TeX Live 2024 ist veröffentlicht worden
Karl Berry hat den Release von TeX Live 2024 bekanntgegeben.
Neuigkeiten werden in den Release Notes beschrieben.
Unstimmigkeiten, die man in den letzten Wochen über die Mailinglisten
verfolgen konnte, betrafen vor allem Neuerungen bei LuaTeX. Es hakte
mitunter erheblich, die Probleme konnten dann aber behoben werden. Nur
ein kleiner Hänger bei ConTeXt blieb bestehen; er betrifft nur ConTeXt
auf dem Mac und sollte nicht zum Showstopper für alle werden. Das
Konfigurationsskript ist wohl nicht ganz vollständig, das wird noch
behoben. Auf der MacTeX-Website, die bald aktualisiert wird, soll es
dazu einen Hinweis geben.
TeX Live 2023 wurde schon am 11. März 2024 eingefroren. Wer es
noch nicht getan hat, mag nun die letzten Ergänzungen installieren,
solange sie noch bereitstehen, um die letzte Ausgabe von TeX Live 2023
zur Hand zu haben, falls es doch noch irgendwo bei Version 2024 zu
einem Hänger kommen sollte. Nach einer Weile im Parallelbetrieb kann
man sich dann für den Umstieg auf die neue Variante entscheiden und
die alte löschen, um den Speicherplatz zurück zu gewinnen. Man kann
zwischen den beiden Installationen hin und her schalten. Per GUI geht
das in der TeX Live Utility, über die auch die Updates eingespielt
werden.
Es wird noch ein paar Tage dauern, bis die Website der TeX Users Group
vollständig aktualisiert vorliegen wird und bis alle
CTAN-Spiegelserver mit der neuen Version versehen wurden. Diesmal
wartet man wohl ab, bis es soweit ist. Ich presche trotzdem mal vor,
wie es sich für Blogger gehört. Man sollte sich aber ruhig noch
einen langen Moment gedulden, bevor man den Download startet, um
sicherzustellen, dass man tatsächlich die neue Distribution bekommt.
Außer man ist sich sicher, dass man MacTeX vom 13. März 2024
herunterlädt. Keine Sorge: Man verpasst nichts. Die erste Version
TL2024 unterscheidet sich kaum von der letzten aus TL2023.
Der Download von MacTeX 2024 ist etwas über 5,6 GB groß; BasicTeX bringt es
auf etwa 90 MB. Für ältere Versionen seit System 10.3 gibt es
kein MacTeX mehr, dafür kann
der Unix-Installer genutzt werden. Auch die MacTeXtras sind
aktualisiert worden. Das ist eine Sammlung mit Werkzeugen, die man zum
Arbeiten speziell auf dem Mac gebrauchen kann.
Ein Dank geht auch in diesem Jahr an alle, die TL2024 entwickelt,
getestet oder sonst mitgeholfen haben, TeX and Friends gut in die neue
Saison 2024/25 zu bringen.
Der Wanderer 104
Vergangenen Oktober hatte ich mich zuletzt mit dem in Emacs
integrierten Wörterbuch dictionary.el
und mit osx-dictionary
beschäftigt, mit dem man auch das Wörterbuch in macOS in Emacs nutzen
kann. Dann passierte lange Zeit relativ wenig in meiner dotemacs
,
weil mir dazu die Zeit fehlte. Letzteres ist derzeit eigentlich immer
noch so. Aber manchmal ist es vernünftig, dem Impuls nachzugeben und
sich einmal wieder der Emacs-Konfiguration zuzuwenden, weil es
erholsam und gut ist, sie zu pflegen. Was noch fehlte, war eine echte
Web-Suche, sowohl in der größten Enzyklopädie ever written als
auch in einer Internet-Suchmaschine.
Die folgende Ergänzung habe ich heute mit kleineren Änderungen aus dem
Blog von İsmail Efe Top (via jcs) übernommen. İsmail hatte dort
ursprünglich eine Google-Suche für das Wort at-point formuliert. Ich
habe das als eine Anregung genommen und für meine Zwecke leicht
angepasst, weil es tatsächlich praktisch ist und eine schöne Ergänzung
zu meiner Lexikon-Suche darstellt:
(defun wikipedia-search-word-at-point ()
"Search the current word on German Wikipedia using browse-url."
(interactive)
(let ((word (thing-at-point 'word)))
(if word
(browse-url (concat "https://de.wikipedia.org/w/index.php?search=" word))
(message "No lemma found at point."))))
(global-set-key (kbd "M-ä") 'wikipedia-search-word-at-point)
(defun metager-search-word-at-point ()
"Search the current word on MetaGer using browse-url."
(interactive)
(let ((word (thing-at-point 'word)))
(if word
(browse-url (concat "https://metager.de/meta/meta.ger3?eingabe=" word))
(message "No term found at point."))))
(global-set-key (kbd "M-Ä") 'metager-search-word-at-point)
Nachdem ich die Eingabe M-#
schon für eine Suche des Terms
at-point im Emacs-Dictionary und M-'
entsprechend für die Suche im
osx-dictionary
belegt hatte, wählte ich M-ä
für die Suche in der
deutschsprachigen Wikipedia und M-Ä
für eine ebensolche in meiner
Standardsuchmaschine MetaGer. Die Ä-Taste wählte ich, weil sie direkt
neben der anderen Taste angeordnet ist. Funktioniert sehr schön, wie
erwartet.
Die Fallback-Lösung (eine Nachricht im Minibuffer) kommt nur zum
Einsatz, wenn der Cursor beim Aufruf der Funktion nicht an einem Term
steht, den er an den Server per browse-url
übergeben könnte. Das
Fallback-Handling im Übrigen verbleibt beim Server; man wird dann ja
auch schon im Webbrowser sein, so dass man dort die Antwort erwartet.
Der Wanderer 103
Nebenan beklagt sich Anke Gröner über die viel zu vollen Blockbuster-Ausstellungen, die derzeit noch andauern beziehungsweise gerade zuende gehen. Sie ging trotz allem in Caspar David Friedrich in Hamburg. Und andere mehr.
Ich stand in den letzten Wochen mehrmals vor der Schirn Kunsthalle in Frankfurt am Main – und ging nicht hinein zu Feininger. „Links, das ist die Schlange für die Kasse, und rechts ist Online.“
Die vielen Menschen, der Andrang, die beengten Verhältnisse und das Langeschlangestehen (sic) sind so ziemlich das Gegenteil von dem, was ich mir unter einer Kunstausstellung vorstelle. Museums- und Ausstellungsbesuche werde ich in Zukunft also anders angehen lassen.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich der einzige bin, den das nervt und der sich anderweitig orientiert. Die Bedeutung der Sammlungen und der Dauerausstellungen wächst. Das wird dadurch erleichtert, dass ich schon so lange im Kulturbetrieb unterwegs bin, dass ich die Sammlungen in der Nähe ganz gut kenne. Diejenigen in größerer Entfernung werden nun hinzukommen.
Weg von den Events, weg vom Kunstkonsum als organisiertem Ereignis, hin zu selbstbestimmten und, wenn man so will, auch selbst kuratierten Kunsterfahrungen. Und weg von den größeren und großen Hallen, hin zu den kleineren Häusern. Wo Kunst noch möglich ist, ohne Online-Buchung und festgezurrtem Zeitfenster, zwischen mehreren Gruppenreisen und so. Ähnlich wie früher. Muss doch gehen. Irgendwie.
Meine These wäre, dass die im Vergleich zu früheren Zeiten heute übervollen Ausstellungen etwas mit dem zu tun haben, was Stefan Schulz in seinem Buch die Altenrepublik genannt hatte. Die Baby-Boomer haben jetzt genügend Zeit, denn die große Verrentungswelle hat eingesetzt, und so bevölkern sie nun die Ausstellungshäuser und erobern sich den kulturellen Raum, und zwar zu Zeiten, zu denen sie bis dahin – zumindest in dieser Anzahl – dort nicht anwesend sein konnten. Wir werden es beobachten.
Der Wanderer 102
Ein Satz von A. R. Penck:
Die Vergangenheit lässt sich nicht reparieren.
Der Wanderer C
Zum Beispiel, dass es jetzt wieder frische rote Pflaumen gibt. Vor ein paar Monaten noch kamen sie aus Südeuropa. Jetzt kommen sie aus Südafrika, also von sehr viel weiter her. Und sie schmecken auch ein bisschen anders als die europäischen. Und ich mag sie beide. Sehr. Überhaupt: Der Übergang ist etwas sehr Schönes. Ist etwas, auf das ich gewartet habe. Jetzt, auf einmal, ist es soweit. Und alles sortiert sich.
Pretest TeX Live 2024 beginnt
Karl Berry weist auf der TeX-Live-Mailingliste darauf hin, dass der Pretest für TeX Live 2024 anläuft.
Die wichtigste Änderung betreffe LuaTeX, das von nun an (ohne --shell-escape
) auf der Lua-Ebene so eingeschränkt worden sei, dass es nur noch in das Arbeitsverzeichnis und das TEXMF[SYS]VAR
-Verzeichnis schreiben dürfe. Es sei noch nicht klar, ob noch ein neuer LaTeX-Release folgen werde, es gebe jedenfalls neue Formate.
Am 2. März 2024 ist der Code-Freeze vorgesehen. Am 13. März 2024 soll der Release von TeX Live und MacTeX 2024 erfolgen.
Bitte beteiligt euch am Test und probiert die neue Version mit euren üblichen Dokumenten aus, damit Fehler möglichst frühzeitig gefunden werden können.
The trouble with AUCTeX 14
AUCTeX 14 ist veröffentlicht worden. Leider gibt es ein Problem beim
Upgrade. Das Setup läuft nicht sauber durch, wenn schon eine frühere
Version von AUCTeX installiert und aktiv ist. Emacs friert ein und
läuft mit einer Prozessorlast von 100 Prozent. In dem Fall hilft
ein beherztes C-g
, um die Endlosschleife zu verlassen.
Mittlerweile gibt es eine Bugfix-Version 14.0.2 auf ELPA. Man sollte
aber weiterhin zunächst die ältere Version deinstallieren, und zwar
auf demselben Weg, mit dem man sie zuvor installiert hatte.
Standardmäßig wäre das der Emacs-eigene Paketmanager package.el
.
Gegebenenfalls sind zuvor zudem Abhängigkeiten zu entfernen, die auf
AUCTeX beruhen, in meinem Fall war das company-auctex
. Dann sollte
die Installation von AUCTeX 14.0.2 von ELPA sauber durchlaufen.
Emacs : GNU Emacs 29.2 (build 1, aarch64-apple-darwin22.6.0, NS appkit-2299.70 Version 13.6.3 (Build 22G436))
of 2024-01-18
Package: 14.0.2
Danach die zuvor entfernten Abhängigkeiten wieder herstellen. Fertig.
Es wäre zu wünschen, dass bei künftigen Versionen nicht ohne weiteres
davon ausgegangen wird, dass man eine Erstinstallation von AUCTeX
vornimmt.
Der Wanderer XCIX
Die LaTeX-Unterstützung für deutschsprachige Texte babel-german
kann
nun auch gendern. In der heute auf CTAN veröffentlichten
Version 2.14 wurden Shorthands für den Genderstern "*
, den
Doppelpunkt ":
und den Unterstrich "_
neu eingeführt, die die
Trennstellen eines Worts unberührt lassen. Eingedenk der weiten
Verbreitung von gendergerechten Schreibweisen wurde es Zeit, dass das
Feature bereitgestellt werden konnte. Dem Maintainer von
babel-german
, Jürgen Spitzmüller, sei Dank!
Emacs 29.2
GNU Emacs 29.2 ist heute veröffentlicht worden. ./configure
– make
– make install
lief unter macOS Ventura problemlos durch.
GNU Emacs 29.2 (build 1, aarch64-apple-darwin22.6.0, NS appkit-2299.70
Version 13.6.3 (Build 22G436)) of 2024-01-18
Der Programmstart ist ein bisschen umständlich, weil man erst den Paketinhalt des Programms anzeigen lassen und dann /Applications/Emacs.app/Contents/MacOS/emacs
anklicken muss. Bisher alles wie gehabt.
Emacs 29.1.90 IV
Im zurückliegenden Jahr hatte ich definitiv viel Spaß mit Emacs. Ich
hätte nie damit gerechnet, dass ich mich noch einmal so intensiv mit
meinem wichtigsten Arbeitspferd (neben TeX and Friends und
LibreOffice) beschäftigen würde. Mit der Konfiguration von
Emacs 29 bin ich nun soweit vorangekommen, dass es eigentlich
nur noch um Feinheiten geht.
Vermisst hatte ich im Vanilla Emacs ein Feature, das eigentlich alle
Emacsen out of the box boten, mit denen ich seit 2000 gearbeitet
hatte, nämlich das automatische Kopieren von markiertem Text in die
Zwischenablage. Markierte man Text mit der Maus, landete er direkt,
also ohne weiteres „Kopieren“ oder „Ausschneiden“, im Clipboard und
konnte direkt wieder an einer anderen Stelle eingefügt werden.
Eine Diskussion im Emacs StackExchange seit dem Oktober 2015
half mir weiter. Mehrere Wege führen demnach zum Ziel. Ich habe mich
für die Variable mouse-drag-copy-region
entschieden.
If non-nil, copy to kill ring upon mouse adjustments of the region.
Und aus dem Kill Ring gelangt die Region dann eben auch in die
Zwischenablage. Das wars.
(setq mouse-drag-copy-region t)
Hat nur eine Änderung beim Editieren zur Folge, an die ich mich jetzt
noch gewöhnen müsste: Wenn man einen Hyperlink in Org-Mode einfügen
möchte, markiert man den Anker mit der Maus, gefolgt von C-c C-l
.
Und nun steht im Kill Ring freilich der Anker aus dem Ausgangstext.
Wenn man zuvor schon das Linkziel (meist aus der Adresszeile des
Webbrowsers) kopiert hatte, geht es verloren. Es ist also besser, den
Link erst an dieser Stelle zu kopieren.