Also gut. Ein neuer Anlauf. Hat keinen Zweck, sich dem Umstieg zu verweigern, denn Ende August soll die letzte Version der 102-er-Reihe erscheinen.
Mit einem frischen Profil bestätigt sich, dass hier noch vieles schiefläuft.
Dann zurück zum alten Profil, denn die Konfiguration ist so umfangreich, dass es viel zu aufwändig wäre, sie from scratch ganz neu wieder aufzuziehen. Jedenfalls ist die alte Hauptsymbolleiste bei der neuen Version nicht mehr einsetzbar, weil sie an einer Stelle platziert wurde, wo sonst nur Tabs zu finden sind. Also räume ich sie leer, so wird sie schmaler. Im Gegensatz zum frischen Profil erscheint die Suchleiste dort allerdings nicht mehr und ist auch nicht auf anderem Wege (Anpassen, about:config) wieder her zu zaubern.
Der ganze Schnickschnack, den sie neu eingeführt haben, nimmt auf der Bedienoberfläche so viel Platz in Anspruch, dass man ihn ausblenden muss. Das Dreispaltenlayout erweist sich dann tatsächlich als die beste Lösung auch auf dem 13-Zoll-MacBook Air – wenn man den Tagesplan aus Platzgründen weglässt und jedenfalls für E-Mails und für den Feedreader. Die Darstellung kenne ich noch von Apple Mail früher. Für Newsgroups, bei denen es aufs Threading ankommt, muss man auf die alte Darstellung umschalten, hier fehlt allerdings die grafische Anzeige des Threads, es wird nur noch eingerückt, keine grafische Unterstützung beim Lesen der komplexen Diskussionen.
Antworten, Weiterleiten und Löschen von Nachrichten nur noch über diese kleinen Buttons im Header der Nachricht. Nach mehreren Tagen entdecke ich auch das Umwandeln von E-Mails in Termine und Aufgaben (und vice versa) wieder: Es ist aus dem Kontextmenü der Nachricht und aus dem Nachrichten-Hauptmenü in den Button „Mehr“ im Nachrichtenfenster verschoben worden.
Überhaupt ist durch die unpraktischen Hamburger-Menüs viel Klicken angesagt, ganz viel Klicken, Untermenüs klappen sich nicht mehr auf, sondern führen in Irrgärten und in weitere Irrgärten, alles im selben Fenster, was auf dem Desktop gar nicht nötig wäre – ich bin froh, dass unter macOS zumindest das Hauptmenü erhalten blieb. Noch. Inkonsistent weiterhin: Die Farbgebung bei der Auswahl von Desktop-Elementen und die Darstellung von Kontextmenüs im Programm im Vergleich zum System. Und freilich sind die Ordner nicht out of the box sortierbar; das Add-on Manually sort folders wurde noch nicht angepasst. Wir warten.
Bin gespannt, wie lange es dauert, bis der Hänger beim Schließen („reagiert nicht“) angegangen wird.
Thunderbird-Benutzer sind leidensfähig, oder sie sind keine.
Thunderbird 115.0 wurde vergangene Nacht freigegeben. Aber was man nun beim Test sieht, ist eigentlich noch nicht einmal eine Beta-Version von Thunderbird.
Die Menüleiste blieb unverändert, aber man hat die Symbolleiste ohne Rücksicht auf Verluste in die Titelleiste des Fensters gepackt, was zu dem bulligen Auftritt führt, der die drei Ampellichter oben links so ungewohnt im Nichts schweben lässt. Die Suchleiste, die in den Screenshots des Projekts gezeigt wird, erscheint beim Umstieg von einem alten Nutzerprofil gar nicht. Das meinen die UX-Entwickler wohl ernst, es verstößt aber gegen alle Richtlinien auf dem Mac. Darunter links der Anfang der Ordnerliste, die mit etwas beginnt, was an dieser Stelle völlig fehlplatziert ist und unnötig Platz wegnimmt, nämlich ein „Neue-Nachricht“-Button, den wir ja schon in der Symbolleiste darüber seit eh und je mit dem Knopf „Verfassen“ haben. Er bezieht sich auf das jeweils in der Ordnerliste markierte Konto. Das Wölkchen links daneben sorgt fürs Abrufen von Nachrichten, und zwar von allen Konten, ob markiert oder nicht, spielt dafür wiederum keine Rolle. Die drei Punkte rechts daneben sind völlig sinnfrei. Markierungen und farbliche Hervorhebungen kommen in mindestens drei verschiedenen Blautönen daher, die sich nicht nach den Systemfarben richten. Das gleiche gilt für die Menüs, die vom Betriebssystem kommen und überhaupt nicht zu den Menüs der Anwendung passen.
Thunderbird wirkt deshalb nicht nur wie ein Fremdkörper auf dem Mac, sondern es fehlen auch noch ganz viele Features, die entweder nicht fertig wurden oder die es nicht mehr gibt. Zum Beispiel kann man E-Mails, Termine und Aufgaben nicht mehr ineinander umwandeln, der Eintrag im Kontextmenü fehlt einfach. Wie anderes mehr.
Sie haben den „Supernova“-Release veröffentlicht, obwohl es dagegen auch erhebliche und ernsthafte Kritik im Projekt gab, mit Hinweisen auf ziemlich schwere Bugs im Core-Bereich. Und beim Herunterfahren sehe ich zum ersten Mal auf meinem M1-Mac das Spinnrad drehen, das hatte noch kein Entwickler sonst geschafft.
Einzig positiv ist der Ressourcenverbrauch, der hält sich etwa in den Grenzen der Vorgängerversion.
Wer es selbst ausprobieren möchte: Bitte vorher das Benutzerprofil sichern, denn eine Rückkehr mit dem Profil, das einmal mit Version 115 verwendet worden war, dürfte nicht mehr möglich sein. Was man so liest.
Übergänge von einem ins andere Leben. Von einer Phase zur nächsten. Zum letzten Mal die Tür zumachen und abschließen. Der letzte Blick zurück. Und gleich danach: Der erste Blick nach vorn. Der erste Schritt in die neue Richtung. Der erste Blick auf ein Buch, das ich noch nicht gelesen habe. Aufräumen. Altes von Gegenwärtigem trennen. Sich davon trennen.
Eine der wichtigsten (Selbst-) Beobachtungen der letzten Zeit betrifft mein Nicht-Bloggen. Früher bloggte ich mindestens jede Woche. Noch früher mehrmals die Woche. Davor häufig mehrmals am Tag. Aber das hatte sich ja vor ein paar Jahren geändert. Und jetzt merke ich, dass die Hürde, wieder mit dem Bloggen anzufangen, umso höher liegt, je länger der letzte Blogpost zurückliegt und auch je geringer die Frequenz des Bloggens insgesamt ist. Indem die Erfahrung des Schreibens und des Veröffentlichens von Blogposts seltener wird, verliert sich die Routine, verliert sich auch die Dringlichkeit, sich in dieser Weise auszudrücken und in dieser Öffentlichkeit mitzuteilen. So entstand ein Abstand, dem ich gerade nachfühle.
George Winston ist gestorben. Seine Musik gehörte zum Soundtrack unserer Zeit im Sonneneck in Badenweiler im Herbst 2010. Wie vieles, was wir sangen und spielten, klingt auch sie noch immer in mir nach. Die traurigen Töne, die uns aber auch so viel Hoffnung gaben und zu denen ich immer wieder zurückgekehrt war, wenn es nötig wurde. Wenn es wieder nötig ist.
Ich höre alte Podcasts aus dem Archiv, und es ist toll, wie weit die Geschichte der Podcasts nun schon zurückreicht. Vor allem Literaturpodcasts sind immer noch hörenswert. Ich lese sowieso nur selten belletristische Neuerscheinungen, da kommt mir das Gespräch über die Bücher von gestern gut gelegen.
Empfehlung: Mein Freund der Baum mit Andrea Frey und Andreas Baum. Ich lasse ihre Gespräche stundenlang laufen, ohne Pause. Wenn ich wieder ins Zimmer komme, unterhalten sie sich immer noch, scheinbar unermüdbar. Ich habe selten so viel Vernünftiges über Literatur gehört wie hier. Gleichzeitig scheinen auch immer mal wieder schon zeithistorische Bezüge durch. Das Archiv geht immerhin zurück bis 2013, im Februar gibts das Format nun schon zehn Jahre (ebenso lang, übrigens, wie dieses Blog). Wie geschaffen für diese freien Winterwochen daheim. Und es erinnert mich auch daran, dass ich meine private Bibliothek endlich mal aufräumen müsste.
Ja, da gibts auch noch gedruckte Bücher. Wobei mein digitaler Bestand immer mehr wächst. Die Arbeit am E-Book die letzten Jahre hat meinen Bezug zu Büchern verändert. Ich bin mürbe geworden. Mittlerweile bin ich auch bereit, für E-Books Geld zu zahlen, solange sie kein DRM haben. Klassiker aber, wenn es geht, aus dem Project Gutenberg. Kurze Texte eher als längere. Sach- und Fachtexte eher als künstlerische. Der Umgang mit Literatur hat sich verändert. Und das hatten Frey und Baum schon zehn Jahre lang immer wieder reflektiert, auch das ist schön nochmal nachzuhören.
Ich hoffe, die beiden machen weiter und besprechen demnächst mal wieder ein paar Titel. Darunter auch meistens ein Buch, das beide nicht vorher gelesen haben. Allein dafür muss man einfach zuhören. Und für die Zeit bis zur nächsten Folge gibts das Archiv.
Im Vorwort zu seiner Aufsatzsammlung Was jetzt möglich ist gibt Navid Kermani nebenbei einen tiefen Einblick in die Entwicklung des Journalismus. Zeitungen, so meint man, stützen sich auf ein großes Archiv aus alten Ausgaben, zumindest ihrer eigenen Veröffentlichungen, wenn nicht noch mehr. Man denkt an das Spiegel-Archiv, das legendär war für seinen Umfang. Und die Computerzeitschrift c't hatte ihre alten Ausgaben vor zehn Jahren, zu ihrem 30. Geburtstag, sogar zu einer imposanten Skulptur verarbeiten lassen, die sie nun zum Vierzigsten aufstocken lassen möchte, wenn es die Gebäudestatik erlaubt. Der Turm aus alten Heften steht stolz im Treppenhaus des Verlagshauses in Hannover. Das ist aber nicht überall so:
Den ältesten Text, den ich für das vorliegende Buch vorgesehen hatte, den Artikel über Nasr Hamid Abu Zaid in der Frankfurter Rundschau aus dem Jahr 1993, konnte ich zu Hause nirgends finden, nicht einmal als Datei in meinem Computer. In der Annahme, dort sei der Artikel elektronisch erfaßt, wandte sich mein Lektor an die Frankfurter Rundschau – vergebens. Gut, dann gibt es doch sicher einen Keller, in dem ältere Jahrgänge der Zeitung lagern, glaubte der Lektor, und gegen ein entsprechendes Entgelt werde die entsprechende Ausgabe hervorgeholt. Nein, gibt es nicht, teilte die Redaktion mit: Die Frankfurter Rundschau, die bis vor wenigen Jahren zu den vier, fünf überregionalen Zeitungen im deutschsprachigen Raum gehörte, mit einem herausragenden Feuilleton und einer Auslandsberichterstattung, deren schierer Umfang heute kaum glaublich erscheint – sie verfügt heute nicht einmal mehr über ein Archiv. Schließlich begab sich eine Mitarbeiterin des Verlags in die Münchner Staatsbibliothek und fand in einem der Regale tatsächlich die große, staubbedeckte Kladde mit dem Jahrgang 1993.
Der Bestand der Bayerischen Staatsbibliothek (am Münchener Standort des C.H.Beck Verlags) ersetzt das Archiv des Zeitungsverlags in Frankfurt am Main. Die dortige Zeitung lebt ganz im Hier und Jetzt, in der Gegenwart, gleichsam geschichtslos hat sie sich ihrer Vergangenheit entledigt. So liest sich die Zeitung bisweilen ja auch tatsächlich, könnte man sagen. Am Ende bleiben die Bibliotheken als Wahrer des kulturellen Erbes übrig. Der Staub auf dem gebundenen Jahrgang wirkt hier wie eine schützende Schicht, die das Gestern begleitet und wärmt, bis die Bibliotheksbenutzerin kommt und den alten Text wiederentdeckt, so dass die Erinnerung an die alte Zeit (damals studierte ich noch!) wieder lebendig wird. Übrigens unentgeltlich.
Kermani, Navid. Was jetzt möglich ist: 33 politische Situationen. München: C.H. Beck, 2022, S. 9. – Rink, Jürgen. Fit und vierzig. c't geht ins fünfte Jahrzehnt. In: c't 3/2023, S. 124.
Erstellt von schneeschmelze2 um 19:41
in uebergaenge
Selten war so wenig Weihnachten wie dieses Jahr. Kleinere Weihnachtsbäume, weniger Lichter, kaum noch geschmückte Fenster. Eine Ausnahme: Die Blutentnahme in der Uniklinik. Dort lag ein Tannenzweignadelglockenlichterbündel auf dem Fensterbrett. Fix und fertig kann man das aus Plastik kaufen. Und von der Decke auf dem Gang hingen große rote und orangene Glocken, als wären es frische Blutstropfen.
Nebenan in der ARD-Mediathek gibts was Gutes: Die Gründungsgeschichte des Chaos Computer Clubs und Wau Holland in dem Dokumentarfilm von Klaus Maeck und Tanja Schwerdorf: Alles ist Eins. Außer der 0. – Dr. Waus Chaos Computer Film aus dem Jahr 2020. Online bis 12. Januar 2023.
Ich blogge seit fast 14 Jahren, aber es ist ziemlich viel passiert in der letzten Zeit, worüber ich nicht geschrieben hatte. Vieles, was mich tiefer beschäftigt hatte, eignete sich einfach nicht zur Veröffentlichung. Manches war vertraulich, manches war zu persönlich oder es hätte sonst zu sehr die Interessen anderer betroffen, so dass es nicht möglich war, es in die Öffentlichkeit zu tragen. Zumal in ein Internet, das zwar nicht nichts vergisst, aber eben doch auch einiges behält. Man weiß bloß nicht vorab, was von dem vielen.
Nach einer so langen Zeit, in der ich mich recht umfangreich öffentlich mitgeteilt und an so vielen Diskussionen beteiligt hatte, war es aber auch einmal gut, sich zurückzunehmen und eine Weile eher ins Off zu gehen. Es fühlte sich passender an, als einfach so weiterzumachen wie bisher. Auch im Nachhinein bestätigt sich der Eindruck, dass es die richtige Entscheidung war innezuhalten.
Also neu ansetzen, aber ganz von vorne, das geht ja gar nicht.
Ich befinde mich in einer Übergangsphase, die schon einen langen Moment andauert, mehrere Jahre schon. Ich achte auf den Kairos, den glücklichen Moment, in dem etwas Neues anfangen kann, anfangen darf und soll, damit es gut wird, damit es sich stimmig anfühlt.
Gelernt habe ich in diesem Jahr, dass nicht gut werden kann, was von Anfang an vergiftet ist, was unpassend ist. Was nicht zusammenpasst, kann man nicht zurechtstutzen. Zweimal abgeschnitten, und immer noch zu kurz. Daraus entsteht keine glückliche Gestalt.
Als Konstante hat sich ein Mantra erwiesen:
Das Alte funktioniert nicht mehr, aber das Neue funktioniert noch nicht.
Der Soziologe Stephan Lessenich hatte in seinem Buch „Nicht mehr normal“ gerade einen ganz ähnlichen Gedanken formuliert. Er schrieb auf S. 37:
Genau das ist die gesellschaftliche Situation in Deutschland heute: eine Gesellschaft, deren Normalitätsproduktion ins Stocken geraten ist und der die Trägergruppen des Normalen abhandenkommen. Eine Gesellschaft, die das Alte nicht halten und das Neue nicht denken kann, die an ihren Gewissheiten zu zweifeln und an der Zukunft zu verzweifeln beginnt.
Ob es sich dabei schließlich um
Eine Gesellschaft – am Rande des Nervenzusammenbruchs
handelt, mag jede/r für sich beurteilen.
Jedenfalls wird es seit etwa fünf Jahren immer deutlicher. Es begann schon vor Corona. Genaugenommen war Corona schon lange vor Corona. Die alten Strukturen, die alten Verlässlichkeiten gelten nicht mehr. Eigentlich gibt es nur noch eine Gewissheit: Dass etwas bei der nächsten Begegnung, beim nächsten Anlass nicht mehr so sein wird, wie man es vom letzten Mal in Erinnerung hat. Deshalb muss man sich ständig neu orientieren. Man befindet sich dauerhaft auf der Suche. Darauf muss man sich einstellen.
Alles bleibt anders.
Davon wäre zu sprechen.
Nehmen wir mal das Internet. Das ist nämlich schon sehr lange nicht mehr mein Internet. Es ist nicht mehr das Internet, wie wir es kannten. Die Dimension der Zeitlichkeit ist hinzu gekommen. Zu viele zu liebe Menschen fehlen mittlerweile darin, für immer. Wikipedianer, aber auch Blogger, Netzmenschen wie ich, die für immer gegangen sind und die ganz sicher im Himmel auf uns warten, wenn es einen gibt. Daran will ich einfach glauben.
Sind wir eine „Lost generation“? Der Begriff wurde von Gertrude Stein geprägt und stammt aus der Umbruchzeit des Ersten Weltkriegs.
You are a lost generation
sagte sie über die damals gerade volljährig gewordene Schriftstellergeneration. Das ist eine unbefriedigende Konstruktion, aber sie ist auch nicht ganz abwegig, denn was könnten wir – jetzt einmal unabhängig vom Lebensalter – gewinnen? Jedenfalls würde es eine Weile dauern, bis es einträte.
Viel Grundlegendes gibt es also auch weiterhin zu erörtern. Und ich werde mich in der nächsten Zeit wieder mehr im Blog dazu äußern und versuchen, unter den geänderten Bedingungen zu reflektieren. So wie früher, also? Freilich nicht ganz. Vielleicht aber ähnlich.