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Donnerstag, 17. Oktober 2024

Eindrücke von der Frankfurter Buchmesse 2024

Die Frankfurter Buchmesse war für mich eigentlich schon immer ein Fixpunkt im Herbst, um den herum ich mir ein paar Tage freihielt. Mittlerweile verstehe ich auch, warum mir das Gewusel in den Messehallen nicht so liegt, es ist in jeder Hinsicht für mich einfach too much, aber die Bücher ziehen mich eben immer wieder dorthin, das Verlagswesen, die Büchermenschen, und auch: Kultur und Information als Ware, et les incontournables, bien sûr. Und die Trends, die man dort sehr gedrängt beobachten kann, wenn man längerfristig am Ball bleibt und immer wieder kommt. So also diesmal auf ein Neues. Nach mehreren Jahren Pause, erst coronabedingt, dann beruflich bedingt und auch gesundheitlich bedingt. Eine sehr komprimierte, gezielte Stippvisite in den Messehallen hatte ich mir vorgenommen. Und das ist mir auch gelungen.

Von der Stadt her kam ich also diesmal mit der U-Bahn, nicht mit der S-Bahn. Kein Gedränge wie früher. Keine Schlangen am Eingang. Sogar der Sicherheits-Check ist teilweise automatisiert worden. Ich erhalte grünes Licht und darf direkt hinein.

Die Messekarte kommt zwiefach gefaltet in einen hellbraunen papierenen Rahmen, der an einem dunkelblauen Lanyard hängt. Keine Plasikhüllen mehr. Die Buchmesse ist ja so grün geworden. Die Pressemappe spricht von Nachhaltigkeit. Auch am börsenverein-roten Teppich haben sie gespart. Früher waren alle Hallen vollständig damit ausgelegt, und nach fünf Tagen wurde er dann komplett weggeworfen. Diesmal haben sie nur die Hauptwege damit markiert. Gut so, das reicht völlig und ist eine Reminiszenz an früher, die sicher auch bald verzichtbar erscheinen wird. Drumherum ist blanker schwarzer Betonboden: Weiche Gummisohlen waren also eine gute Wahl für dieses Gelände.

Ich beginne mit dem Ehrengast. Italien wird derzeit von Rechtsextremisten regiert, dementsprechend ist der Buchmesse-Auftritt geraten. Er ist freilich umstritten, weil kritische Autorinnen und Autoren ferngehalten wurden. Antonio Scurati verglich die Indoor-Piazza (FAZ) auf einem Podium mit einem Beerdigungsinstitut. Im ganzen ist sie aber ähnlich beliebig und seltsam wie die meisten Ehrengast-Pavillons, die man in den letzten Jahren in Frankfurt so sah.

Also weiter zu Halle 3.1, die Bildung. Wer gerne gedruckte Bücher sieht und in ihnen blättert, ist hier und ebenso in den anderen Hallen mit den großen deutschen Verlagen richtig. Denn später, vor allem in Halle 5.0, aber auch in der Wissenschaft (4.0) merkt man, dass wenig Gedrucktes nach Frankfurt geschickt wurde.

Der Thieme-Verlag erklärt auf einem Wandtext, er wolle damit verdeutlichen, dass man den digitalen Wandel voranbringe. Wo früher hunderte Bücher standen, kommt man heute mit etwa einem Dutzend aus. Und der Rest sind Daten.

Die Stände haben sich insgesamt verändert. Sie sind wieder ein bisschen größer geworden als bei meinem letzten Besuch, aber sie sind doch alles in allem sehr sparsam ausgestattet mittlerweile. Ein paar kleine Tischchen, am Empfang liegen eine Handvoll Kugelschreiber oder Bleistifte bereit. Und das reicht ja auch völlig. Die Materialschlacht früherer Zeiten ist vorbei. Man glaubt den Verlagen, dass es die Bücher gibt, sie müssen nicht mehr hergezeigt werden, um ihre Existenz zu beteuern. Das Geschäft läuft überall gut und unauffällig. Aber es läuft eben auch an anderen Orten, die Gespräche zeigen es deutlich. Ärgerlich ist da schon eher, dass man auch am Haupt-Fachbesuchertag kaum verbindliche Auskünfte bekommt. Aushilfspersonal überschneidet sich mit Mauerpolitik und einer strengen Tür. Dabei beiße ich doch gar nicht. Ich bin nur bibliophil. Tell me more.

Man ist eher hier, um Präsenz zu zeigen. Am deutlichsten ist das vielleicht bei den französischen Verlagen. Ich stehe vor dem Stand der Gallimard-Gruppe. Man merkt es kaum, so zurückgenommen ist das Design. Die Bücher sind auf den Regalen hinten fast schon versteckt, damit sie bloß keiner anfasst beim Vorbeigehen. Neuerscheinungen? Darüber informiert man sich besser bei der « Grande Librairie » direkt in der Mediathek von france.tv oder bei « Le masque et la plume » auf France Inter. Ein Messebesuch lohnt sich dafür nicht mehr so richtig. Das war mal anders. Hier ist viel von dem Flair der romanischen Halle, wie ich sie immer nannte, verloren gegangen. Auch nur wenige Aussteller aus Südamerika. Argentinien, Chile. Ehrengast Italien, freilich.

Stände von Bibliotheken? Fehlanzeige. Klar. Was haben Bibliotheken auch mit Büchern zu tun.

Stände vom Rundfunk? Der Deutschlandfunk talkt wie eh und je in 3.1 live vor Publikum. Ich erfahre, dass die drei Programme Deutschlandfunk, Deutschlandfunk Kultur und Deutschlandfunk Nova sage und schreib 54 Cent pro Monat Rundfunkbeitrag kosten. Unvorstellbar. An machen Tagen höre ich nichts anderes. Kultursender sind für mich unverzichbar, und ich frage mich, wofür der Rest meiner Rundfunkbeiträge ausgegeben wird, die ich übrigens gerne zahle.

Das Blaue Sofa ist endgültig von der Messe verschwunden und findet jetzt nur noch in der Deutschen Nationalbibliothek statt im Rahmen von Open Books, während die Literaturbühne von ARD, ZDF und 3sat ein ziemlich angenehmer Platz geworden ist, verglichen mit dem alten Standort zwischen den Hallen 5 und 6 draußen aufm Gang. Man kann den Gesprächen überraschend gut folgen, und zumindest bei den beiden Slots mit Armin Nassehi und Nora Bossong gab es auch etwas zum Zuhören und Mitnehmen. Auf Bossongs Roman „Reichskanzlerplatz“ bin ich gespannt.

Ich habe sie wiedererkannt, die Frankfurter Buchmesse, und es war schön, mal wieder dabei sein zu können. Gerne wieder nächstes Jahr. Wenn sie auch immer kleiner wird. Was aber vor allem daran liegt, dass sich das Geschäft mit den Büchern verändert hat. Inflationsbereinigt geht der Umsatz in der Buchbranche bergab, in Deutschland und Europa. Neuerscheinungen bei Sachbuch und Wissenschaft haben die 30-Euro-Marke geknackt, das E-Book liegt knapp darunter.

Mein Soundtrack in diesen Tagen war übrigens May Ninth von Khruangbin auf single repeat, stundenlang. Alles wird sehr, sehr gut.

Und da war noch was: In Maren Kames' „Hasenprosa“ gibt es mehrere Sätze, die wirklich rocken. Lesen! Lesen! Lesen!

Freitag, 11. Oktober 2024

Der Wanderer 130

Zur Frankfurter Buchmesse zeigt das Städel italienische Zeichnungen aus dem 17. Jahrhundert aus eigenem Bestand. Darunter sind sehr schöne Blätter. Ausgenommen ist Venedig, weil es dazu zuletzt 2006 eine Ausstellung gegeben habe. Hätte man aber durchaus ergänzen können, kann mich nicht soweit zurück erinnern.

Der Blick auf Klassiker schult das Sehen. Aufschlussreich fand ich, im Anschluss an den italienischen Barock in die Gegenwartskunst zu gehen, wo Muntean/Rosenblum im Metzler-Foyer fotorealistische Bilder zeigen, die so ganz das Gegenteil der heiligen Familie darstellen. Jugend und Einsamkeit und Leere an Nicht-Orten. Aber auch sie setzen Akzente, arbeiten mit Perspektive und Licht. Die Parallelen hatte ich noch nicht so deutlich bemerkt, als ich die Bilder vor ein paar Wochen zum ersten Mal gesehen hatte.

In Erinnerung bleibt mir ein Werktitel von Muntean/Rosenblum:

We were always in the right place at the wrong time, the wrong place at the right time, always just missing each other, always just a few inches from figuring the whole thing out.

Fantasie und Leidenschaft. Zeichnen von Carracci bis Bernini bis 12. Januar 2025. Muntean/Rosenblum. Mirror of Thoughts bis 1. Dezember 2024 im Städelmuseum Frankfurt am Main.

Montag, 7. Oktober 2024

Der Wanderer 129

Ein Interview mit Heinz Bude im Deutschlandfunk heute Morgen. Er skizziert die politische Lage ein Jahr vor der nächsten Bundestagswahl. Er zeichnet ein sehr dichtes Bild:

Wir sind ja insgesamt in einer Phase des Übergangs, was die Auffassung des Politischen betrifft. Ich vermute, wir gehen für zehn Jahre in eine Phase großer Irritationen der politischen Repräsentation. Bei der nächsten Bundestagswahl wird man sehen, dass es sehr, sehr schwierig ist, eine Regierung zu bilden. Wir müssen akzeptieren, dass es ein Sortierungsproblem gibt für die Art und Weise des Selbstausdrucks der Bürgerinnen und Bürger in diesem Lande. Das Problem ist, dass wir uns in diesen zehn Jahren nicht zur Ruhe setzen können, weil die wirtschaftliche Struktur, die wirtschaftliche Sozialverfassung in Deutschland in der Tat einen neuen Schub verlangt. Ich vermute mal, wir sollten uns, so komisch sich das anhört, vor allen Dingen um das Wirschaftliche in nächster Zeit kümmern und uns Klarheit darüber verschaffen, dass es im Politischen ein gewisses Durcheinander gibt, das noch keine Struktur gefunden hat, und die Idee, jetzt Bürgerräte einzuführen und eine zweite Ebene des Politischen einzuführen, davon halte ich nicht viel. Ich glaube, es braucht eine Art auch von ideenpolitischer Wiedererfindung der unterschiedlichen Parteiangebote in unserer Gesellschaft. Das wird noch eine gewisse Zeit dauern. Die CDU ist dabei, sich irgendwie auch ideenpolitisch neu zu positionieren, die Sozialdemokraten sind in einem riesigen Loch, und auch die Grünen scheinen ihre ideelle Grundlage verloren zu haben.

Das Gespräch endet dann im Weiteren bei der sozialen Marktwirtschaft und der Vereinbarkeit von Kapitalismus und Klimapolitik. Anlass für das Gespräch war der 75. Jahrestag der DDR-Staatsgründung.

Montag, 23. September 2024

Der Wanderer 128

In der letzten Zeit habe ich einige Newsletter vermisst, die ich mal abonniert hatte. Vielleicht sortieren meine Spamfilter doch zuviel heraus aus dem Tagesgeschäft? Auch Museen und Buchverlage? Es stellt sich heraus, dass beim Neu-Abonnieren tatsächlich kein Alert angezeigt oder versendet wird. Also war meine Newsletter-Adresse aus dem Verteiler gestrichen worden. Früher gab es in solchen Fällen einen Hinweis per Mail: Bitte neu bestellen. Das wurde wohl abgeschafft.

Samstag, 21. September 2024
Mittwoch, 18. September 2024
Donnerstag, 12. September 2024

Emacs 30.0.91 Pretest

Emacs 30.0.91 Pretest ist heute veröffentlicht worden.

Herunterladen und entpacken muss man den Tarball unter macOS Sonoma, wir erinnern uns, auf der Kommandozeile. Und man braucht pkg-config per Homebrew, damit alle Bibliotheken gefunden werden.

GNU Emacs 30.0.91 (build 1, aarch64-apple-darwin23.6.0, NS appkit-2487.70 Version 14.6.1 (Build 23G93)) of 2024-09-12

Es ist der erste Pretest Release für Emacs 30.1, und die Liste der Neuerungen ist dementsprechend lang.

Die Version läuft bisher unauffällig. Ich schreibe sehr schön damit, und alles funktioniert.

Dienstag, 10. September 2024

Der Wanderer 126

Eine Suchanfrage lief ins Leere. Statt einer Trefferliste, erschien die Startseite von MetaGer:

Die Suchmaschine MetaGer ist jetzt nur noch werbefrei verfügbar! Mehr erfahren …

Mehr dazu gabs im Blog des Trägervereins zu lesen, bei Heise Online und beim Spiegel. Yahoo stelle sein Deutschlandgeschäft ein und habe deshalb den Vertrag mit MetaGer gekündigt. Damit sei ihnen die einzige nennenswerte Einnahmequelle abhandengekommen. Deshalb müssten nun alle Mitarbeiter entlassen werden. Der freie, weil werbefinanzierte Zugriff auf MetaGer sei nicht mehr zu gewährleisten. Der Dienst werde in der bisherigen Form eingestellt.

Ich weiß gar nicht, wie lange ich MetaGer schon genutzt habe. Mit den kommerziellen Suchmaschinen hatte ich mich noch nie wohlgefühlt. Der Datenhandel. Der gläserne User. Das undurchsichtige Geschäft auf Gegenseitigkeit, bei dem mir die Plattform verschweigt, was sie von meinen Daten abgreift und was sie an wen weitergibt und was für Folgen das für mich später an welchen Stellen haben könnte. Für eine Handvoll URLs.

Wenn man sich davon freimachen könnte, indem man eine Suchmaschine abonniert wie einen anderen Dienst, eine Datenbank beispielsweise, denn was ist das anderes als eine Datenbank von Weblinks, die man durchsuchen kann, wäre das eine feine Sache.

In der Tat bietet der Trägerverein von MetaGer weiterhin die Nutzung für Vereinsmitglieder an. Oder per Token pro Suche über einen Schlüssel, der den Zugriff erlaubt. Aber hier fehlt es auf einer andere Ebene an Vertrauen. Denn ein Verein, der so wenig vorausschauend arbeitet, dass er es über einen so langen Zeitraum hinweg nicht versteht, seine treuesten Benutzer rechtzeitig auf diese existenzielle Bedrohung hinzuweisen, um sie zu Stakeholdern zu machen, die die Möglichkeit gehabt hätten, den Bestand des Projekts zu sichern, und damit so vorhersehbar gegen die Wand fährt, die da schon so lange im Weg steht, ein solcher Verein bietet sehr wahrscheinlich keine Gewähr für eine aussichtsreiche Zukunft der freien Websuche mehr. Sie haben so lange Zeit gehabt, das zu ändern.

Ich brauche einen anderen Workflow. Als erstes teste ich fairsuch.net und qwant.com, und dann sehe ich weiter. Still digging.

Update vom 2024-09-15: fairsuch.net ist vorläufig ein brauchbarer Ersatz für MetaGer.

Update vom 2024-09-20: fairsuch.net kann man nicht in Thunderbird einbinden. Dort also: DuckDuckGo.

Sonntag, 1. September 2024

Der Wanderer 125

Zwei Filme:

Nachdem ich mehrere Jahre gar nicht ins Museum gegangen war, fand ich bei meiner Rückkehr in die Sammlung der Gegenwartskunst im Frankfurter Städel Daniel Richters Horde an einem ganz anderen Platz wieder. Die neue Sammlungsleiterin Svenja Grosser hat das monumentale Bild nach vorne geholt, ins Licht gehängt, man tritt ihm gegenüber. Da stehen sie vor mir, lebensgroß, über-lebensgroß, über-lebens-groß. Und böse. Sind das überhaupt die Bösen, wie man sie kennt? Oder sind sie in einer Uniform? Muss ich Angst haben vor den Menschen in Uniformen? Daniel Richter, der Hamburger Hafenstraße nahestehend, meint wohl: Ja. Oder doch nicht? Anschauen! Man sieht, wie Richter malt, und wie die Bilder, die er vor längerem gemalt hatte, ihren Weg in die Welt hinaus nehmen, wie sie auf den Weg gebracht werden, in Ausstellungen, in den Kunsthandel, zur Galeristin, zu Sammlern. Und Richter erzählt, was er sich beim Malen denkt und gedacht hat. Und man sieht, wie er malt. Mit zwei exotischen Vögeln auf der Schulter, auf dem Kopf, mit lauter Punkmusik steht er vor riesigen Leinwänden in einem riesigen Atelier. Er meint es ernst. Richter rockt.

Samstag, 24. August 2024

Thunderbird 128.1.1esr

Zu den Neuerungen, die mich beim Übergang von Thunderbird 115 zu 128 am meisten überrascht hatten, gehört eine Änderung im Kalender-Modul. Seit Version 128 ist es nicht mehr möglich, Termine, die in der Vergangenheit liegen, zu suchen und als Liste ausgeben zu lassen. Die alten Termine sind zwar noch im Kalender vorhanden, man kann aber nur noch auf sie zugreifen, wenn man im Kalendarium händisch zurückblättert, und erst dann erscheinen sie auch in der Trefferliste, die unmittelbar darüber dargestellt wird. Wenn man danach sucht. Die Einstellung, alle Termine zu filtern, wurde ersatzlos abgeschafft.

Freilich ist das eine erhebliche Einschränkung der Brauchbarkeit eines digitalen Kalenders, der immer auch als Archiv für alle möglichen Daten dient. Man hatte sich Notizen in den Terminen gemacht, hatte dort Kontaktdaten notiert oder aus E-Mails durch Umwandeln in einen Termin oder eine Aufgabe direkt übernommen. All das ist nicht mehr durch eine Suche im Kalender zugänglich.

Der Verlust hält sich in Grenzen. Im Thunderbird-Forum hatten sie schon seit dem 1. August über das Problem diskutiert, während ich es erst am 23. August bemerkt hatte. Dort hatte ein Benutzer eine Erweiterung für Thunderbird bereitgestellt, die die vollständige Durchsuchbarkeit wieder herstellt. Zitat:

Die Entwickler haben grundsätzliche Bedenken mit ’allen’ (=potentiell unendlich vielen) Terminen. Außerdem planen sie anscheinend einen Umbau des Kalenders. Da kann es etwas dauern, bis die Funktionalität wieder da ist.

In der Tat, denn Änderungen beim Kalender stehen dieses Jahr ausdrücklich nicht mehr auf der Roadmap. Es wird also mehrere Jahre dauern, bis der Kalender im Thunderbird wieder vollständig durchsuchbar ist. Es gibt nicht mal einen Bugreport dazu, jedenfalls habe ich keinen gefunden.

Ich habe es erst spät bemerkt. Aber jetzt weiß ich, dass ich mich auf den Kalender nicht mehr als Archiv verlassen kann, und das ist ein bisschen wie mit einem Kleidungsstück, bei dem man einmal bemerkt hat, dass es einen kratzt. Es kratzt dann auch noch, wenn es eigentlich gar nicht mehr kratzen sollte oder könnte. Weil es einen in der Vergangenheit einmal kratzen konnte, und diese Erinnerung hat sich ins Gedächtnis eingebrannt, als wäre es ein traditionelles Muster auf einem alten Tonkrug, der auf verworrenen und daher umso lieberen Wegen aus dem Altertum irgendwie doch noch zu uns gefunden hat. Und du willst dich auch nicht wirklich auf ein Plug-in aus einem Webforum verlassen, um dem abzuhelfen.

Ich bin froh, dass ich den digitalen Kalender immer nur nebenbei benutzt hatte. Mein Hauptkalender ist seit vielen Jahren schon ein schöner Timer aus dem Korsch Verlag, dem ich treu geblieben bin, seit ich ihn einmal auf der Frankfurter Buchmesse entdeckt hatte. Tatsächlich hatte ich ihn viele Jahre auch dort gekauft. Bis dann der Lockdown kam. Seitdem bestelle ich ihn schon im Sommer über meine Buchhandlung. Und von nun an wird es wohl besser sein, auch beim digitalen Kalender ganz zu Plain Text zu wechseln: Der Emacs Calendar, sehr wahrscheinlich ergänzt um Org-Mode, ruft. Endlich.

Raus aus den Datensilos!

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