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JabRef 4.0 veröffentlicht

Mehr als zwei Jahre nach der Veröffentlichung von Version 3.0 ist von der Literaturverwaltung JabRef gestern die Version 4.0 freigegeben worden.

Das Programm hat dabei nicht nur ein neues Logo erhalten. Vor allem wurde die Bedienoberfläche auf JavaFX umgestellt, um JabRef in die Gegenwart zu bringen. Im Blog weisen die Entwickler aber auf weitere Besonderheiten hin, die man vor einem Upgrade beachten sollte.

Bedeutsam ist, dass die Behandlung von Gruppen in der BibTeX-Datei im Vergleich zu früheren Versionen geändert wurde. Die Datei wird beim Öffnen auf die neue Version umgestellt, weshalb sie danach nicht mehr mit älteren Versionen von JabRef bearbeitet werden kann. Deshalb sollte man von älteren BibTeX-Dateien vorsorglich eine Sicherungskopie erstellen, und diese in Version 4.0 testen, um Probleme zu vermeiden.

Interessant sein kann ggf. die Integration von Mr.DLib. Über den Dienst wird „ähnliche“ Literatur zu einem Eintrag nachgewiesen, die Metadaten können bei Bedarf direkt in JabRef importiert werden. Auch MathSciNet wurde integriert.

Weitere Hinweise kann man der Ankündigung der Entwickler entnehmen. JabRef 4.0 setzt Oracle Java 1.8 voraus. Wer OpenJDK verwendet, muss OpenJFX separat installieren.

JabRef ist neben BibDesk, das es nur für macOS gibt, eines der Literaturverwaltungsprogramme, die speziell das Format BibTeX (natürlich auch in der modernen Version Biblatex) unterstützen. Eine Übersicht über weitere Anwendungen findet man in der regelmäßig aktualisierten Übersicht der Bibliothek der TU München.

Thunderbird löst sich von Mutter Mozilla III

In dem Zusammenhang sollte man auf einen weiteren Thread hinweisen, der sich gerade auf tb-planning ereignet hat. Es ging um die Frage, warum Thunderbird für den Mac so schlecht gepflegt werde. Einige Antworten hierzu aus der Diskussion:

  • Es gebe schon seit Jahren gar keinen bezahlten Thunderbird-Entwickler mehr für Apple;

  • der einzige Volunteer, der sich noch ein bißchen dafür interessierte, habe sich irgendwann mal auf eigene Kosten einen uralten Mac gekauft; das sei jetzt der einzige im Projekt, auf dem ab und an mal was ausprobiert werden könne;

  • Mac-Anwender trieben sich auch nicht auf den entsprechenden Bugtracker-Plattformen herum, so daß es weniger CCs zu den Issues gebe, woraus auf niedrige Priorität der entsprechenden Probleme geschlossen werde;

  • cross-compiling sei nicht mit cross-testen zu verwechseln...;

  • macOS sei sehr viel schwerer zu virtualisieren als Linux, ganz davon abgesehen, daß die Lizenz den Einsatz auf Nicht-Macs untersage;

  • es gebe ja sowieso so wenige Mac-Anwender, die die Software einsetzten, also sei es nicht angezeigt, zuviel Arbeit in die Plattform zu investieren – wenn da mal nicht Ursache und Wirkung verwechselt werden.

Fazit:

It's actually amazing that Thunderbird on Mac still works, considering we have nobody to fix it when it breaks.

Und wenn jetzt jemand sagt: Ja, so ist das bei Thunderbird – möge er einen Blick auf LibreOffice werfen:

Die meisten macOS bugs werden aktuell eher über mindestens drei oder mehr Branchen rumgeschleppt, bevor sie beseitigt werden.

Europas fatale Abhängigkeit von Microsoft

Investigate Europe ist ein journalistisches Netzwerk, das von der Hans Böckler Stiftung, Fritt Ord, der Rudolf-Augstein-Stiftung und der Open Society Initiative for Europe finanziert wird und, wie der Name schon sagt, investigativ arbeitet. Mitarbeiter ist unter anderem Harald Schumann, der 1996 zusammen mit Hans-Peter Martin Die Globalisierungsfalle veröffentlicht hatte.

Der jüngste Beitrag der Gruppe droht derzeit etwas unterzugehen, deshalb sei auf ihn hingewiesen. Investigate Europe hat sich mit der Abhängigkeit der europäischen öffentlichen Verwaltungen von Microsoft beschäftigt. Die deutsche Fassung des Beitrags ist beim Tagesspiegel erschienen. Das Thema ist besonders aktuell angesichts der WannaCry-Attacke an diesem Wochenende (via TNW via Martin Steiger).

  • Schumann, Harald und Elisa Simantke. 2017. Europas fatale Abhängigkeit von Microsoft. Tagesspiegel. 13. Mai. www.tagesspiegel.de (zugegriffen: 14. Mai 2017).

TeX Live 2016 eingefroren

Karl Berry hat vergangene Nacht auf der TeX-Live-Mailingliste offiziell bekanntgegeben, daß TeX Live 2016 eingefroren worden sei. Es wird demnach keine weiteren Updates mehr über die eigene Paketverwaltung der Distribution geben. Die Roadmap für die kommende Version kann man auf der Website der TeX Users Group nachlesen. Demnach sollen die Pretests bald beginnen. Der Release ist dann für Ende Mai/ Anfang Juni vorgesehen.

Thunderbird löst sich von Mutter Mozilla II

Im weiteren Verlauf der Diskussion geht es nicht mehr um technische, sondern um soziale Fragen des Neubaus von Thunderbird: Soll man wirklich ganz neu beginnen oder sich lieber einem anderen Projekt anschließen? Und welches wäre die richtige Lizenz – GPL, Mozilla, MIT oder BSD? Es besteht eine gewisse Chance, den Schwung der vergangenen Wochen aufs Spiel zu setzen, indem man die Unterschiede zu stark betont und sich auseinanderlebt. Sieht nicht gut aus soweit.

Fixing Thunderbird 52.0

Das gestrige Update auf Thunderbird 52.0 war eine erste bittere Pille mit entsprechenden Nebenwirkungen:

  • Aus dem Client heraus konnten danach keine Weblinks mehr geöffnet werden. Abhilfe verspricht das Löschen der Dateien places.sqlite, places.sqlite.corrupt, places.sqlite-shm und places.sqlite-wal im Benutzerprofil.

  • Außerdem funktioniert das Add-on MoreFunctionsForAddressbook nicht mehr. Das wollte man mal haben, um eine korrekte Unterstützung von vCard und eine bessere Sortierbarkeit des Adreßbuchs nachzurüsten. Nun hat es ausgedient und legt stattdessen die Adreßvervollständigung lahm – ein weiteres Feature, in das die Erweiterung eingreift. Man muß es daher deaktivieren.

Meine Prognose wäre, daß Thunderbird durch die Umbauarbeiten in der nächsten Zeit zu einer Dauerbaustelle werden wird. Ja, ich kann die Leute verstehen, die auf ihre Mail nur noch übers Webinterface des Providers zugreifen. Und nein, ich möchte meinen Workflow, nicht ändern…

TeX und Typographie

Zwei Neuigkeiten aus den letzten Tagen für TeX-Anwender und alle, die an Typographie interessiert sind:

  • Beim Project Gutenberg gibt es eine „Neuerscheinung“ zu vermelden: Edmund G. Gress. The Art & Practice of Typography. A Manual of American Printing etc.. Second Edition, Oswald Publishing Company 1917.
  • Dick Koch weist auf der OS-X-TeX-Mailingliste darauf hin, daß es wiederum ernste Probleme mit PDFKit unter Sierra gebe, die sich auf die Vorschau, TeXShop, Skim und wahrscheinlich noch weitere Programme auswirken. Vor allem die Benutzer des Präsentationspakets Beamer sollen betroffen sein. Er rät deshalb vom Update auf Sierra 10.12.4 nachdrücklich ab.

Thunderbird löst sich von Mutter Mozilla

Sehr lesenswert derzeit: Die Diskussion um die Ablösung von Thunderbird von Mozilla Firefox auf der moderierten Mailingliste tb-planning. Firefox wird ab dem Herbst Add-ons in XUL nicht mehr unterstützen, sondern ausschließlich auf Web Extensions setzen (davon abgesehen gibts noch einen neuen Skin, der größtenteils von Google Chrome abgekupfert ist).

Nachdem alles, was sowohl Firefox als auch Thunderbird als Tool für die tägliche Arbeit auch weiterhin wirklich interessant macht, in Erweiterungen outgesourct worden war, ist so eine Veränderung natürlich ein Riesenproblem, denn viele Entwickler haben schon angekündigt, daß der Neuschrieb ihres Add-ons für sie zu aufwendig würde. Zur Erinnerung: Thunderbird ist bis heute an vielen wichtigen Stellen so rudimentär und vorläufig geblieben, daß weder die Anordnung der Konten noch der Ordner in der Liste zuverlässig funktioniert, wenn man dazu nicht die Erweiterung Manually sort folders installiert – und selbst dann kann es Ungereimtheiten und Probleme geben. Auch mehrere E-Mail-Signaturen kann der Client nur mit der Erweiterung Signature Switch handhaben. Vom Adreßbuch, das erst mit MoreFunctionsForAdressBook wirklich brauchbar wird, ganz zu schweigen. (Allerdings steht natürlich auch eine vollwertige Unterstützung fürs Arbeiten in Esperanto zur Verfügung – aber das nur am Rande).

Die Mutter Mozilla hatte bereits 2012 bekanntgegeben, daß man sich aus der aktiven Entwicklung zurückziehe. Seitdem verschwand der Mail-Client von der Startseite von Mozilla, und es gab nur noch regelmäßige Bugfixes und einige kleinere Veränderungen der Oberfläche, aber keine neuen Features mehr. Drei Jahre später gabs den zweiten Tritt von Mozilla-Chefin Mitchell Baker, die sich für die Trennung des Thunderbird-Projekts von Firefox aussprach, weil es das Voranbringen des Webbrowsers zu sehr behindere, weiterhin Rücksicht auf den Mail-Client zu nehmen.

Außerdem benutzen immer weniger, die überhaupt noch E-Mail verwenden, einen Mail-Client und weichen auf die Web-Oberflächen der Mail-Provider aus. Der Thunderbird-Support weiß von verwunderten Benutzeranfragen zu berichten, warum Thunderbird kein eigenes Konto bereitstelle, das sei man von den anderen Providern, die man bisher im Webbrowser benutzt habe, so gewöhnt gewesen…

Seitdem hält ein tapferes Team von Thunderbird-Entwicklern, das mitunter an das bekannte kleine gallische Dorf erinnert, den Quellcode am Leben und sorgt dafür, daß bei dem geschwinden Voranschreiten des Feuerfuchses der Donnervogel auch weiterhin überhaupt noch kompiliert werden kann. Die Diskussion im Heise-Forum Anfang dieses Jahres zeigte: Wir befinden uns technisch, personell und wohl auch, was die sonstigen Ressourcen angeht, in jeder Hinsicht am Limit. Und so nimmt es nicht wunder, daß die Einführung in das MozillaZine-Forum zu Thunderbird überschrieben ist: Is Thunderbird dead and other FAQ.

Thunderbird möchte in der nächsten Zeit zweierlei angehen: Sein Image-Problem (so gut wie scheintot zu sein, trotz einer deutlich achtstelligen Zahl von aktiven Installationen weltweit) und die durch die Abkoppelung von Firefox ab Ende 2017 notwendig gewordene Trennung der Codebasis vom einstigen Mutterprojekt. Ben Bucksch schlägt vor, Thunderbird in JavaScript neu zu schreiben und dabei den alten Client so gut wie möglich nachzubauen. Dafür veranschlagt er insgesamt ungefähr drei Jahre. Wir sprechen uns also wieder im Jahr 2020.

In der darauffolgenden Diskussion, die noch andauert, wurde schnell klar, daß es damit nicht getan sein wird. Auch das Portal für Add-ons, das sich Thunderbird bisher mit Firefox geteilt hatte, wäre zu klonen, zu sichten, kräftig auszumisten und anzupassen, denn dort sammeln sich inzwischen die Karteileichen, die nur noch mit längst veralteten Versionen funktioniert hatten, aber heute schon nicht mehr aktuell sind. Man wird also auch einen eigenen Review- und QS-Prozeß brauchen.

Daneben ist wohl eine Werbe- und PR-Kampagne angedacht, um das etwas angestaubte Image des E-Mail-Clients wieder aufleben zu lassen – der letzten Post im Thunderbird-Blog datiert vom Dezember 2015.

Nachdem ich jahrelang auf dem Mac ausschließlich mit Apple-Produkten gesurft und gemailt hatte, war ich in den beiden letzten Jahren sukzessive zu Tor-Browser, Firefox ESR und Thunderbird zurückgekehrt und finde dort eine Umgebung vor, die im wesentlichen immer noch derjenigen entspricht, die ich Mitte der 1990er Jahre auf meinem ersten richtigen Computer, einer AIX-Workstation an der Uni, im Netscape 3 kennengelernt hatte. Diese Tools sind für mich so unverzichtbar wie Emacs, LaTeX – und mit etwas Abstand auch LibreOffice. Insoweit wünsche ich natürlich auch den Mozilla-Produkten und ihren Nachfolgern ein langes Leben…

RSS-Spam

Der Relaunch der Website bei der Frankfurter Rundschau hat nicht nur dazu geführt, daß die alten URLs samt der RSS-Feeds nicht mehr gingen, dabei wurde auch eine neuen Form von Spam eingeführt: Die Feeds enthalten jetzt Links zu Werbung, die als eigener Beitrag im Feed transportiert wird. Sie wird alle 20 Minuten aktualisiert, taucht also ständig im Feedreader auf und spült sich in der Artikelliste immer wieder nach oben. Da hilft nur noch, die Feeds zu löschen. Ausweichbewegungen im immer mehr kommerzialisierten Netz. Bye, bye, FR.

Ein Apfelbäumchen

Ist RSS am Sterben? Falls ja, beginnt es bei der deutschen Tochter von Transparency International. Nachdem ich gestern morgen den inaktiven Feed gerügt hatte, wurde dort am gleichen Tag – nicht der Feed repariert, sondern eine neue Nachricht eingestellt, nur im Feedreader zu lesen…, die da lautet: Liebe Abonnentinnen und Abonnenten des Transparency Deutschland RSS-Feed, leider haben wir im vergangenen Jahr die Pflege des RSS-Feeds vernachlässigt. Wir stehen nun vor der Entscheidung, ob wir die Aktualisierung in Angriff nehmen oder den Feed gänzlich schließen sollen. Für diese Entscheidung benötigen wir Ihr Feedback. Schicken Sie uns hierfür bitte eine E-Mail an … – So laßt und denn ein Apfelbäumchen pflanzen!

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