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Ich möchte lieber nicht

Blogplaneten aggregieren die RSS-Feeds von vielen Blogs zu einem bestimmten Thema und bringen dadurch Autoren und Leser zusammen. Der Betriebswirt würde es wahrscheinlich eine „Win-Win-Situation“ nennen. Und nun möchte einer der bekannteren Blogplaneten, Jurablogs, die teilnehmenden Blogger zahlen lassen: Fünf Euro soll es für Klaus Graf zukünftig pro Monat kosten, damit seine Beiträge, die er in „Archivalia“ mit „Archivrecht“ taggt, dort weiterhin ungekürzt verbreitet werden. Sonst würden nur noch fünf Blogposts pro Monat transportiert. Wohlgemerkt: Sein Blog ist ein ehrenamtliches und hochwertiges Projekt aus der Wissenschaft für die Wissenschaft – und weit darüber hinaus. Er werde das nicht tun, liest man in seinem Blog, das lange schon gleich über mehrere Blogplaneten für Historiker und Bibliothekare zu lesen ist, die allesamt umsonst verbreitet werden. Diesen Betreibern geht es um Qualität, nicht um Zahlungskraft. Eine Ansammlung von Werbeplazierungen wird da demnach also bei Jurablogs geboten. – Auch als Leser: Ich möchte lieber nicht, sagte Bartleby. Es gibt genug Gutes zu lesen da draußen im Netz, zuhauf.

GAFA III

Die Debatte geht weiter. Dave Winer zum Beispiel ärgert sich bloß darüber, daß er als Groß-Blogger nicht darf, was die großen Zeitungskonzerne jetzt bei Facebook dürfen. Er habe sich auch dort beworben, und, denk Dir, sie haben ihn abgelehnt. Es kann nur eine Frage der Zeit sein, da ist er sich sicher. Denn er wird wohl am Ball bleiben, nachdem er bemerkt hat, daß seine Texte auf Facebook wenigstens gelesen werden, bevor man sie kommentiert. Texte, die in dem neuen Modell nur unter iOS zu lesen sein werden. Pardauz. Während MG Siegler auf den Übergang vom Webbrowser hin zur App verweist. Der Browser, das Tool fürs freie Web: Heute viel zu langsam, die Technik von gestern, meint auch John Gruber.

GAFA II

Richard Gutjahr hatte ich schon länger wahrgenommen, sein Blog mag ich aber aus verschiedenen Gründen nicht. Immerhin schreibt er heute ein kleines Stück über die Einführung der Instant Articles bei Facebook. Die New York Times geht voran und zieht zwei Konsequenzen aus ihren eigenen Zahlen und aus der jüngeren Entwicklung: Ihre App, die früher acht Dollar im Monat gekostet hatte, verschenken sie jetzt. Außerdem veröffentlichen sie ihre Artikel direkt bei Facebook, um Leser zu erreichen, die schon lange keine Zeitungs-Webseite mehr besucht hätten. Dafür bekommt die Zeitung die gesamten Werbeeinnahmen. Vorläufig. Aber die große Zeitung sei letztlich nur wie ein Eisberg, zitiert Gutjahr einen ehemaligen Mitarbeiter der New York Times: Ein Eisberg, der immer mehr abschmelze. Sich an Facebook zu verkaufen, also ein weiterer Akt aus Verzweiflung über das verlorene Geschäftsmodell, was sich auch auf die Attraktivität als Arbeitgeber für Journalisten nachteilig auswirke. Selbstmord aus Angst vor dem Tod. Der Guardian, die BBC, die Bild-Zeitung und der Spiegel folgen bald. Stephen Downes fragt sich, wie man auf solche Artikel verlinken solle?

Es wird eng

Ben Klemens hat die Ankündigung von Mozilla, wonach neue Features in Firefox nur noch von Websites genutzt werden können, die mit HTTPS ausgeliefert werden, als the real end of the DIY era bezeichnet: This is not a closed-source corporation, or a startup pushing its new tool, or the arrogant guy at the hackathon, but the Mozilla Foundation — “Our mission is to promote openness, innovation & opportunity on the Web” — saying that if you are building web pages using tools from your desert island, without first filling in registration forms, then you are doing it wrong. Mozilla Firefox will make increasingly active efforts to block you until you obtain the correct permissions to build modern web pages. Und damit dürfte er wohl Recht haben, wenn man bedenkt, wie aufwendig es sein kann, den eigenen Webserver auf HTTPS umzustellen. Klemens schreibt aus der Perspektive des Entwicklers, des Selbst-Hosters, the me of the 1990s, the kid of the present day who doesn’t like WordPress and has the energy and curiosity to try building something new, the real-world dissidents in real-world totalitarian countries, are dark matter in the background and not addressed directly in the announcement, but are affected by the announcement nonetheless. Also genau derjenigen, für die Mozilla bis heute der letzte verbliebene Webbrowser überhaupt geblieben ist. Es wird eng für ihn. (via nettime-l)

Die Schrift wird zum Leben V

Ich schreibe nicht für ein Publikum. Ich schreibe für mich, und dabei bleibt es auch.“ – Hanns Dieter Hüsch ist vor zehn Jahren gestorben, er wäre heute 90 Jahre alt geworden. Auch er war genaugenommen ein Blogger.

GAFA

Adrienne Lafrance schreibt im Atlantic über eine Marktstudie des Meinungsforschungsinstituts Pew Research Center zur Entwicklung der Medien in den USA. Ein Viertel des gesamten Traffics im Web entfalle derzeit auf Facebook, während 61 Prozent der Werbeeinnahmen im Netz sich auf Facebook, Google, Microsoft, Yahoo und AOL verteilten, wobei Facebook wiederum seine Einnahmen in den vergangenen beiden Jahren verdoppelt habe. Auf mobilen Geräten gingen 37 Prozent aller Einnahmen an Facebook, während dort die Einnahmen um denselben Hebel stiegen, um den sie bei Desktop-Platzierungen abgenommen hätten. Die meisten Amerikaner läsen heute keine komplette Tageszeitung mehr, sondern begännen ihre Nachrichten-Lektüre mit Facebook und landeten von hier aus artikelweise auf verschiedenen Websites, wobei die absolut längste Verweildauer bei der New York Times im Januar 2015 bei 4,6 Minuten gelegen habe, währen der durchschnittliche Smartphone-Benutzer immerhin 42 Minuten pro Tag auf Facebook zugreife – das sind 20 Prozent der durchschnittlichen Online-Zeit insgesamt. Dementsprechend sei die Abhängigkeit anderer kommerzieller Websites von Facebook groß, sie erhielten von dort immer mehr Leser. Wieviele Nutzer wohin geleitet würden, hänge von dem Algorithmus ab, den Facebook für die Zusammensetzung ihrer Timelines zugrundelege. „Facebook is eating the Internet.“ (via Goldstein Report)

Die dominierende Rolle der vier großen Werbe- und Handels-Konzerne im Web – Google, Apple, Facebook, Amazon – „GAFA“ – hatte zuletzt auch Géopolitis aufgegriffen.

Goodbye Dropbox

„Liebe Nutzerin, lieber Nutzer, mit diesem Schreiben wenden wir uns an Dropbox-Nutzer außerhalb der Vereinigten Staaten, Kanadas oder Mexikos. Wir haben unsere Allgemeinen Geschäftsbedingungen geändert, um Ihnen und der wachsenden Anzahl von Dropbox-Nutzern weltweit Rechnung zu tragen. Ab dem 1. Juni 2015 werden wir unsere Dienste Dropbox, Dropbox für Unternehmen, Carousel und Mailbox daher über Dropbox Irland anbieten.“ – Und tschüß. Ein Datensilo weniger, würde Jörg Kantel vermutlich dazu sagen. Als ich mein aktuelles System aufbaute, hatte ich nicht nur auf Flash verzichtet, sondern auch auf die Dropbox. Ich habe sie ein halbes Jahr lang nicht vermißt. Die Bestätigungsmail spricht Bände: „Diese E-Mail dient als Bestätigung dafür, dass Sie Ihr Dropbox-Konto gelöscht haben. Ihre Dateien befinden sich nicht mehr auf Dropbox, aber wir haben sie nicht von Ihren Computern entfernt.“ (sic!)

Zurück zum alten Lesezeichen-Manager bei Google Chrome

Ebenso wie Flash ist auch Google Chrome sozusagen eine Übergangstechnologie. Während ich aber schon vergangenes Jahr auf ein systemweites Flash verzichten konnte, brauche ich Google Chrome bisweilen weiterhin, um Videos auf Plattformen abspielen zu können, denen HTLM5 allein nicht ausreicht.

Bei einem der letzten Updates von Chrome wurde der Lesezeichen-Manager durch einen neuen ersetzt. Dabei wurde zwar die grundsätzliche Möglichkeit, Bookmarks ex- und importieren zu können, beibehalten. Der Austausch mit Safari und Firefox – jahrelang ohne Probleme – hakt aber seitdem erheblich, denn mit dem neuen Manager ist es nicht mehr möglich, sämtliche Bookmarks zu markieren und zu löschen, um sie komplett durch die Sammlung aus einem der anderen Browser zu ersetzen.

Abhilfe findet man ausgerechnet bei einem Fan des neuen Systems, der erklärt, wie man den neuen Manager einschaltet, falls er nicht schon standardmäßig vorhanden sein sollte. Umgekehrt kann man ihn glücklicherweise auf demselben Weg auch wieder abschalten: Eingabe von chrome://flags in der Adreßzeile, und in den daraufhin erscheinenden Einstellungen suche man nach allen Schlüsseln, die den Begriff „Lesezeichen“ enthalten – diese deaktivieren und Chrome neu starten. Damit hat der Spuk ein Ende, und alles ist wie früher.

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