Die ZDF-Mediathek im November 2016
Fortsetzung des Berichts: Der Livestream ist so schwach bemessen, daß es nicht möglich ist, darüber die 19-Uhr-Heute-Sendung zu verfolgen. Der Stream bricht immer wieder ab, auch bei schlechtester Qualität. Auch ansonsten keine Verbesserungen.
Haben wir schon alles gesagt?
Schriftsteller und Literaturwissenschaftler diskutierten im SWR2 Forum über das Tagebuch. Und erwähnen die Blogs erst drei Minuten vor Schluß der Sendung.
Blogs kommen und gehen, die Literatur aber bleibt? Ich greife auf meine Blogs zu und wundere mich mitunter, was für Texte man dabei findet. Also gerade nicht: wiederfindet oder erinnert. Habe ich das damals geschrieben? Offenbar, ja. Gerade das ist aber doch ein Tagebuch-Effekt? Ich bin nicht mehr derselbe, habe mich verändert und schaue mir beim Durchlesen der alten Texte sozusagen selbst über die Schulter.
Aber ändert sich da vielleicht mehr, greifen die Veränderungen über die einzelnen Blogs hinaus?
Meine digitalen Weggefährten der letzten etwa zwanzig Jahre haben sich ganz unterschiedlich entwickelt. Einige schreiben immer noch täglich (oder fast täglich), wie eh und je. Einige schreiben an anderem Ort als früher. Einige schreiben gar nicht mehr. Und einige, die früher auch viel schrieben, haben das Schreiben links liegenlassen und senden nur noch Photos.
Das kann man auch an den kommerziellen Formaten beobachten, dort ist es sogar besonderes auffällig: Denken wir aber auch an die Entwicklung, die das Blog der FAZ zur Buchmesse genommen hat, wo anstelle von Berichten über die Szene nur noch Photos der Abrechnungsformulare für den jeweiligen Auftrag zum „Nachtsatz“ gepostet wurden. Erst zum Schluß der Veranstaltung kamen etwas längere Texte.
Oder nehmen wir – eher aus dem Bereich „Community“ – ein neueres Blog, das über Frankfurt schreibt, Hallo Frankfurt – als Autorenblog bei Medium angesiedelt. Mehr ad hoc ginge wahrscheinlich nicht, denn bei Medium befindet man sich auf der Durchreise, man kommt nicht dorthin, um zu bleiben. Bilder dringen nach vorne, Bilder, die doch die Reflexion nicht ersetzen können. Nur noch Anstöße verbleiben, die nicht weiter nachvollzogen werden, denen dann nicht mehr weiter nachgegangen wird.
Haben wir schon alles gesagt? Produzieren wir heute einfach weniger selbst? Verbergen wir uns hinter den „geteilten“ Inhalten anderer? Oder ist das Netz, liegen die Kanäle der Datennetze, die dem Austausch dienen und der Herstellung von Öffentlichkeit, längst fast ausschließlich in den Händen der Marketing-Menschen, die dort nur noch ihren meist problematischen Geschäften und der Meinungsmache und Desinformation nachgehen?
Ist die Community schon längst durch bezahlte Kräfte ersetzt worden, wie in den Mailinglisten der Wikimedia Foundation, wo kaum noch einer ohne Wikimedia-E-Mail-Adresse postet, wo noch bis vor drei Jahren eine bunte Gemeinde zugange war, oder in den Twitter-Kanälen, wo fast nur noch angeworbene Blogger über „Events“ schreiben. Es gibt nicht nur die nervenden Trolls, sondern auch die Jubel-Diskutierer, die ausschließlich applaudieren und keine Ankündigung mehr einer kritischen Prüfung unterziehen, weil sie dazu nicht berufen wurden. Und je mehr diese Formen der organisierten und inszenierten Öffentlichkeit vordringen, desto mehr zieht sich die Community, die aus freien Stücken um sich und ihre Ziele warb, zurück und verstummt immer mehr.
Man muß sich das Web 2.0 doch zumindest zu großen Teilen als ein Potemkinsches Dorf vorstellen.
Vielleicht haben wir tatsächlich schon alles gesagt. Oder zumindest das meiste.
Von der Dyade zum Netzwerk
Sandra Uschtrin beschrieb (mp3) am 1. November 2016 im Gespräch auf hr2-kultur den Übergang von der Dyade Autor/Buchverlag zu Netzwerkstrukturen von Selbständigen, die gar nicht mehr im Verlag publizieren wollten, sondern ihren Content selbstbestimmt vermarkten würden. Nur beim Rechte-Verkauf für Übersetzungen sei der Verlag derzeitig noch notwendig, räumt sie ein. Die Gatekeeper-Funktion des Verlags werde von Bloggern übernommen, die nunmehr die Rolle innehätten, welche Rezensionen in Zeitungen und Zeitschriften früher zugekommen sei.
Sie hat nicht ganz unrecht, wenn sie auch davon lebt, so etwas zu erzählen. Die Bibliothek kommt in ihrer Erzählung nicht vor.
Die ZDF-Mediathek im Oktober 2016
Die Ernüchterung über den Relaunch der ZDF-Mediathek ist doch ziemlich deutlich und umfassend zu spüren, man lese nur einmal die Kommentare unter dem voreiligen Jubelartikel bei netzpolitik.org.
Ein kurzer Test heute, also vier Tage nach dem Start des Portals, durchweg bei Eigenproduktionen des ZDF, für die die vollständigen Online-Rechte vorliegen sollten: Kein Download-Link mehr für die Videos; kein Link zum Streamen im externen Player; keine RSS-Feeds mehr und keine Podcasts mehr; die Seiteninformationen (via CMD-i) in Firefox zeigt nur eine ausgegraute Video-URL, daher auch auf diesem Weg kein Download; soweit aus der FAQ der Mediathek heraus weitere Hilfeseiten verlinkt sind, führen diese Links auf eine 404er-Seite; keine eigene Seite für die Programmvorschau mehr, sie wird unter der Seite mit dem Livestream versteckt und ist ohne diesen nicht aufrufbar.
Es hat also ausschließlich Verschlechterungen gegeben, keinerlei Verbesserungen.
Der ewige Ärger mit den Mediatheken hatte gerade schon den Entwickler des Download-Clients MediathekView dazu gebracht, das Handtuch zu werfen. Offenbar funktioniert derzeit kein Download-Client mehr beim ZDF. Auch vom Einsatz von DRM im HTML5-Player war schon die Rede. Dazu das eher peinliche Layout auf großen Bildschirmen.
In den Kommentaren bei netzpolitik.org wurde mediathekdirekt.de empfohlen. Dort erhält man, wie der Name schon sagt, weiterhin direkte URLs zu den Beiträgen in den öffentlich-rechtlichen Mediatheken im Format MP4.
Neue Ausgabe von mathmode.pdf
Herbert Voß hat eine neue Fassung seines E-Books zum Mathematiksatz mit LaTeX erstellt. Anders als die vorhergehende Version 2.37 von mathmode.pdf aus dem Jahr 2009, die auf CTAN verteilt worden war, kann die aktualisierte Ausgabe unter dem Titel Mathematical Typesetting with LaTeX in der TUG-Version 0.23 von der Website der TeX Users Group heruntergeladen werden. Dort findet man auch die Quelltexte aller Beispiele. Einige verbliebene kleinere Fehler werden in den kommenden Tagen noch behoben. Herbert Voß bittet gegebenenfalls um Bug-Reports an seine Adresse. Das E-Book wird nur für den privaten Gebrauch bereitgestellt und darf nicht über andere Server als tug.org weiter verteilt werden.
Voß, Herbert. Mathematical Typesetting with LaTeX. TUG-Version 0.23, 25. Oktober 2016.
MediathekView wird nicht weitergeführt (Update)
Entwickler Xaver W. hat vorgestern im Forum auf Sourceforge angekündigt, sein Programm MediathekView zum Jahresende einzustellen. MediathekView besteht aus einem Crawler, der die Mediatheken aller deutschsprachigen öffentlich-rechtlichen Fernsehsender durchforstet und deren Inhalte in eine Liste schreibt, sowie aus einem Frontend, über das man auf diese Liste dann zugreifen kann, um sie zu durchsuchen und ggf. Beiträge herunterzuladen oder in einem separaten Player live zu betrachten.
Ich habe MediathekView vor allem wegen der Volltextsuche genutzt. Aus unerfindlichen Gründen sind die Rundfunkanstalten nach wie vor nicht in der Lage, eine brauchbare Suche anzubieten (gleichzeitig wundern sie sich über die geringe Nutzung der Plattformen). Einzige Einschränkung: MediathekView lief in der neusten Version leider nicht unter El Capitan, trotz Installation des neuesten Java. :( Man kann aber die vorletzte Version weiter benutzen.
Der Grund für die Einstellung sei die hohe Arbeitsbelastung bei der Betreuung des Crawlers. Als nächstes müßte das Programm an die neue Mediathek des ZDF angepaßt werden. Außerdem seien immer mehr unerfreuliche Rückmeldungen hereingekommen. In einem zweiten Thread wird über Möglichkeiten für die Fortsetzung des Projekts diskutiert.
Update, 27. November 2016: Das Programm wird nun doch weitergeführt, heißt es im Forum. Es habe sich ein sehr engagiertes Team zusammengefunden, das das Programm und die Infrastruktur dahinter als Community-Projekt und in Teamarbeit weiterführen werde. Davon unabhängig, aber aus dem Umfeld während der Krise von MediathekView entstanden, ist mediathekdirekt.de, ein reines Web-Interface, von dem aus man Beiträge aus den Mediatheken durchsuchen und als mp4-Dateien herunterladen kann.
Die Frankfurter Buchmesse in zehn Jahren
Ich versuche mir vorzustellen, wie die Frankfurter Buchmesse in zehn Jahren sein wird.
Zunächst glaube ich, daß es sie in zehn Jahren auch noch geben wird. Es ist eher eine Frage der Größe.
E-Books laufen schlecht, und ich glaube nicht, daß sich bis dahin daran etwas ändern wird. Wenn es also in zehn Jahren noch eine Buchmesse geben sollte, wird es dort auch noch gedruckte Bücher geben.
Im Mittelpunkt steht die Veränderung der Öffentlichkeit durch die Digitalisierung. Die Öffentlichkeit fragmentiert sich immer mehr. Die Digitalisierung hat die Gatekeeper beseitigt: Jeder, der etwas publizieren möchte, kann das sofort tun, ohne daß er jemanden davon überzeugen müßte, daß der Content verkäuflich wäre, und ohne dafür prohibitiv hohe Kosten tragen zu müssen. Insoweit treten Buch, Wiki, Blog und soziales Netzwerk nebeneinander. Sie verdrängen einander nicht, haben auch nicht notwendigerweise etwas miteinander zu tun. Sie ergänzen sich, sind aber auch nicht gegeneinander austauschbar. Was heißt das?
Man kann den allgemeinen Trend im Zeitablauf als eine immer weiter zunehmende Kommerzialisierung des freien Netzes lesen. Es gibt aber auch eine entgegengesetzte Sichtweise, nämlich die Entkommerzialisierung des verlegerischen und korporativen Medienbetriebs.
Der Trend geht ziemlich klar in Richtung Entkommerzialisierung des Publizierens: Man findet einfach keinen Verlag mehr für sein Buch und muß es daher selbst erstellen, wenn man etwas veröffentlichen will. Die Verwertungskette Verlag – Buchhandel – Bibliothek – Antiquariat funktioniert immer weniger. Die Erträge lassen nach. Deshalb wird in den Verlagen immer mehr gängige Massenware produziert, alles, was als eine Nische erscheint, was sich „zu speziell“ ausnimmt und daher zu wenig einzuspielen verspricht, geht unter und muß hinter der Content-Mauer erst einmal gefunden werden. Es ist eine Art Hollywoodisierung des Buchgeschäfts.
Umgekehrt läuft der Vertrieb aus der Sicht des Autors rein online: Er inszeniert sich selbst als Experte und geht in Online-Communities, um seine Sachkunde zur Schau zu stellen. Wen das überzeugt, der wird seine Bücher kaufen. Das wird die primäre wirtschaftliche Funktion von sozialen Netzwerken und Blogs aus der Sicht des Publizisten sein.
Die Buchmesse wird daher in Zukunft vor allem noch sehr viel kleiner sein, denn die Selfpublisher brauchen sie nicht, bei ihnen läuft der gesamte Vertrieb online und in und aus virtuellen Netzwerken heraus. Ihr Publikum ist nicht mehr dort, sondern sitzt, wie es früher im Fernsehen hieß, „draußen an den Empfängern“, also an ihren Clients.
Die Verlage, die so eine Messe brauchen, und die Medien, die sich an sie dran hängen, werden sich also auf immer weniger substantielle Inhalte ausrichten. Dadurch wird die Messe einen immer kleineren Teil des Marktes abbilden. Alle Nischen fallen weg.
Am Ende wird sie kein gesellschaftliches Ereignis mehr sein, sondern nur noch eine Show von Massenmedien für Massenmedien, die von denen wahrgenommen wird, die überhaupt noch Massenmedien konsumieren – und das sind ja auch immer weniger.
Wie sich das anfühlt, kann man bei einem Nischenmarkt wie dem für Lehrbücher zu dem Textsatzsystem LaTeX heute schon sehen. Hier habe ich mal alle Lehrbücher und sonstigen Lehrtexte zusammengetragen, die seit 2005 erschienen sind. Jeweils nur die letzte Auflage, also das, was heute noch von Interesse ist auf dem jeweils letzten Stand. Wenn man die Jahrgänge durchgeht, sieht man, daß der Markt 2012 gekippt ist: Seitdem gibt es fast nur noch Bücher im Selbstverlag. Im darauffolgenden Jahr stellte Pearson die Produktion von IT-Büchern ein. Das alles findet auf einer Buchmesse also schon lange gar nicht mehr statt.
Eine untere Grenze für die Größe bzw. die Kleinheit der Messe ist nicht vorstellbar. Am Ende ist womöglich ein einziges Zimmer ausreichend. Oder das Blaue Sofa.
Eindrücke von der Frankfurter Buchmesse 2016
Auf die Frankfurter Buchmesse angesprochen, soll Marcel Reich-Ranicki einmal gesagt haben: „Das ist eine Verkaufsveranstaltung – damit habe ich nichts zu tun!“
Aber natürlich ist das Geschehen vielschichtig. Der Verkauf ist der treibende Anlaß, aber das Gut, das hier verkauft wird, ist sozusagen der Treibstoff der Informations- und Wissensgesellschaft, der im Kapitalismus natürlich auch eine Ware ist, und je länger ich die Messe besuche, desto mehr nähere ich mich ihr aus vergleichender Sicht.
Ganz klar war früher „mehr Lametta“, das ist überall so. Aber es war auch ingesamt „mehr los“. Heute war zum Auftakt doch ziemlich ruhiger Betrieb. Auch die Taschenkontrolle am Eingang war nicht so neu, wie der Newsletter vorab tat, das gabs auch früher schon, samt Polizeistreifen.
„Rund 10.000 anwesende akkreditierte Journalisten, darunter 2.000 Blogger“ zählt die PR-Abteilung der Buchmesse. Da haben sie wohl auch die Kameraleute und die Strippenzieher von 3sat und Arte noch mitgezählt?
Begonnen habe ich heute tatsächlich als Freebie-Sammler gegenüber vom Blauen Sofa: Das Deutschlandradio Kultur verteilt seine letzten orangenen Kugelschreiber mit dem alten Namenszug, bevor es bald ein neues Sendestudio bekommt und zu „Deutschlandfunk Kultur“ umbenannt wird. Also her mit den schönen Kugelschreibern, denn das ist ein langlebiges Modell. Ein Andenken zu Lebzeiten. Die mit Abstand schönsten Bleistifte gibts diesmal bei DeGruyter und bei Springer Nature.
Nach notwendigen Einkäufen und einem kleinen Mittagsmahl führt mich mein Weg natürlich in die Halle 4.2, und dort nach etwas Umsehen bei den ganz großen in ihren Standlandschaften, zu – ein Tusch! – Brockhaus. Vor einem Jahr wiederauferstanden, hat der schwedische Erwerber die Marke aus der Plattform von Munzinger gelöst, über die die ehrwürdige Enzyklopädie vermarktet worden war, und vertreibt seitdem ein Multimedia-Nachschlagewerk auf einer eigenen Website – die heute abend – wie bitte? – wegen Wartungsarbeiten offline ist. Hm.
Immerhin: Vor dem Hintergrund des Autorenschwunds bei Wikipedia wird die Brockhaus Enzyklopädie, auf die ich seit Jahresanfang dank unserer Stadtbibliothek zugreifen kann, um ein Kinder- und um ein Jugendlexikon erweitert. Das sind eigene Korpora, die auf dem früheren gedruckten Kinder-Brockhaus – den es nicht mehr gibt – aufbauen bzw. abgespeckte Inhalte aus der großen Enzyklopädie für die jugendlichen Leser. Außerdem gibt es neu ein Programm, in dem „Basiswissen“ zum Selbststudium didaktisch aufbereitet wird. Diese Module ergänzen die Enzyklopädie und richten sich speziell an Schüler, die Hilfe beim Nachbereiten des Unterrichts oder bei den Hausaufgaben suchen.
Und daneben steigt Brockhaus ins Schulbuchgeschäft ein und stellt Lehrmaterial bereit, das auf die Lehrpläne der Bundesländer abgestimmt ist. Bisher gibt es dazu einen PR-Bericht und eine Pressemitteilung. Angeboten wird der Zugriff auf den Content aus einführenden Modulen samt Aufgaben. Alles weitere – Internetzugang und Clients – liegt bei der Schule. Die Nutzung erfolgt plattformunabhängig in einem Webbrowser, also keine Apps, keine Einbindung in ein entsprechendes digitales Ökosystem, aber kein kollaboratives Arbeiten. Noch nicht.
Eine Lehrerin, mit der ich ins Gespräch kam, erklärte mir als Hintergrund zu solchen Angeboten, an den Frankfurter Schulen werde sich bis 2018 erst einmal gar nichts tun, was die Technik angeht. Als erstes würden jetzt die Toiletten saniert.
Und Duden legt beim „Klassenzimmer der Zukunft“ einen Flyer aus zur „Learn Attack“ mit WhatsApp-Nachhilfe vom „professionellen Nachhilfelehrer“, „sofort“. Man sprach über den „Nachmittagsmarkt“. Da ist viel Bewegung drin derzeit. Deutschland in der „Bildungspanik“ – so Heinz Bude schon 2011.
Auch über den Schülerduden via Munzinger sprach man. Aber Munzinger ist auf der Messe nicht vertreten.
Überhaupt, ist es ja mittlerweile viel spannender geworden, darüber nachzusinnen, wer alles nicht gekommen ist, als sich anzuschauen, wer diesmal erschien. O'Reilly Deutschland, sozusagen der Suhrkamp unter den Computerverlagen, war letztes Jahr noch da, dieses mal aber wieder nur noch O'Reilly UK.
Die „Verkaufsveranstaltung“ ist eben nicht mehr unbedingt notwendig fürs Marketing. Andererseits merkt man dem Betrieb aber auch die Klassengesellschaft stärker an als früher. Es gab immer schon die Einfamilienhäuser unter den Messeständen, an den großen Kreuzungen gelegen, und hinten raus die Nordsee, ebenso wie die Einzimmerwohnungen in den engen Nebenstraßen. Aber durch den Wegfall der früheren angelsächsischen Halle 8 internationalisiert sich die Szene, und die Kontraste werden härter.
Wie schon in den Vorjahren bloggen auch diesmal Café Digital, u. a. Andrea Diener bei der FAZ und Carmen Treulieb wieder nebenan.
Büchermarkt II
Diese Woche ist bekannt geworden, daß das Kultur- und das Jugendprogramm ab April 2017 neue Namen erhalten sollen: Deutschlandradio Kultur wird zu Deutschlandfunk Kultur und DRadio Wissen wird zu Deutschlandfunk Nova.
Der Namenswechsel kostet eine Million Euro. Wissen Sie, das alte Briefpapier wird aufgebraucht und die alten Visitenkarten werden aufgebraucht, die sowieso alle paar Monate erneuert werden müssen. Aber das ist dann Normalgeschäft. Beides sind zudem wohl ziemlich unschöne Namen. Hinzu kommt die offizielle Begründung: Der Deutschlandfunk sei bekannter als das Deutschlandradio, deshalb sei es besser, die anderen Programme umzubenennen, dann würden sie auch von mehr Hörern eingeschaltet. Das ist nicht nachvollziehbar, angesichts des dort gleichzeitig erwähnten Zuwachses bei Deutschlandradio Kultur.
Eine Verschiebung der Kultur vom DLF zum Kulturkanal hat der Intendant Willi Steul in dem heutigen Gespräch dementiert. Trotzdem erscheint der Weggang Denis Schecks zum SWR in einem neuen Licht. Es wird wohl doch noch Pläne zum Umbau bei der Kultur geben. Einer wie Scheck gibt so eine Stelle nicht ohne Not auf.
Büchermarkt
Denis Schecks Weggang beim Deutschlandfunk hat der Sendung Büchermarkt gut getan. Sein Nachfolger Jan Drees, der mir bisher vor allem als einer der wenigen lesenswerteren Literaturblogger aufgefallen war, macht ernst und bringt die Indie-Szene ins Feuilleton: Joshua Groß' Faunenschnitt aus dem Fürther Verlag Starfruit Publications wurde gerade von Christoph Schröder besprochen. Und von Wolfgang Herrndorfs Tschick gibts jetzt eine Verfilmung: Ob sie auch für Leser von Interesse sei (Besprechung von Maik Brüggemeyer)? Der DLF wird nun also doch etwas lebendiger. Es könnte sich lohnen, den Podcast der Sendung zu verfolgen.