Der Wanderer 132
Es ist ja schon eine Weile her, dass ich etwas Politisches geschrieben hatte. Aber wir sind im Wahlkampf, noch vier Wochen bis zur Bundestagswahl. Und Thema eins ist diesmal die Wirtschaftspolitik.
Darum ging es auch heute im SWR Forum. Ulrike Herrmann von der taz fasste das Problem in denkwürdiger Weise, und nur ganz sachte von ihrer Kollegin von der FAZ widersprochen, ab 10:50 Minuten wiefolgt zusammen:
Ja, also, ich glaube, was man ja sehen muss, ist, diese ganzen Steuerreformen, die da vorgeschlagen werden, an Unternehmenssteuerreform, Einkommenssteuer, das sind alles Steuern, die gehen nicht nur an den Bund, sondern auch an die Länder, deswegen muss immer der Bundesrat zustimmen. Und im Bundesrat ist es so, dass, wenn ein Land sich enthält, gilt das schon als Nein-Stimme. Länder enthalten sich sehr häufig, weil ja in den Ländern die verschiedensten Koalitionen sind, mit Grünen, mit SPD, mit Linken, mit FDP, es gibt ja alles. Das heißt, die Wahrscheinlichkeit, dass der Bundesrat blockiert, ist extrem hoch. Die Wahrscheinlichkeit ist auch deswegen so hoch, weil ja die Schuldenbremse vorsieht, dass die Länder sich gar nicht verschulden dürfen, null Komma null Prozent, und wenn jetzt da immer Steuerreformen versprochen werden, wo man sich als Land sofort ausrechnen kann, okay, das bedeutet hier Milliardenausfälle, die durch nichts gedeckt sind, dann sagen die Länder: Nein. So. Und deswegen ist diese Wahrscheinlichkeit, dass auch nur eine der Steuerreformen durchkommt, die jetzt gerade von der CDU und – natürlich noch extremer – von der FDP versprochen werden, diese Wahrscheinlichkeit ist ungefähr bei ein Prozent. Also, ich will nicht sagen: Null Prozent. Aber vielleicht nur ein Prozent. Und das ist aber bedenklich, ja, das weiß ja jeder, der in der Politik ist, dass das sowieso nicht funktionieren wird und gar nicht kommen wird. Dass also wir jetzt einen Wahlkampf erleben, der völlig jenseits jeder Realität ist, auch jeder Verfassungsrealität in Deutschland, und gleichzeitig die Probleme, also nicht nur die Wettkampfs-, Konkurrenzprobleme mit China, sondern auch die Klimaprobleme, so groß sind, sie werden aber gar nicht thematisiert. Das heißt, dieser Wahlkampf findet irgendwie statt auf Wolke sieben. Von Volksparteien, und gerade von der CDU, die immer so tut, als hätte sie irgendeine Ahnung von Wirtschaft, da wird einfach alles vom Himmel herunter versprochen, was keinerlei Realität hat. Und das habe ich in dieser Krassheit in meiner Zeit als Journalistin nicht erlebt. Denn die Kosten für die Programme der CDU sind ja ungefähr, je nachdem, wie man das rechnet, bis zu 100 Milliarden, und das Irre ist ja, dass die CDU gleichzeitig sagt, sie will aber die Schuldenbremse einhalten. Und spätestens da, also das hat ja noch nicht einmal was mit Betriebswirtschaft zu tun, man kann nicht Geld ausgeben, wenn es gar keine Einnahmen gibt, das ist wirklich bedenklich. … Da wird gar nichts passieren. … Das ist eigentlich alles gelogen. Das ist ja maximaler Zynismus. …
Keep on rocking.
Emacs 30.0.93 Pretest
Emacs 30.0.93 Pretest ist gestern veröffentlicht worden.
Herunterladen und entpacken muss man den Tarball unter macOS Sonoma auf der Kommandozeile, und man braucht pkg-config per Homebrew, damit alle Bibliotheken gefunden werden.
GNU Emacs 30.0.93 (build 1, aarch64-apple-darwin23.6.0, NS appkit-2487.70 Version 14.7.2 (Build 23H311)) of 2024-12-20
Es ist der dritte Pretest Release für Emacs 30.1; der Unterschied zur finalen Version sollte nicht mehr allzu groß sein.
Die Version läuft bisher unauffällig.
Emacs 30.0.92 Pretest
Emacs 30.0.92 Pretest ist heute veröffentlicht worden.
Herunterladen und entpacken muss man den Tarball unter macOS Sonoma auf der Kommandozeile, und man braucht pkg-config per Homebrew, damit alle Bibliotheken gefunden werden.
GNU Emacs 30.0.92 (build 1, aarch64-apple-darwin23.6.0, NS appkit-2487.70 Version 14.7 (Build 23H124)) of 2024-10-26
Es ist der zweite Pretest Release für Emacs 30.1; der Unterschied zur finalen Version sollte nicht mehr allzu groß sein.
Die Version läuft bisher unauffällig.
Eindrücke von der Frankfurter Buchmesse 2024
Die Frankfurter Buchmesse war für mich eigentlich schon immer ein Fixpunkt im Herbst, um den herum ich mir ein paar Tage freihielt. Mittlerweile verstehe ich auch, warum mir das Gewusel in den Messehallen nicht so liegt, es ist in jeder Hinsicht für mich einfach too much, aber die Bücher ziehen mich eben immer wieder dorthin, das Verlagswesen, die Büchermenschen, und auch: Kultur und Information als Ware, et les incontournables, bien sûr. Und die Trends, die man dort sehr gedrängt beobachten kann, wenn man längerfristig am Ball bleibt und immer wieder kommt. So also diesmal auf ein Neues. Nach mehreren Jahren Pause, erst coronabedingt, dann beruflich bedingt und auch gesundheitlich bedingt. Eine sehr komprimierte, gezielte Stippvisite in den Messehallen hatte ich mir vorgenommen. Und das ist mir auch gelungen.
Von der Stadt her kam ich also diesmal mit der U-Bahn, nicht mit der S-Bahn. Kein Gedränge wie früher. Keine Schlangen am Eingang. Sogar der Sicherheits-Check ist teilweise automatisiert worden. Ich erhalte grünes Licht und darf direkt hinein.
Die Messekarte kommt zwiefach gefaltet in einen hellbraunen papierenen Rahmen, der an einem dunkelblauen Lanyard hängt. Keine Plasikhüllen mehr. Die Buchmesse ist ja so grün geworden. Die Pressemappe spricht von Nachhaltigkeit. Auch am börsenverein-roten Teppich haben sie gespart. Früher waren alle Hallen vollständig damit ausgelegt, und nach fünf Tagen wurde er dann komplett weggeworfen. Diesmal haben sie nur die Hauptwege damit markiert. Gut so, das reicht völlig und ist eine Reminiszenz an früher, die sicher auch bald verzichtbar erscheinen wird. Drumherum ist blanker schwarzer Betonboden: Weiche Gummisohlen waren also eine gute Wahl für dieses Gelände.
Ich beginne mit dem Ehrengast. Italien wird derzeit von Rechtsextremisten regiert, dementsprechend ist der Buchmesse-Auftritt geraten. Er ist freilich umstritten, weil kritische Autorinnen und Autoren ferngehalten wurden. Antonio Scurati verglich die Indoor-Piazza (FAZ) auf einem Podium mit einem Beerdigungsinstitut. Im ganzen ist sie aber ähnlich beliebig und seltsam wie die meisten Ehrengast-Pavillons, die man in den letzten Jahren in Frankfurt so sah.
Also weiter zu Halle 3.1, die Bildung. Wer gerne gedruckte Bücher sieht und in ihnen blättert, ist hier und ebenso in den anderen Hallen mit den großen deutschen Verlagen richtig. Denn später, vor allem in Halle 5.0, aber auch in der Wissenschaft (4.0) merkt man, dass wenig Gedrucktes nach Frankfurt geschickt wurde.
Der Thieme-Verlag erklärt auf einem Wandtext, er wolle damit verdeutlichen, dass man den digitalen Wandel voranbringe. Wo früher hunderte Bücher standen, kommt man heute mit etwa einem Dutzend aus. Und der Rest sind Daten.
Die Stände haben sich insgesamt verändert. Sie sind wieder ein bisschen größer geworden als bei meinem letzten Besuch, aber sie sind doch alles in allem sehr sparsam ausgestattet mittlerweile. Ein paar kleine Tischchen, am Empfang liegen eine Handvoll Kugelschreiber oder Bleistifte bereit. Und das reicht ja auch völlig. Die Materialschlacht früherer Zeiten ist vorbei. Man glaubt den Verlagen, dass es die Bücher gibt, sie müssen nicht mehr hergezeigt werden, um ihre Existenz zu beteuern. Das Geschäft läuft überall gut und unauffällig. Aber es läuft eben auch an anderen Orten, die Gespräche zeigen es deutlich. Ärgerlich ist da schon eher, dass man auch am Haupt-Fachbesuchertag kaum verbindliche Auskünfte bekommt. Aushilfspersonal überschneidet sich mit Mauerpolitik und einer strengen Tür. Dabei beiße ich doch gar nicht. Ich bin nur bibliophil. Tell me more.
Man ist eher hier, um Präsenz zu zeigen. Am deutlichsten ist das vielleicht bei den französischen Verlagen. Ich stehe vor dem Stand der Gallimard-Gruppe. Man merkt es kaum, so zurückgenommen ist das Design. Die Bücher sind auf den Regalen hinten fast schon versteckt, damit sie bloß keiner anfasst beim Vorbeigehen. Neuerscheinungen? Darüber informiert man sich besser bei der « Grande Librairie » direkt in der Mediathek von france.tv oder bei « Le masque et la plume » auf France Inter. Ein Messebesuch lohnt sich dafür nicht mehr so richtig. Das war mal anders. Hier ist viel von dem Flair der romanischen Halle, wie ich sie immer nannte, verloren gegangen. Auch nur wenige Aussteller aus Südamerika. Argentinien, Chile. Ehrengast Italien, freilich.
Stände von Bibliotheken? Fehlanzeige. Klar. Was haben Bibliotheken auch mit Büchern zu tun.
Stände vom Rundfunk? Der Deutschlandfunk talkt wie eh und je in 3.1 live vor Publikum. Ich erfahre, dass die drei Programme Deutschlandfunk, Deutschlandfunk Kultur und Deutschlandfunk Nova sage und schreib 54 Cent pro Monat Rundfunkbeitrag kosten. Unvorstellbar. An machen Tagen höre ich nichts anderes. Kultursender sind für mich unverzichbar, und ich frage mich, wofür der Rest meiner Rundfunkbeiträge ausgegeben wird, die ich übrigens gerne zahle.
Das Blaue Sofa ist endgültig von der Messe verschwunden und findet jetzt nur noch in der Deutschen Nationalbibliothek statt im Rahmen von Open Books, während die Literaturbühne von ARD, ZDF und 3sat ein ziemlich angenehmer Platz geworden ist, verglichen mit dem alten Standort zwischen den Hallen 5 und 6 draußen aufm Gang. Man kann den Gesprächen überraschend gut folgen, und zumindest bei den beiden Slots mit Armin Nassehi und Nora Bossong gab es auch etwas zum Zuhören und Mitnehmen. Auf Bossongs Roman „Reichskanzlerplatz“ bin ich gespannt.
Ich habe sie wiedererkannt, die Frankfurter Buchmesse, und es war schön, mal wieder dabei sein zu können. Gerne wieder nächstes Jahr. Wenn sie auch immer kleiner wird. Was aber vor allem daran liegt, dass sich das Geschäft mit den Büchern verändert hat. Inflationsbereinigt geht der Umsatz in der Buchbranche bergab, in Deutschland und Europa. Neuerscheinungen bei Sachbuch und Wissenschaft haben die 30-Euro-Marke geknackt, das E-Book liegt knapp darunter.
Mein Soundtrack in diesen Tagen war übrigens May Ninth von Khruangbin auf single repeat, stundenlang. Alles wird sehr, sehr gut.
Und da war noch was: In Maren Kames' „Hasenprosa“ gibt es mehrere Sätze, die wirklich rocken. Lesen! Lesen! Lesen!
Der Wanderer 129
Ein Interview mit Heinz Bude im Deutschlandfunk heute Morgen. Er skizziert die politische Lage ein Jahr vor der nächsten Bundestagswahl. Er zeichnet ein sehr dichtes Bild:
Wir sind ja insgesamt in einer Phase des Übergangs, was die Auffassung des Politischen betrifft. Ich vermute, wir gehen für zehn Jahre in eine Phase großer Irritationen der politischen Repräsentation. Bei der nächsten Bundestagswahl wird man sehen, dass es sehr, sehr schwierig ist, eine Regierung zu bilden. Wir müssen akzeptieren, dass es ein Sortierungsproblem gibt für die Art und Weise des Selbstausdrucks der Bürgerinnen und Bürger in diesem Lande. Das Problem ist, dass wir uns in diesen zehn Jahren nicht zur Ruhe setzen können, weil die wirtschaftliche Struktur, die wirtschaftliche Sozialverfassung in Deutschland in der Tat einen neuen Schub verlangt. Ich vermute mal, wir sollten uns, so komisch sich das anhört, vor allen Dingen um das Wirschaftliche in nächster Zeit kümmern und uns Klarheit darüber verschaffen, dass es im Politischen ein gewisses Durcheinander gibt, das noch keine Struktur gefunden hat, und die Idee, jetzt Bürgerräte einzuführen und eine zweite Ebene des Politischen einzuführen, davon halte ich nicht viel. Ich glaube, es braucht eine Art auch von ideenpolitischer Wiedererfindung der unterschiedlichen Parteiangebote in unserer Gesellschaft. Das wird noch eine gewisse Zeit dauern. Die CDU ist dabei, sich irgendwie auch ideenpolitisch neu zu positionieren, die Sozialdemokraten sind in einem riesigen Loch, und auch die Grünen scheinen ihre ideelle Grundlage verloren zu haben.
Das Gespräch endet dann im Weiteren bei der sozialen Marktwirtschaft und der Vereinbarkeit von Kapitalismus und Klimapolitik. Anlass für das Gespräch war der 75. Jahrestag der DDR-Staatsgründung.
Der Wanderer 128
In der letzten Zeit habe ich einige Newsletter vermisst, die ich mal abonniert hatte. Vielleicht sortieren meine Spamfilter doch zuviel heraus aus dem Tagesgeschäft? Auch Museen und Buchverlage? Es stellt sich heraus, dass beim Neu-Abonnieren tatsächlich kein Alert angezeigt oder versendet wird. Also war meine Newsletter-Adresse aus dem Verteiler gestrichen worden. Früher gab es in solchen Fällen einen Hinweis per Mail: Bitte neu bestellen. Das wurde wohl abgeschafft.
Thunderbird 128.2.1esr
Es hat ein bisschen gedauert, aber dass der Kalender in Thunderbird schon nach knapp vier Wochen repariert würde, hätte ich nicht erwartet. Man kann nun wieder nach allen Terminen oder nach vergangenen Terminen suchen. Das Interface wurde noch nicht wieder lokalisiert, aber die Einträge in deutscher Sprache kommen bestimmt auch bald wieder. Danke schön!
Emacs 30.0.91 Pretest
Emacs 30.0.91 Pretest ist heute veröffentlicht worden.
Herunterladen und entpacken muss man den Tarball unter macOS Sonoma, wir erinnern uns, auf der Kommandozeile. Und man braucht pkg-config per Homebrew, damit alle Bibliotheken gefunden werden.
GNU Emacs 30.0.91 (build 1, aarch64-apple-darwin23.6.0, NS appkit-2487.70 Version 14.6.1 (Build 23G93)) of 2024-09-12
Es ist der erste Pretest Release für Emacs 30.1, und die Liste der Neuerungen ist dementsprechend lang.
Die Version läuft bisher unauffällig. Ich schreibe sehr schön damit, und alles funktioniert.