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Thunderbird 128.1.1esr

Zu den Neuerungen, die mich beim Übergang von Thunderbird 115 zu 128 am meisten überrascht hatten, gehört eine Änderung im Kalender-Modul. Seit Version 128 ist es nicht mehr möglich, Termine, die in der Vergangenheit liegen, zu suchen und als Liste ausgeben zu lassen. Die alten Termine sind zwar noch im Kalender vorhanden, man kann aber nur noch auf sie zugreifen, wenn man im Kalendarium händisch zurückblättert, und erst dann erscheinen sie auch in der Trefferliste, die unmittelbar darüber dargestellt wird. Wenn man danach sucht. Die Einstellung, alle Termine zu filtern, wurde ersatzlos abgeschafft.

Freilich ist das eine erhebliche Einschränkung der Brauchbarkeit eines digitalen Kalenders, der immer auch als Archiv für alle möglichen Daten dient. Man hatte sich Notizen in den Terminen gemacht, hatte dort Kontaktdaten notiert oder aus E-Mails durch Umwandeln in einen Termin oder eine Aufgabe direkt übernommen. All das ist nicht mehr durch eine Suche im Kalender zugänglich.

Der Verlust hält sich in Grenzen. Im Thunderbird-Forum hatten sie schon seit dem 1. August über das Problem diskutiert, während ich es erst am 23. August bemerkt hatte. Dort hatte ein Benutzer eine Erweiterung für Thunderbird bereitgestellt, die die vollständige Durchsuchbarkeit wieder herstellt. Zitat:

Die Entwickler haben grundsätzliche Bedenken mit ’allen’ (=potentiell unendlich vielen) Terminen. Außerdem planen sie anscheinend einen Umbau des Kalenders. Da kann es etwas dauern, bis die Funktionalität wieder da ist.

In der Tat, denn Änderungen beim Kalender stehen dieses Jahr ausdrücklich nicht mehr auf der Roadmap. Es wird also mehrere Jahre dauern, bis der Kalender im Thunderbird wieder vollständig durchsuchbar ist. Es gibt nicht mal einen Bugreport dazu, jedenfalls habe ich keinen gefunden.

Ich habe es erst spät bemerkt. Aber jetzt weiß ich, dass ich mich auf den Kalender nicht mehr als Archiv verlassen kann, und das ist ein bisschen wie mit einem Kleidungsstück, bei dem man einmal bemerkt hat, dass es einen kratzt. Es kratzt dann auch noch, wenn es eigentlich gar nicht mehr kratzen sollte oder könnte. Weil es einen in der Vergangenheit einmal kratzen konnte, und diese Erinnerung hat sich ins Gedächtnis eingebrannt, als wäre es ein traditionelles Muster auf einem alten Tonkrug, der auf verworrenen und daher umso lieberen Wegen aus dem Altertum irgendwie doch noch zu uns gefunden hat. Und du willst dich auch nicht wirklich auf ein Plug-in aus einem Webforum verlassen, um dem abzuhelfen.

Ich bin froh, dass ich den digitalen Kalender immer nur nebenbei benutzt hatte. Mein Hauptkalender ist seit vielen Jahren schon ein schöner Timer aus dem Korsch Verlag, dem ich treu geblieben bin, seit ich ihn einmal auf der Frankfurter Buchmesse entdeckt hatte. Tatsächlich hatte ich ihn viele Jahre auch dort gekauft. Bis dann der Lockdown kam. Seitdem bestelle ich ihn schon im Sommer über meine Buchhandlung. Und von nun an wird es wohl besser sein, auch beim digitalen Kalender ganz zu Plain Text zu wechseln: Der Emacs Calendar, sehr wahrscheinlich ergänzt um Org-Mode, ruft. Endlich.

Raus aus den Datensilos!

Thunderbird 128.0esr

Mit einem kleinen esr, wie bei Firefox. Seit einer Woche leise veröffentlicht, aber heute erst bemerkt, denn es gab kein automatisches Upgrade auf den neuen Release.

Nach der Supernova vom vergangenen Jahr folgt diesmal der Sternennebel Nebula mit viel eye candy und wenig wirklich Neuem, dafür aber mit ganz vielen Bugfixes. Läuft schon schön rund unter Sonoma, braucht aber auch enorm viel Speicher. Der neue Donnervogel greift sich aus dem Stand ein sattes Gigabyte RAM. Der höhere Speicherbedarf fließt fast vollständig in die schnieke Oberfläche, die in der von mir favorisierten Cards View viel zuviel Weißraum verbraucht.

Wer den neuen Thunderbird 128esr ausprobieren möchte, möge sein Benutzerprofil und die Einstellungs-Datei ~/Library/Preferences/org.mozilla.thunderbird.plist sichern, denn ein Downgrade auf Version 115 ist nicht vorgesehen, und Thunderbird 115 startet nicht mit Profil und Preferences des 128esr.

Nichts von dem, was jetzt noch angekündigt ist, wäre für mich wirklich von Interesse. Immerhin beginnt mit Version 128esr eine neue Aufteilung bei den Release Channels.

Thunderbird 115, Firefox 120

Alle sieben Bug Reports, die ich in den letzten beiden Monaten für Thunderbird 115 eingericht hatte, sind mittlerweile gefixt worden, und es wurde sogar ein ganz alter Bug, den ich 2018 für den Firefox gemeldet hatte und der bis heute noch offen war, aufgegriffen. Er ist für die übernächste Version Firefox 120 behoben worden. Ob die Korrektur auch in Version 119 noch einfließen wird, ist derzeit noch nicht sicher, es gehe nur um eine Zeile Code. Könnte also klappen. Sie tun was.

Thunderbird 115.1, macOS 13.5

Update auf Thunderbird 115.1.0. Der Hänger beim Herunterfahren wurde behoben. Außerdem jede Menge kleinerer Korrekturen, die in den Release Notes gar nicht aufgeführt werden. Ich glaube, sie sind auf einem guten Weg. Wenn der Assistent zum Einrichten von neuen News-Konten noch funktionieren würde, wäre alles gut. Das Fenster erscheint nur zur Hälfte und ist nicht zu vergrößern. Der Rest wird einfach abgeschnitten. Bugreport ist erstellt.

Upgrade auf macOS Ventura, bevor Sonoma freigegeben wird. 11,9 GB Download. Ich kann mich noch daran erinnern, dass sowas mal halb so groß war. Das Setup dauerte eine halbe Stunde, und danach funktionierten Drucker und Scanner wie gehabt. So wenig Probleme gabs bei Apple noch nie, irgendwas war immer.

Der Fortschritt ist eine Schnecke.

Thunderbird 115.0 „Supernova“ VI

Also gut, eine Woche mit dem neuen Thunderbird 115.0. Und nachdem ich mich so viel beklagt hatte, arbeite ich mittlerweile eigentlich ganz flüssig mit der neuen Oberfläche, deren Gestaltung noch vieles offen lässt. Man kann sie sich aber durch die neue Möglichkeit einer Änderung von Schriftgröße und Dichte wenigstens insoweit zurechtbiegen. Vor allem ist die Suche wesentlich schneller geworden, was wichtig ist, weil Thunderbird für mich vor allem auch ein Archiv ist. Bleibt der Hänger beim Herunterfahren. 17 Sekunden Spinnrad. Wohlgemerkt: Das Programm stürzt nicht ab, es reagiert nur nicht mehr. Aber: Das schafft sonst keiner auf einem M1-Mac.

Thunderbird 115.0 „Supernova“ II

Also gut. Ein neuer Anlauf. Hat keinen Zweck, sich dem Umstieg zu verweigern, denn Ende August soll die letzte Version der 102-er-Reihe erscheinen.

Mit einem frischen Profil bestätigt sich, dass hier noch vieles schiefläuft.

Dann zurück zum alten Profil, denn die Konfiguration ist so umfangreich, dass es viel zu aufwändig wäre, sie from scratch ganz neu wieder aufzuziehen. Jedenfalls ist die alte Hauptsymbolleiste bei der neuen Version nicht mehr einsetzbar, weil sie an einer Stelle platziert wurde, wo sonst nur Tabs zu finden sind. Also räume ich sie leer, so wird sie schmaler. Im Gegensatz zum frischen Profil erscheint die Suchleiste dort allerdings nicht mehr und ist auch nicht auf anderem Wege (Anpassen, about:config) wieder her zu zaubern.

Der ganze Schnickschnack, den sie neu eingeführt haben, nimmt auf der Bedienoberfläche so viel Platz in Anspruch, dass man ihn ausblenden muss. Das Dreispaltenlayout erweist sich dann tatsächlich als die beste Lösung auch auf dem 13-Zoll-MacBook Air – wenn man den Tagesplan aus Platzgründen weglässt und jedenfalls für E-Mails und für den Feedreader. Die Darstellung kenne ich noch von Apple Mail früher. Für Newsgroups, bei denen es aufs Threading ankommt, muss man auf die alte Darstellung umschalten, hier fehlt allerdings die grafische Anzeige des Threads, es wird nur noch eingerückt, keine grafische Unterstützung beim Lesen der komplexen Diskussionen.

Antworten, Weiterleiten und Löschen von Nachrichten nur noch über diese kleinen Buttons im Header der Nachricht. Nach mehreren Tagen entdecke ich auch das Umwandeln von E-Mails in Termine und Aufgaben (und vice versa) wieder: Es ist aus dem Kontextmenü der Nachricht und aus dem Nachrichten-Hauptmenü in den Button „Mehr“ im Nachrichtenfenster verschoben worden.

Überhaupt ist durch die unpraktischen Hamburger-Menüs viel Klicken angesagt, ganz viel Klicken, Untermenüs klappen sich nicht mehr auf, sondern führen in Irrgärten und in weitere Irrgärten, alles im selben Fenster, was auf dem Desktop gar nicht nötig wäre – ich bin froh, dass unter macOS zumindest das Hauptmenü erhalten blieb. Noch. Inkonsistent weiterhin: Die Farbgebung bei der Auswahl von Desktop-Elementen und die Darstellung von Kontextmenüs im Programm im Vergleich zum System. Und freilich sind die Ordner nicht out of the box sortierbar; das Add-on Manually sort folders wurde noch nicht angepasst. Wir warten.

Bin gespannt, wie lange es dauert, bis der Hänger beim Schließen („reagiert nicht“) angegangen wird.

Thunderbird-Benutzer sind leidensfähig, oder sie sind keine.

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