Pretest TeX Live 2024 beginnt
Karl Berry weist auf der TeX-Live-Mailingliste darauf hin, dass der Pretest für TeX Live 2024 anläuft.
Die wichtigste Änderung betreffe LuaTeX, das von nun an (ohne --shell-escape
) auf der Lua-Ebene so eingeschränkt worden sei, dass es nur noch in das Arbeitsverzeichnis und das TEXMF[SYS]VAR
-Verzeichnis schreiben dürfe. Es sei noch nicht klar, ob noch ein neuer LaTeX-Release folgen werde, es gebe jedenfalls neue Formate.
Am 2. März 2024 ist der Code-Freeze vorgesehen. Am 13. März 2024 soll der Release von TeX Live und MacTeX 2024 erfolgen.
Bitte beteiligt euch am Test und probiert die neue Version mit euren üblichen Dokumenten aus, damit Fehler möglichst frühzeitig gefunden werden können.
The trouble with AUCTeX 14
AUCTeX 14 ist veröffentlicht worden. Leider gibt es ein Problem beim
Upgrade. Das Setup läuft nicht sauber durch, wenn schon eine frühere
Version von AUCTeX installiert und aktiv ist. Emacs friert ein und
läuft mit einer Prozessorlast von 100 Prozent. In dem Fall hilft
ein beherztes C-g
, um die Endlosschleife zu verlassen.
Mittlerweile gibt es eine Bugfix-Version 14.0.2 auf ELPA. Man sollte
aber weiterhin zunächst die ältere Version deinstallieren, und zwar
auf demselben Weg, mit dem man sie zuvor installiert hatte.
Standardmäßig wäre das der Emacs-eigene Paketmanager package.el
.
Gegebenenfalls sind zuvor zudem Abhängigkeiten zu entfernen, die auf
AUCTeX beruhen, in meinem Fall war das company-auctex
. Dann sollte
die Installation von AUCTeX 14.0.2 von ELPA sauber durchlaufen.
Emacs : GNU Emacs 29.2 (build 1, aarch64-apple-darwin22.6.0, NS appkit-2299.70 Version 13.6.3 (Build 22G436))
of 2024-01-18
Package: 14.0.2
Danach die zuvor entfernten Abhängigkeiten wieder herstellen. Fertig.
Es wäre zu wünschen, dass bei künftigen Versionen nicht ohne weiteres
davon ausgegangen wird, dass man eine Erstinstallation von AUCTeX
vornimmt.
Der Wanderer XCIX
Die LaTeX-Unterstützung für deutschsprachige Texte babel-german
kann
nun auch gendern. In der heute auf CTAN veröffentlichten
Version 2.14 wurden Shorthands für den Genderstern "*
, den
Doppelpunkt ":
und den Unterstrich "_
neu eingeführt, die die
Trennstellen eines Worts unberührt lassen. Eingedenk der weiten
Verbreitung von gendergerechten Schreibweisen wurde es Zeit, dass das
Feature bereitgestellt werden konnte. Dem Maintainer von
babel-german
, Jürgen Spitzmüller, sei Dank!
Emacs 29.2
GNU Emacs 29.2 ist heute veröffentlicht worden. ./configure
– make
– make install
lief unter macOS Ventura problemlos durch.
GNU Emacs 29.2 (build 1, aarch64-apple-darwin22.6.0, NS appkit-2299.70
Version 13.6.3 (Build 22G436)) of 2024-01-18
Der Programmstart ist ein bisschen umständlich, weil man erst den Paketinhalt des Programms anzeigen lassen und dann /Applications/Emacs.app/Contents/MacOS/emacs
anklicken muss. Bisher alles wie gehabt.
Emacs 29.1.90 IV
Im zurückliegenden Jahr hatte ich definitiv viel Spaß mit Emacs. Ich
hätte nie damit gerechnet, dass ich mich noch einmal so intensiv mit
meinem wichtigsten Arbeitspferd (neben TeX and Friends und
LibreOffice) beschäftigen würde. Mit der Konfiguration von
Emacs 29 bin ich nun soweit vorangekommen, dass es eigentlich
nur noch um Feinheiten geht.
Vermisst hatte ich im Vanilla Emacs ein Feature, das eigentlich alle
Emacsen out of the box boten, mit denen ich seit 2000 gearbeitet
hatte, nämlich das automatische Kopieren von markiertem Text in die
Zwischenablage. Markierte man Text mit der Maus, landete er direkt,
also ohne weiteres „Kopieren“ oder „Ausschneiden“, im Clipboard und
konnte direkt wieder an einer anderen Stelle eingefügt werden.
Eine Diskussion im Emacs StackExchange seit dem Oktober 2015
half mir weiter. Mehrere Wege führen demnach zum Ziel. Ich habe mich
für die Variable mouse-drag-copy-region
entschieden.
If non-nil, copy to kill ring upon mouse adjustments of the region.
Und aus dem Kill Ring gelangt die Region dann eben auch in die
Zwischenablage. Das wars.
(setq mouse-drag-copy-region t)
Hat nur eine Änderung beim Editieren zur Folge, an die ich mich jetzt
noch gewöhnen müsste: Wenn man einen Hyperlink in Org-Mode einfügen
möchte, markiert man den Anker mit der Maus, gefolgt von C-c C-l
.
Und nun steht im Kill Ring freilich der Anker aus dem Ausgangstext.
Wenn man zuvor schon das Linkziel (meist aus der Adresszeile des
Webbrowsers) kopiert hatte, geht es verloren. Es ist also besser, den
Link erst an dieser Stelle zu kopieren.
Der Wanderer XCVIII
2023 geht zuende. Es ist Zeit für einen Blick zurück.
So wenig Weihnachten war selten wie in diesem Jahr. Kaum ein Geschäft
in der großen Einkaufsstraße hat sein Schaufenster entsprechend
dekoriert. Wenn sie nicht mal mehr saisonal dekorieren, wie soll dann
der Gedanke an saisonales Einkaufen entstehen?
Wir sehen vor uns: Eine verwundete Gesellschaft. Freilich begann es in
einem umfassenderen Sinne schon viel früher. Aber im engeren Sinne
betrachten wir die letzten etwa vier Jahre. Irgendwie. Es ist kaum
möglich zu erfassen, was in der Zeit alles kaputt gegangen ist, kaputt
gemacht wurde. Strukturen, die aufzubauen viele Jahre oder sogar
Jahrzehnte gedauert hatte, wurden innerhalb von Wochen und Tagen für
immer beschädigt oder für immer zerstört, so scheint es. Auch wenn es
viele Versuche dazu gab und gibt, es fällt doch schwer, sich davon zu
erholen. Es betrifft Menschen ebenso wie gesellschaftliche Ordnungen:
Organisationen, Institutionen, Netzwerke. Ganz schwer einzuschätzen,
wie es weitergehen wird.
Überall neues Personal, das die Verhältnisse „vor Corona“ nicht mehr
kennt. In der Bibliothek, in der Klinik, in der Arztpraxis, im Laden.
Anything left?
Derzeit wird in den größeren Städten nachgeholt, was in der letzten
Zeit auf dem Land vorausgegangen war: Schließung von Bankfilialen und
Geschäften und Geschäftsstellen. Was bleibt, sind Automaten, wenn
überhaupt. Und Webseiten. Und ständig ändert sich etwas. Deshalb
veraltet das Wissen über Alltägliches immer schneller.
2023 war auch das Jahr, in dem das textbasierte Usenet kaputt ging.
Über das Interface zu Google Groups kam massenweise Spam herein, mit
KI generiert, und machte die Newsgroups unlesbar. Zuerst wurden Google
Groups vollständig ausgefiltert. Dann zog sich Google vollständig aus
dem Usenet zurück. Das einst von DejaNews gekaufte historische
Usenet-Archiv bleibe erhalten – offen bleibt, wie lange. Aber es werde
nicht mehr fortgeführt. Hier bräuchte es also ein privates Projekt. Es
wird sich sicherlich etwas ergeben. Die Newsgroups sind aber deutlich
getroffen, denn auch den Benutzern war es nicht mehr möglich gewesen,
sich per Killfile gegen den Spam, in solchen Mengen und in dieser
Qualität variiert, zu schützen. Und ein doch recht großer Teil der
Regulars postete über viele Jahre über Google Groups. Es bleibt
abzuwarten, wie es nun weitergehen wird.
Übergänge gab es auch bei den Mailinglisten. Einige starben, einige
wurden bei neuen Providern weitergeführt, erneutes Anmelden reichte
aus. Im Hintergrund war auch hier Google, diesmal mit seiner Mail. Wer
einen so großen Teil der Lemminge mit seinem Dienst bedient, bestimmt
am Ende die Regeln, nach denen alle E-Mails transportiert, adressiert,
empfangen werden. So eine große Macht auf ein ganzes Medium, auf
Märkte und auf Protokolle, die gar nicht mehr zum eigenen Beritt
zählen, gehört freilich verboten, ist es aber nicht, wie wir wissen.
Derweil ist die Google-Suche endgültig unbrauchbar geworden. Bing
liefert immerhin noch Nachweise zu Nachrichten auf Websites. Und
ansonsten: MetaGer rulez. Wenn ich überhaupt noch Web-Suchmaschinen
benutze.
2023 war auch das Jahr, in dem Twitter starb und Mastodon und das
Fediverse aufstieg. Vielleicht war es auch ein Umbruch für die Blogs.
Felix Schaumburg sagte in Bildung – Zukunft – Technik – BTZ108:
Wenige bloggen noch regelmäßig, aber trotzdem gibts die Blogs, und es
ist ein schönes Gefühl, zu wissen, dass wenn mal irgendwie was ist,
man das dann auch wieder nutzen könnte. Und ich glaube, in dem Sinne
gehen Blogs nicht weg, auch wenn sie nicht mehr groß sind, also
dominant als Medium.
Und in derselben Folge sagte: Guido Brombach: „Ich bin
social-media-müde.“ Und er muss es ja wissen.
Wo bleibt das Positive? Ganz sicher hier: 2023 war auch das Jahr, in
dem die 70. Ausgabe meiner vierteljährlichen Kolumne Neue
Pakete auf CTAN erschienen ist. Die erste Folge kam in der
Mitgliederzeitschrift der Deutschsprachigen Anwendervereinigung TeX
(DANTE), in der TeXnischen Komödie (DTK), in Ausgabe 2/2005. Und
wenn nichts dazwischenkommt, setze ich die Reihe gerne fort.
Der Wanderer XCVII
Gerade in dem Moment, in dem die kommerziellen sozialen Plattformen in die Krise gekommen sind und sich viele Benutzer von ihnen schon abgewandt und zum Fediverse hingewandt haben, nervt YouTube seine User und fordert sie dazu auf, den Werbeblocker abzuschalten. Ich habe darauf insoweit reagiert, dass ich Kanäle, die mir Werbung vorsetzen, abwähle. Übrig bleibt die Zivilgesellschaft, die offenbar ohne Werbung funktioniert, aber noch nicht außerhalb der Datenwirtschaft steht. Noch nicht.
Emacs 29.1.90 III
Meine M-x emacs-init-time
liegt mittlerweile nochmal ein bisschen
niedriger, bei 2 Sekunden.
In den letzten Tagen vor allem an den completion-at-point-functions
geschraubt. Bei einem der letzten Updates setzte irgendetwas bei
Company aus. Ich kann es leider nicht nachvollziehen.
Eine lebhafte Diskussion auf emacs-devel
vergangene Woche lenkte
jedenfalls meine Aufmerksamkeit auf die Alternative Corfu mit Cape. Es
wurde vorgeschlagen, Company in Emacs zu integrieren, und Corfu wurde
als bessere Lösung hingestellt. Das kann ich nach einem ersten Test
durchaus bestätigen. Darüber hinaus habe ich ich mir aber auch die
Completion bei AUCTeX endlich mal näher angesehen.
Derzeit läuft bei mir diese Lösung sehr schön:
(use-package corfu
:init
(global-corfu-mode)
:config
(setq corfu-auto t)
(setq corfu-auto-prefix 4)
(setq completion-styles '(basic))
)
(use-package cape
:init
(add-to-list 'completion-at-point-functions #'cape-dabbrev)
(add-to-list 'completion-at-point-functions #'cape-tex)
(add-to-list 'completion-at-point-functions #'cape-elisp-block)
(add-to-list 'completion-at-point-functions #'TeX--completion-at-point)
)
(use-package tex
:ensure auctex
:defer nil
:config
(setq TeX-parse-self t) ;; parse on load
(setq TeX-auto-save t) ;; parse on save
(setq-default TeX-master t)
(setq TeX-auto-untabify t)
(setq-default TeX-engine 'luatex)
(setq TeX-electric-escape t)
(setq TeX-insert-braces t)
(setq LaTeX-electric-left-right-brace t)
)
(use-package reftex
:config
(add-hook 'LaTeX-mode-hook 'turn-on-reftex)
(add-hook 'latex-mode-hook 'turn-on-reftex)
)
Bin mir noch nicht sicher, ob ich auf cape-tex
ganz verzichten kann,
wenn ich TeX--completion-at-point
reinnehme. Geklärt ist nur, dass
diese Funktion bei Cape konfiguriert werden muss, und zwar als letzte
in der Liste. Sie wird erst zusammen mit AUCTeX geladen und steht erst
bereit, nachdem mindestens ein (La)TeX-Buffer geöffnet wurde.
Ansonsten gibt es eine Fehlermeldung, und Corfu/Cape funktionieren gar
nicht mehr.
Für die Completion im Mini-Buffer nutze ich weiterhin Ivy mit Swiper
und Counsel. Im Buffer zum Schreiben jetzt: Corfu mit Cape.
Schön auch zu sehen, dass die Entwicklung solcher Ergänzungen
mittlerweile bei Emacs ein Tempo angenommen hat, das so groß ist, dass
selbst das EmacsWiki und teilweise auch der StackExchange nicht mehr
mitkommen.
Der Wanderer XCVI
Asterix, Die weiße Iris, endlich gelesen. Ein Band, an dem man ermessen mag, wie sich Frankreich an den gesellschaftlichen Verwerfungen der letzten Jahre abarbeitet. Ein Asterix für die Post-Covid-Gesellschaft, in der viel Unsicherheit im Spiel ist. Die Zeiten ändern sich, Daximplus, sagt Vicusversus. Und der Legionär antwortet: Genau das ist das Problem, wenn du mich fragst.
Didier Conrad und Fabcaro lesen diese Gemengelage als eine Chance für Coaches und Berater, die blumige Sprüche verbreiten, die aber nichts Grundsätzliches zu ändern vermögen. Und die am Ende scheitern. Denn Glück entsteht allein, wenn alles vorbei ist, wenn alle sich einig sind und am großen runden Tisch in dem kleinen Dorf in der Provinz sitzen und die Wildschweine aufgetischt werden. Eine kalte Absage an die Globalisierung und an die große weite Welt da draußen. Das Landleben wird gefeiert, ein weltweiter Erfolg.
Eine Absage auch an die moderne Kunst, an die Neue Küche und an die unsichtbaren Dritten, die sich „da vorne festgeklebt“ haben, um „gegen die Abholzung des Karnutenwalds“ zu protestieren und dabei einen großen Stau verursachen, in den auch die mutigen Gallier auf ihrem alten Wagen geraten.
Ziemlich reaktionärer Stoff, also. Fabcaro hat sich dagegen verwahrt, Visusversus sei „woke“. Im Gegenteil. Vorbild für die Figur war schließlich Bernard-Henri Lévy, der in frankophonen Raum viel gegenwärtiger ist als hierzulande. Aber alle sind empfänglich für die „weiße Iris“.
Fehlt eigentlich nur noch ein Thema, an das sich Asterix bisher nicht frontal herangetraut hat, an dem sie aber nicht auf Dauer vorbeikommen werden. Eine Fährte ist gelegt: Veränderung führt über die Sprache. Sie ist hier vorläufig gescheitert. Das ist aber entwicklungsfähig, auch wenn sie die größte Klippe dieses Mal noch umschifft haben. Das alles soll ja gut verkäuflich bleiben. Und es ist eine Serie. Es wird einen 41. Band geben.
Der Wanderer XCV
Igor Levit, Fantasia, in der Naxos Music Library gehört. Passt sehr zu der unruhigen und ratlosen Zeit. Es sind Stücke voller Fragen, und einige trösten sogar ein bisschen.