit hinaus in Anspruch nehmen, insbesondere bei der bevorstehenden Wikimania, die vom 14. bis 18. August 2019 in Stockholm stattfinden wird.

Bücher abschalten

Die Süddeutsche Zeitung berichtet über die Schließung der Buch-Sektion im Microsoft App-Store. Die erworbenen E-Books werden Anfang Juli 2019 gelöscht. Auf den Lesegeräten der Benutzer werden sie nicht mehr angezeigt. Die Kunden erhalten ihr Geld zurück. Die Nutzung der Dateien war per Digital Rights Management an den Anbieter gebunden. Die Inhalte sind aber auch für das kollektive Gedächtnis verloren. Nur die Ausgaben, die als Netzpublikationen bei der Deutschen Nationalbibliothek abgeliefert worden waren, bleiben erhalten – für Benutzer der DNB als Archivdatei im Lesesaal. Wer in Büchern von Microsoft Notizen gemacht hatte, verliert auch diese übrigens auch und erhält dafür eine weitere Gutschrift von 25 US-Dollar.

Ein Blick zurück: Die Online-Ausgabe von Meyers Taschenlexikon und die Microsoft Encarta waren 2009 ebenfalls kurzfristig vom Netz genommen worden und sind seitdem verloren. Im selben Jahr kam es zu einem Vorfall, bei dem die Kindle-Ausgabe des Romans 1984 von George Orwell von Amazon ferngelöscht wurde, angeblich versehentlich.

Digitales Wissen ist vergänglich und bedeutet Kontrollverlust.

Wo itzund Städte stehn
wird eine Wisen seyn
Auff der ein Schäfers-Kind wird spilen mit den Herden.

(via InetBib)

Zum Nachdenken für Bachmannpreisträger

Beim Durchlesen meine Feedreaders bemerkt, dass das Interesse am Bachmannwettbewerb bzw. -bewerb sich dieses Jahr in deutlichen Grenzen hält. Angestaubtes Prozedere, schreibt Claudia, und die Zeit hat den Klagenfurtblues. Ich archiviere die Texte wie jedes Jahr und finde kaum einen darunter, in dem ich mich auf Anhieb verliere, der mich in sich hinein zerrt. Der Volltext erinnert in seinem Newsletter an einen Text von Kathrin Passig, die 2016 in Bezug auf Klagenfurt feststellte:

Jeder darf hinein in den Literaturbetrieb und zuschauen, wie die Wurst hergestellt wird.

Aber keiner darf fehlen, alle machen mit. Von den Bachmannpreisträgern hat man selten später noch etwas gehört. Die Bestseller schreiben ganz andere, und auch die Literaturwissenschaft beschäftigt sich selten mit ihnen. Und die mediale Inszenierung der Literaturkritik ist auch unglaubwürdig, denn die Juroren kennen die Texte, die sie auseinandernehmen, schon lange vor den Lesungen und sind dadurch freilich dem Publikum um mehrere Schritte voraus. Aber wie gelehrt sie erzählen können. Kafka hatte wohl doch Recht:

Nichts, wenn man es überlegt, kann dazu verlocken, in einem Wettrennen der erste sein zu wollen.

Der Nachlass von Jan Tschichold wird digitalisiert

Die Erben des Typografen Jan Tschichold haben dessen Nachlass als Schenkung an das Deutschen Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig gegeben.

Die Deutsche Nationalbibliothek hat in einer Pressemitteilung vom 13. Juni 2019 bekanntgegeben, dass die Digitalisierung des Nachlasses von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert werde. Die Digitalisate sollen nach entsprechender Erschließung über die Deutsche Digitale Bibliothek online frei abrufbar sein:

Nachlass Jan Tschichold wird mit DFG-Förderung digitalisiert

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert die Digitalisierung und Erschließung des Nachlasses von Jan Tschichold. Der Nachlass befindet sich im Deutschen Buch- und Schriftmuseum (DBSM) der Deutschen Nationalbibliothek (DNB) in Leipzig. In einem achtzehnmonatigen Projekt werden ausgewählte Teile des Nachlasses digitalisiert und erschlossen. Das Projekt wird mit circa 110.000 Euro gefördert. Die Digitalisate werden mit Normdaten versehen und über das Portal der DNB weltweit im Netz zugänglich gemacht. Gleichzeitig werden die Materialien unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Patrick Rössler von der Universität Erfurt inhaltlich erschlossen. Noch nie war ein so tiefer und einfacher Blick in die Werkstatt Tschicholds möglich. Zum Abschluss des Projektes wird eine Buchpublikation und eine Tagung die Ergebnisse zusammenfassen.

Jan Tschichold war einer der bedeutendsten Typografen und Schriftgestalter des 20. Jahrhunderts. Er wirkte im Umfeld des Bauhauses und gilt dort als Stichwortgeber für die sogenannte Neue oder Konstruktive Typografie. Nach dem zweiten Weltkrieg orientierte er sich zunehmend an traditionellen Vorbildern und veröffentliche zahlreiche typografiehistorische Werke und Lehrbücher zur Schriftgestaltung.

Die Erben Jan Tschicholds schenkten dem DBSM den Nachlass, damit er für Forschung und Lehre dauerhaft zur Verfügung steht. In den letzten Jahren gehörte er zu den meistgenutzten Nachlässen des Museums. Je mehr Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, Künstler und Künstlerinnen und Studierende den Nachlass vor Ort sichten, desto stärker wird er aber auch in Mitleidenschaft gezogen. Die Digitalisierung ist ein guter Weg, um vielen Menschen einen Einblick in den Nachlass zu ermöglichen und ihn dabei bestmöglich zu schonen. Dabei ist es besonders wichtig, die Digitalisate mit treffenden Beschreibungen (sogenannten Metadaten) anzureichern, damit Nutzerinnen und Nutzer genau das finden können, was sie suchen. Nach der Digitalisierung werden die Daten Teil der Deutschen Digitalen Bibliothek und von Europeana, dem europäischen digitalen Kulturportal.

Noch bis zum 6. September 2019 ist in Leipzig die Ausstellung „Jan Tschichold – ein Jahrhunderttypograf?“ zu sehen. Die Ausstellung, zu der der Wallstein-Verlag eine reich bebilderte Publikation veröffentlicht hat, rekonstruiert an einer Auswahl der interessantesten Stücke aus dem Nachlass den Lebens- und Schaffensweg Tschicholds.

Halbmonatliche Bibliographie von Zeitschriftenaufsätzen

Mehr Bekanntheit verdient ein Service der Bibliothek der Deutschen Bundesbank. Alle 14 Tage veröffentlicht man dort eine Bibliographie von Zeitschriftenaufsätzen , in der man einen Überblick vorwiegend über das wirtschaftswissenschaftliche Schrifttum zu volks- und finanzwirtschaftlichen Themen bekommt. Ausgewertet werden aber auch rechtswissenschaftliche und sozialpolitische Zeitschriften. Jede Ausgabe schließt mit dem Punkt „8.3 Digitalisierung“. Die Halbmonatliche Bibliographie gibt es seit 1972, die Online-Ausgabe seit 2005. Am 15. März 2019 erschien die Ausgebe Nr. 1100. Auf der Website der Bundesbank sind derzeit alle Ausgaben zurück bis Anfang 2016 frei abrufbar. Ältere Hefte werden in Bibliotheken gesammelt.

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