AUCTeX wird nur noch über ELPA verteilt
Nach einer längeren Diskussion hat Tassilo Horn heute Morgen
bekanntgegeben, dass AUCTeX, die Entwicklungsumbegung für (La)TeX in
Emacs, nicht mehr als Tarball verteilt werde. AUCTeX kann seitdem nur
noch über das Archiv ELPA bezogen werden. AUCTeX 13.3 war
demnach die letzte Version, die es noch als Tarball gab. Die aktuelle
Version ist AUCTeX 14.0.6.
Hi all,
from now on, AUCTeX releases are only made through the Emacs Lisp
Package Archive [1], so auctex-13.3 is the last standalone tarball
release. Distro packagers are encouraged to use the ELPA packages as-is
and install them under one of the new Emacs locations for system-wide
packages, see `package-directory-list’.
At the same time, development is now done on the „main“ branch and the
„master“ branch has been deleted. Its last state has been pushed as
„auctex-13“ branch for archiving purposes but it won’t get any updates
anymore.
For users who tracked the master branch: do „git switch main“ to switch
to the main brach where development takes place nowadays.
Bye,
Tassilo
[1] elpa.gnu.org
Für die meisten Benutzer ändert sich dadurch in der Praxis nichts.
AUCTeX ist weiterhin nicht Bestandteil von Emacs und muss daher
nachinstalliert werden. Wer AUCTeX, wie üblich, über den Paketmanager
package.el
aus ELPA installiert hatte, wird von dort auch weiterhin
Updates erhalten. Wer bisher die Entwicklerversion bezogen hatte, kann
per git switch main
von master
zu main
wechseln. Der Branch
auctex-13
wurde heute zum Archiv.
BibTeX 0.99 is the end of the line
Die letzte Version von BibTeX ist bekanntlich 0.99. Oren Patashniks Anleitung „BibTeXing“ trägt das Datum vom 8. Februar 1988, und diese Version ist noch immer Teil des BibTeX-Pakets, das mit den heutigen TeX-Distributionen ausgeliefert wird, hier beispielhaft TeX Live 2024:
% bibtex --version
BibTeX 0.99d (TeX Live 2024)
Das ist auch die Version, die in der dritten Auflage des LaTeX Companion erwähnt wurde (in Band 2 auf S. 378 ff.). Hier erhält der Begriff der Stabilität von Software also eine ganz neue Größenordnung.
Bei der TUG 1994 hatte Oren Patashnik BibTeX 1.0 beschrieben, und sein Aufsatz endete:
To conclude the paper: I can’t say for sure when BibTeX 1.0 will
actually appear; a beta-test version might exist by the end of 1995.
But as soon as it’s avdable it will be announced on comp.text.tex.
Die Newsgroup comp.text.tex
existiert zwar immer noch, sie spielt für solche Ankündigungen aber bei weitem nicht mehr die Rolle, die sie 1994 zweifellos noch hatte.
Am Rande einer Diskussion um die Zukunft der Literaturverwaltung in der texhax-Liste äußerte Karl Berry am 22. Mai 2024, dass es sehr wahrscheinlich kein BibTeX 1.0 mehr geben werde.
Das habe vor allem Kompatibilitätsgründe. Alle Features, die man damals vermisst habe, seien mittlerweile anderweitig bereitgestellt worden, sei es als Erweiterung oder als vollständiger Ersatz. Würde BibTeX mithin heute noch einmal in dem damals vorgesehenen Umfang erweitert, könne es zu vielen Problemen kommen:
bibtex-1.0, or maybe not
Hi Norman and all,
(Replying to tug.org. =
Seemed like a new Subject: line was in order.)
A final fragment of my motivation was that this might start a
conversation about bibliographies, in a world where bibtex v0.99 has
been current, and v1.0 has been anticipated, since 1988.
I’ve talked with Oren from time to time about the putative 1.0. It seems
like there’s an insuperable compatibility problem to making any
meaningful changes. As a basic example: a „url“ field is obviously
needed nowadays. But if he adds a url field to the standard styles,
there will inevitably be usage conflicts (at the bib level, the bst
level, the tex level, wherever) with the existing url fields that have
been added by many other styles. On the other hand, if he invents a new
field name, say „bibtexurl“, it’s even worse – then bib files would
have to duplicate url and bibtexurl. So there seems no good way to add it.
If one takes compatibility as paramount, which we do, together with the
fact that virtually everything of interest has already been implemented
one way or another, it seems there’s no way to make a useful 1.0.
Anything that he changes has problematic downstream side effects with no
apparent overriding benefit. Looking at Oren’s 1994 bibtex 1.0 article,
tug.org
just about everything in there that matters is already available. It’s
already been extended to Unicode (bibtexu), not to mention completely
replaced (biber, biblatex) if one prefers to go that way.
My feeling is that, more or less like the TeX input language, the .bib
input language seems to have been flexible enough to survive the aging
of the original processor.
So, barring some brilliant new idea about how to proceed, I think 0.99
is the end of the line for original BibTeX. It does its job, which is
still good enough for a large percentage of real-world cases. OTOH, if
anyone does have an idea for something that could be added to original
bibtex while retaining compatibility, Oren is ready to listen. –best, karl.
Das alles ist freilich wenig überraschend. Aber wenn man es dann abends so auf dem Bildschirm vor sich sieht, hat es doch auch wieder eine gewisse Endgültigkeit, und ich merke, dass auch ich insgeheim immer noch mit einer Version 1.0 gerechnet hatte.
Was heißt das für den Anwender?
BibTeX als Austauschformat ist weit verbreitet. Die Verlagsportale und die Bibliothekskataloge stellen es für den Export bereit, und das ist auch gut so, denn es ist zuverlässig zu parsen und kann leicht in die Literaturverwaltungen importiert und auch wieder aus ihnen exportiert werden. BibTeX als Datenformat für bibliografische Daten ist ausgereift und bewährt. Daran wird sich auch nichts mehr ändern, denn eine Alternative für den Endanwender ist nicht ersichtlich.
Auch BibTeX als Programm wird es weiterhin geben. Es ist standardmäßiger Bestandteil der TeX-Distributionen, und daran wird sich nichts ändern. Es wird ebenso weiter verfügbar bleiben wie TeX als Format und als Programm. Wer will, kann auch weiterhin BibTeX als Programm verwenden, ggf. mit den Erweiterungen für Unicode-kodierte Daten (bibtexu
).
Konsequent wäre es dann aber, gleich den ganzen Unicode-basierten Workflow auf LuaTeX, Biblatex und Biber umzustellen.
Aufräumarbeiten bei MacTeX 2024
Nach der Veröffentlichung von TeX Live 2024 ist nun auch die
MacTeX-Website aktualisiert worden. Dort findet man einen wichtigen
Hinweis für ConTeXt-Anwender, die bitte noch im Terminal das folgende
Initialisierungsskript ausführen sollten, das es leider nicht mehr in
das Setup geschafft hatte:
sudo mtxrun --generate
sudo context --luatex --generate
sudo context --luajittex --generate
Eine weitere Auffälligkeit betrifft das Paket arara, mit dem man
Dokumente automatisiert kompilieren kann. Der Unterschied zu dem
deutlich bekannteren latexmk besteht darin, dass arara die dazu
benötigten Metadaten unmittelbar aus dem Quelltext bezieht. Es braucht
allerdings eine Java Virtual Machine, die bekanntlich auf dem Mac
schon länger nicht standardmäßig vorhanden ist.
Arara und die dazugehörigen Binaries konnten nicht „signiert“ werden,
weshalb sie aus MacTeX entfernt werden mussten. Sie erscheinen
gleichwohl in der TeX Live Utility als Pakete mit dem Status
„Entfernen erzwungen“. Diese Einträge im Aktualisierungs-Tab
verschwinden dort erst aus der Liste, nachdem man die beiden Pakete
über das Pakete-Tab händisch nachinstalliert hat, worauf Herbert
Schulz auf der Mailingliste macosx-tex
hingewiesen hatte:
Arara has an internal library that could not be `signed’ by Apple. Since our policy is to only include things that can be `signed’ in MacTeX.pkg arara had to be removed.
You can use TeX Live Utility (TLU) to re-install arara once you’ve installed TeX Live 2024 with the MacTeX package. Open TLU and click on the `packages’ tab to list all available packages in TeX Live. Choose the arara package (you may have to open the list of systems and choose `universal-darwin’) and then `Install Selected Packages’ (or maybe `Reinstall Selected Packages’) in the Actions menu.
Caveat: Bitte nur das Paket arara im Tab „Pakete“
markieren und über das Kontextmenü des Eintrags nachinstallieren.
Bitte nicht den Eintrag aufklappen, es gibt nämlich außer
universal-darwin und darwin-legacy keinen Eintrag mehr für macOS,
deshalb verbleibt ein Eintrag in der Aktualisierungsliste offen. Das
Setup ist aber so klug, das richtige zu tun, wenn man einfach den
zugeklappten Baum in der Pakete-Ansicht insgesamt markiert und
nachinstalliert.
Voilà.
Eine ganz andere Frage ist, ob das Paket danach so funktioniert, wie
es soll. Dazu gibt es derzeit noch einen Bug-Report.
TeX Live 2024 ist veröffentlicht worden
Karl Berry hat den Release von TeX Live 2024 bekanntgegeben.
Neuigkeiten werden in den Release Notes beschrieben.
Unstimmigkeiten, die man in den letzten Wochen über die Mailinglisten
verfolgen konnte, betrafen vor allem Neuerungen bei LuaTeX. Es hakte
mitunter erheblich, die Probleme konnten dann aber behoben werden. Nur
ein kleiner Hänger bei ConTeXt blieb bestehen; er betrifft nur ConTeXt
auf dem Mac und sollte nicht zum Showstopper für alle werden. Das
Konfigurationsskript ist wohl nicht ganz vollständig, das wird noch
behoben. Auf der MacTeX-Website, die bald aktualisiert wird, soll es
dazu einen Hinweis geben.
TeX Live 2023 wurde schon am 11. März 2024 eingefroren. Wer es
noch nicht getan hat, mag nun die letzten Ergänzungen installieren,
solange sie noch bereitstehen, um die letzte Ausgabe von TeX Live 2023
zur Hand zu haben, falls es doch noch irgendwo bei Version 2024 zu
einem Hänger kommen sollte. Nach einer Weile im Parallelbetrieb kann
man sich dann für den Umstieg auf die neue Variante entscheiden und
die alte löschen, um den Speicherplatz zurück zu gewinnen. Man kann
zwischen den beiden Installationen hin und her schalten. Per GUI geht
das in der TeX Live Utility, über die auch die Updates eingespielt
werden.
Es wird noch ein paar Tage dauern, bis die Website der TeX Users Group
vollständig aktualisiert vorliegen wird und bis alle
CTAN-Spiegelserver mit der neuen Version versehen wurden. Diesmal
wartet man wohl ab, bis es soweit ist. Ich presche trotzdem mal vor,
wie es sich für Blogger gehört. Man sollte sich aber ruhig noch
einen langen Moment gedulden, bevor man den Download startet, um
sicherzustellen, dass man tatsächlich die neue Distribution bekommt.
Außer man ist sich sicher, dass man MacTeX vom 13. März 2024
herunterlädt. Keine Sorge: Man verpasst nichts. Die erste Version
TL2024 unterscheidet sich kaum von der letzten aus TL2023.
Der Download von MacTeX 2024 ist etwas über 5,6 GB groß; BasicTeX bringt es
auf etwa 90 MB. Für ältere Versionen seit System 10.3 gibt es
kein MacTeX mehr, dafür kann
der Unix-Installer genutzt werden. Auch die MacTeXtras sind
aktualisiert worden. Das ist eine Sammlung mit Werkzeugen, die man zum
Arbeiten speziell auf dem Mac gebrauchen kann.
Ein Dank geht auch in diesem Jahr an alle, die TL2024 entwickelt,
getestet oder sonst mitgeholfen haben, TeX and Friends gut in die neue
Saison 2024/25 zu bringen.
Pretest TeX Live 2024 beginnt
Karl Berry weist auf der TeX-Live-Mailingliste darauf hin, dass der Pretest für TeX Live 2024 anläuft.
Die wichtigste Änderung betreffe LuaTeX, das von nun an (ohne --shell-escape
) auf der Lua-Ebene so eingeschränkt worden sei, dass es nur noch in das Arbeitsverzeichnis und das TEXMF[SYS]VAR
-Verzeichnis schreiben dürfe. Es sei noch nicht klar, ob noch ein neuer LaTeX-Release folgen werde, es gebe jedenfalls neue Formate.
Am 2. März 2024 ist der Code-Freeze vorgesehen. Am 13. März 2024 soll der Release von TeX Live und MacTeX 2024 erfolgen.
Bitte beteiligt euch am Test und probiert die neue Version mit euren üblichen Dokumenten aus, damit Fehler möglichst frühzeitig gefunden werden können.
The trouble with AUCTeX 14
AUCTeX 14 ist veröffentlicht worden. Leider gibt es ein Problem beim
Upgrade. Das Setup läuft nicht sauber durch, wenn schon eine frühere
Version von AUCTeX installiert und aktiv ist. Emacs friert ein und
läuft mit einer Prozessorlast von 100 Prozent. In dem Fall hilft
ein beherztes C-g
, um die Endlosschleife zu verlassen.
Mittlerweile gibt es eine Bugfix-Version 14.0.2 auf ELPA. Man sollte
aber weiterhin zunächst die ältere Version deinstallieren, und zwar
auf demselben Weg, mit dem man sie zuvor installiert hatte.
Standardmäßig wäre das der Emacs-eigene Paketmanager package.el
.
Gegebenenfalls sind zuvor zudem Abhängigkeiten zu entfernen, die auf
AUCTeX beruhen, in meinem Fall war das company-auctex
. Dann sollte
die Installation von AUCTeX 14.0.2 von ELPA sauber durchlaufen.
Emacs : GNU Emacs 29.2 (build 1, aarch64-apple-darwin22.6.0, NS appkit-2299.70 Version 13.6.3 (Build 22G436))
of 2024-01-18
Package: 14.0.2
Danach die zuvor entfernten Abhängigkeiten wieder herstellen. Fertig.
Es wäre zu wünschen, dass bei künftigen Versionen nicht ohne weiteres
davon ausgegangen wird, dass man eine Erstinstallation von AUCTeX
vornimmt.
Der Wanderer XCIX
Die LaTeX-Unterstützung für deutschsprachige Texte babel-german
kann
nun auch gendern. In der heute auf CTAN veröffentlichten
Version 2.14 wurden Shorthands für den Genderstern "*
, den
Doppelpunkt ":
und den Unterstrich "_
neu eingeführt, die die
Trennstellen eines Worts unberührt lassen. Eingedenk der weiten
Verbreitung von gendergerechten Schreibweisen wurde es Zeit, dass das
Feature bereitgestellt werden konnte. Dem Maintainer von
babel-german
, Jürgen Spitzmüller, sei Dank!
Der Wanderer XCVIII
2023 geht zuende. Es ist Zeit für einen Blick zurück.
So wenig Weihnachten war selten wie in diesem Jahr. Kaum ein Geschäft
in der großen Einkaufsstraße hat sein Schaufenster entsprechend
dekoriert. Wenn sie nicht mal mehr saisonal dekorieren, wie soll dann
der Gedanke an saisonales Einkaufen entstehen?
Wir sehen vor uns: Eine verwundete Gesellschaft. Freilich begann es in
einem umfassenderen Sinne schon viel früher. Aber im engeren Sinne
betrachten wir die letzten etwa vier Jahre. Irgendwie. Es ist kaum
möglich zu erfassen, was in der Zeit alles kaputt gegangen ist, kaputt
gemacht wurde. Strukturen, die aufzubauen viele Jahre oder sogar
Jahrzehnte gedauert hatte, wurden innerhalb von Wochen und Tagen für
immer beschädigt oder für immer zerstört, so scheint es. Auch wenn es
viele Versuche dazu gab und gibt, es fällt doch schwer, sich davon zu
erholen. Es betrifft Menschen ebenso wie gesellschaftliche Ordnungen:
Organisationen, Institutionen, Netzwerke. Ganz schwer einzuschätzen,
wie es weitergehen wird.
Überall neues Personal, das die Verhältnisse „vor Corona“ nicht mehr
kennt. In der Bibliothek, in der Klinik, in der Arztpraxis, im Laden.
Anything left?
Derzeit wird in den größeren Städten nachgeholt, was in der letzten
Zeit auf dem Land vorausgegangen war: Schließung von Bankfilialen und
Geschäften und Geschäftsstellen. Was bleibt, sind Automaten, wenn
überhaupt. Und Webseiten. Und ständig ändert sich etwas. Deshalb
veraltet das Wissen über Alltägliches immer schneller.
2023 war auch das Jahr, in dem das textbasierte Usenet kaputt ging.
Über das Interface zu Google Groups kam massenweise Spam herein, mit
KI generiert, und machte die Newsgroups unlesbar. Zuerst wurden Google
Groups vollständig ausgefiltert. Dann zog sich Google vollständig aus
dem Usenet zurück. Das einst von DejaNews gekaufte historische
Usenet-Archiv bleibe erhalten – offen bleibt, wie lange. Aber es werde
nicht mehr fortgeführt. Hier bräuchte es also ein privates Projekt. Es
wird sich sicherlich etwas ergeben. Die Newsgroups sind aber deutlich
getroffen, denn auch den Benutzern war es nicht mehr möglich gewesen,
sich per Killfile gegen den Spam, in solchen Mengen und in dieser
Qualität variiert, zu schützen. Und ein doch recht großer Teil der
Regulars postete über viele Jahre über Google Groups. Es bleibt
abzuwarten, wie es nun weitergehen wird.
Übergänge gab es auch bei den Mailinglisten. Einige starben, einige
wurden bei neuen Providern weitergeführt, erneutes Anmelden reichte
aus. Im Hintergrund war auch hier Google, diesmal mit seiner Mail. Wer
einen so großen Teil der Lemminge mit seinem Dienst bedient, bestimmt
am Ende die Regeln, nach denen alle E-Mails transportiert, adressiert,
empfangen werden. So eine große Macht auf ein ganzes Medium, auf
Märkte und auf Protokolle, die gar nicht mehr zum eigenen Beritt
zählen, gehört freilich verboten, ist es aber nicht, wie wir wissen.
Derweil ist die Google-Suche endgültig unbrauchbar geworden. Bing
liefert immerhin noch Nachweise zu Nachrichten auf Websites. Und
ansonsten: MetaGer rulez. Wenn ich überhaupt noch Web-Suchmaschinen
benutze.
2023 war auch das Jahr, in dem Twitter starb und Mastodon und das
Fediverse aufstieg. Vielleicht war es auch ein Umbruch für die Blogs.
Felix Schaumburg sagte in Bildung – Zukunft – Technik – BTZ108:
Wenige bloggen noch regelmäßig, aber trotzdem gibts die Blogs, und es
ist ein schönes Gefühl, zu wissen, dass wenn mal irgendwie was ist,
man das dann auch wieder nutzen könnte. Und ich glaube, in dem Sinne
gehen Blogs nicht weg, auch wenn sie nicht mehr groß sind, also
dominant als Medium.
Und in derselben Folge sagte: Guido Brombach: „Ich bin
social-media-müde.“ Und er muss es ja wissen.
Wo bleibt das Positive? Ganz sicher hier: 2023 war auch das Jahr, in
dem die 70. Ausgabe meiner vierteljährlichen Kolumne Neue
Pakete auf CTAN erschienen ist. Die erste Folge kam in der
Mitgliederzeitschrift der Deutschsprachigen Anwendervereinigung TeX
(DANTE), in der TeXnischen Komödie (DTK), in Ausgabe 2/2005. Und
wenn nichts dazwischenkommt, setze ich die Reihe gerne fort.
Probleme mit TeX Live Utility
Derzeit gibt es ein Problem mit der TeX Live Utility (TLU), die mit
der TeX-Distribution MacTeX ausgeliefert wird. Standardmäßig werden
Updates unter MacTeX über die TeX Live Utility eingespielt. Nun steht
ein Upgrade des TeX-Live-Paketmanagers tlmgr
an, das zwar von TLU
angekündigt und auch auf Anforderung angestoßen, im weiteren Verlauf
dann aber nicht abgeschlossen wird. TLU moniert, es habe keinen
Zugriff auf das Kompressionswerkzeug xz
und bricht mit dieser
Fehlermeldung ab. Weitere Updates von MacTeX sind danach nicht mehr
möglich.
Es gibt einen Workaround. Man kann im Terminal per
sudo tlmgr update --self
das Update anstoßen. Danach sollte die TLU für alles weitere dann auch
wieder funktionieren.
Der Wanderer LXXXVII
Kurz vor dem Wochenende traf die dritte Auflage des LaTeX Companion, des TLC3, ein. Zwei Bände mit zusammengenommen gut 1900 Seiten. 18 Jahre nach dem Erscheinen der deutschen Übersetzung der zweiten Auflage. Ein enormer Gewinn für alle Benutzer und eine große Freude, ein so sorgfältig hergestelltes Buch zu bekommen.
Wobei es nicht ganz einfach war, den Titel zu bestellen, denn Addison-Wesley oder besser gesagt: Pearson ist auch nicht mehr ganz, was es mal war. Das Buch ist zwar in Deutschland über den Buchhandel bestellbar, es wird hierzulande aber nicht gelagert, sondern jeweils direkt beim Verlag aus den USA beschafft. Das sorgt für eine lange Lieferzeit und für vergleichsweise hohe Kosten. Und auch für ungewöhnlich schwankende Kosten. Wenn man die deutsche Buchpreisbindung gewöhnt ist, mag es merkwürdig anmuten, aber die Preisunterschiede zwischen den Buchhändlern sind doch beträchtlich.
Am ärgerlichsten ist aber wohl, dass der Transfer der Metadaten vom amerikanischen zum deutschen Buchhandel nicht so richtig klappen will. Wer das Werk bestellt, möge sich deshalb, bitte, nicht kirre machen lassen, es gibt mehrere Angebote vom Verlag: Man kann beide Bände separat bestellen, beide haben eine eigene ISBN, und es gibt ein Bundle mit beiden, und dann gibt es nochmal ein Bundle zusammen mit der E-Book-Ausgabe, das wäre dann also sozusagen die vollständigste aller Ausgaben. Wer die Auskunft erhält, der zweite Band sei nicht lieferbar, möge ihn reklamieren. Es gibt ihn wirklich, er liegt gerade neben mir auf dem Schreibtisch. Also nicht nur als E-Book, sondern als Book-Book.
Wer sich für LaTeX interessiert, möchte doch wahrscheinlich gerne ein gedrucktes Buch in Händen halten, zumal bei dem besagten Umfang. Fest gebunden auf gutem Papier mit einem schönen dunkelroten Lesebändchen. Und dann hat es also doch noch deutlich vor Weihnachten geklappt. Ich freue mich wirklich darauf! Und alle Beispiele aus dem TLC3 gibt es auf CTAN.
Übrigens habe ich die knappe Einführung in LaTeX, die ich seit ein paar Jahren auf meiner Homepage anbiete, endlich einmal wieder aktualisiert. Viele Weblinks gingen nicht mehr. Einige Angaben waren ebenfalls überholt. Bei der Gelegenheit habe ich den Text von HTML auf Org-Mode umgestellt. Sowohl die Quelle als auch der leicht nachbearbeitete HTML-Export aus Org stehen auf GitHub bereit. Und bei der nächsten Version werde ich auch die Teile, die ich heute noch händisch angegangen hatte, soweit wie möglich in Org umsetzen. Vielleicht kann ich meine gesamte Website als Publishing-Projekt auf Org umstellen. Wahrscheinlich erhalte ich auch beim Lesen des TLC3 eine paar Anregungen, die in den Text einfließen können, ohne ihn zu sehr auszudehnen.
Bei der Gelegenheit habe ich meine Homepage noch mit einem Dark Mode versehen. Das war per @media (prefers-color-scheme: dark) {...}
tatsächlich viel einfacher, als ich gedacht hätte.
Ich stelle mir gerade parallel eine ebenso kurze Einführung in die Installation von Emacs unter macOS vor, in der ich meine Erfahrungen aus den letzten Wochen zusammenfassen könnte, die ich ja teilweise hier auch verbloggt hatte. Ich mag die alte Tradition der gentle introductions sehr, von denen es früher ganz viele im Netz gab, zu allen möglichen Themen. Blogs, Wikis und Webforen sind hilfreich, aber letztlich sind es nur gesammelte Bruchstücke, es fehlt meistens der größere Überblick über ein Thema. Still digging!