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Mittwoch, 25. April 2018

Thunderbird löst sich von Mutter Mozilla V

Einer der nächsten Schritte bei der Entwicklung von Thunderbird ist die Frage, was aus den Adblockern wird. Während die Browser-Hersteller dazu übergagengen sind, Content-Blocker in ihre Produkte zu integrieren, deren Funktion für die Benutzer kaum durchschaubar ist, zeigen sich die Entwickler von Adblock Plus und uBlock origin derzeit wenig geneigt, bei der Umstellung der Add-ons auf Webextensions auch Thunderbird weiterhin zu unterstützen. Aber ohne Werbeblocker sei es kaum mehr möglich, RSS-Feeds (mon amour) noch in Thunderbird zu lesen – schreiben diejenigen, die das derzeit tun. Deshalb wird auf der Mailingliste tb-planning darüber diskutiert, ob angesichts dessen ein Werbeblocker direkt in Thunderbird integriert werden sollte. Ob also Thunderbird in den Konflikt mit der Werbeindustrie einsteigen und – wie Google Chrome und Safari – ebenfalls Content blockieren sollte.

Dienstag, 24. April 2018

Geschichte der Suchmaschinen

Das Poster zur Geschichte der Suchmaschinen ist im Rahmen eines studentischen Projektseminars unter der Leitung von Prof. Dr. Dirk Lewandowski entstanden. Es beschreibt die Geschichte der Suchmaschinen auf unterschiedlichen Ebenen, von technischen bis hin zu gesellschaftlichen Entwicklungen. Der Fokus der Darstellung ist international; besonders berücksichtigt wird aber die Entwicklung in Deutschland.

via InetBib, 23. April 2018.

Freitag, 20. April 2018

RSS, mon amour

Man redet so viel von RSS in der letzten Zeit, von der Wiederkehr der klassischen Technik des Web 2.0, von der Rückkehr der Feedreader angesichts des Facebook-Cambridge-Analytica-Skandals (war da was? – anscheinend, ja). Und prompt liefert der MDR (sic!) für das von evangelisch.de (sic! sic!) geerbte Journalisten-Watchblog Altpapier einen ebensolchen Feed nach. Eine Website, die bis dato das RSS scheute wie der sprichwörtliche Teufel das Weihwasser und allerhöchstens einen Newsletter bediente und ansonsten natürlich die datenkragigen Sozialen Netzwerke. Bei einer Zunft als Zielgruppe, die eigentlich nur noch twittern mochte, wollte man meinen. Und sie bewegt sich also doch, auch diese Zunft. Da war wohl doch was.

Interessant auch die Nachweise bei Jörg Kantel zur Debatte um ein neues Web, angesichts von Walled Gardens, von Plattformökonomie und gar nicht so abwegigen Gedanken von Christian Hauschke zum kürzlichen Ende von Twingly. Aber das nur am Rande. GitHub Pages werden das Web übrigens nicht retten. Aber GitHub lebt, wie früher mal die Bloggerplattformen, vor dem Aufkommen der sozialen Netzwerke und der Zeit, als wir aufhörten, Dinge ins Internet zu schreiben.

Freitag, 13. April 2018

R.I.P. Twingly Blog Search, 2018

Und schon wieder ein Nachruf: Vier Jahre nach Google hat nun auch Twingly seine Blog-Suche geschlossen:

The Twingly Blog Search is closed. If you are interested in API access to the widest coverage of Blog Data in the world, other social data or News, please have a look at our different API offerings.

Gegen cash, natürlich. Keine freien Angebote mehr.

Die Blogosphäre als solches verschwindet zunehmend aus dem Blickfeld. Sie wird nicht mehr abgebildet, sondern vermischt sich mit anderen Angeboten. Der Begriff des Blogs wird diffuser, verliert an Kontur gegenüber Nachrichtenwebsites und Social Media. Die Suchmaschine als eine Konstruktion des Webs zeigt die Blogs nicht mehr als eigene Kategorie, die es wert wäre, gesondert wahrgenommen zu werden. So folgen die Blogs den Wikis, die – mit Ausnahme der Wikipedia – ja auch schon lange nicht mehr in den Suchmaschinen auftauchen. Nach oben gespült wird das, was mit Suchmaschinenoptimierung gepusht wird, ganz unabhängig von Format und Qualität.

Mittwoch, 21. März 2018

Technik-Tagebuch

Es ist Zeit geworden, zwei Updates zur Technik aus der letzten Zeit zusammenzufassen. Vielleicht wäre ein Technik-Tagebuch ein passendes Format, um solche Beiträge zu sammeln. Ich beginne heute jedenfalls einmal damit.

Die Diskussion um die Zukunft von Thunderbird dreht sich weiter. Ohne auf die zahllosen E-Mails einzugehen, die seit meiner letzten Zusammenfassung über den Verteiler gelaufen sind, kann man sagen, dass es grob zwei Diskussionsstränge gibt: Zum einen eine große Unzufriedenheit mit dem Adressbuch und damit zusammenhängend die Frage, ob das Add-on Cardbook, das Thunderbird für den Standard VCard fit macht. Einige würden Cardbook am liebsten gleich in Core aufnehmen, und der Entwickler scheint auch nicht abgeneigt, aber das ist wohl etwas verfrüht derzeit. Eine weitere Debatte, die in den letzten Wochen abgeebbt ist, drehte sich um die Frage, ob Thunderbird eine Desktop-Anwendung bleiben solle oder ob es parallel eine mobile App geben würde. Und wenn ja, in welcher Sprache sie zu programmieren wäre. Die Mehrheit war wohl doch geneigt, ganz auf dem Desktop zu bleiben, der Aufwand für eine zusätzliche App wurde als zu groß bewertet. Seit heute sorgt sich die Gemeinde darum, dass die jüngsten 32-Bit-Builds für Windows kaputt seien, den betroffenen Benutzern wird empfohlen, bis auf weiteres ab der nächsten Version auf 64-Bit umzusteigen. Als nächstes steht ja nun erst einmal die Anpassung an die Neuerungen an, die bei Firefox vor ein paar Monaten erfolgt waren.

Etwas Sorgen macht mir derzeit die Zukunft des VLC media player, den ich immer gerne neben iTunes eingesetzt hatte, vor allem auch um Radio-Livestreams aufzunehmen, was mit Bordmitteln von Apple nicht geht. Dazu gab es einen etwas schwer verständlichen, aber letztlich doch funktionalen Assistenten, mit dem ich eine Stream-URL aus meiner Playlist für Radio-Livestreams auswählen und die aktuelle Wiedergabe in eine Raw-Datei umlenken konnte. Dieser Assistent wurde gerade beim Übergang zu Version 3 gestrichen, und das soll wohl auch so bleiben, wenn ich den Entwickler richtig verstehe, der mir auf meine Frage im Videolan-Webforum geantwortet hatte. Es gibt zwar weiter ein convert and save panel, damit kann man aber den Livestream, den man speichern will, nicht mehr mithören, man kann also dem Programm nicht folgen und man weiß daher auch nicht, wann die Aufnahme zu beenden wäre. Die Aufnahme läuft stumm; das kann es ja nun nicht sein. Die Folge ist, dass man entweder auf Dauer, also so lange es funktioniert, bei Version 2.2.8 bleiben muss – in der Hoffnung, dass die öffentlich-rechtlichen Streams, die man damit abspielt, keine Exploits ausnützen werden (hahaha), oder dass man zum Mitschneiden von Livesendungen, die es ggf. später nicht mehr zum Download in irgendeiner Mediathek geben wird, auf den Radio-Recorder von Phonostar ausweicht, den beispielsweise das Deutschlandradio immer noch anbietet. Noch. Oder es gibt doch noch eine andere praktikable Lösung. Vorschläge sind willkommen. Aber vielleicht überlegen es sich die Entwickler bei Videolan doch noch einmal und bringen den alten Wizard wieder zurück.

Freitag, 23. Februar 2018

Neuerscheinungen zur Netzpolitik XIV

Eine Auswahl an Beiträgen seit dem 28. Januar 2018, darunter auch ein paar noch ältere Titel aus dem Verlag der Universität Kassel, die mir auch neu waren.

  • Boes, Andreas, Tobias Kämpf, Barbara Langes und Thomas Lühr. 2018. »Lean« und »agil« im Büro: Neue Organisationskonzepte in der digitalen Transformation und ihre Folgen für die Angestellten. 1. Auflage. Forschung aus der Hans-Böckler-Stiftung 193. Bielefeld: transcript. www.transcript-verlag.de.

  • Borchers, Detlef. 2018. Er kam aus dem Cyberspace. Zum Tode von John Perry Barlow. heise online. 8. Februar. www.heise.de (zugegriffen: 8. Februar 2018).

  • Deylen, Wiebke von. 2018. Open Access-Publizieren in der Romanistik – Ergebnisse des FID-Workshops an der SUB Hamburg. ciberaBlog. 9. Februar. blog.cibera.de (zugegriffen: 10. Februar 2018).

  • dpa. 2018. Studie der Uni Mainz: Lügenpresse-Hysterie ebbt ab, seitdem Journalisten ihre Arbeit besser erklären. 31. Januar. meedia.de (zugegriffen: 2. Februar 2018).

  • Ebner, Martin. 2018. Brauchen die Studierenden von morgen noch E-Learning? - ... oder E-Learning im Jahr 2034. In: Lehre und Digitalisierung - 5. Forum Hochschullehre und E-Learning-Konferenz, 9–12. Bielefeld: UVW UniversitätsVerlagWebler. www.academia.edu (zugegriffen: 12. Februar 2018).

  • Fiebig, Peggy. 2018. Resozialisierung durch Digitalisierung - Vernetzt im Knast. Länderreport. Deutschlandfunk Kultur. Berlin: Deutschlandfunk Kultur, 2. Februar. www.deutschlandfunkkultur.de (zugegriffen: 5. Februar 2018).

  • Gill, Harsimran. 2018. ‘The ebook is a stupid product: no creativity, no enhancement,’ says the Hachette Group CEO. Text. Scroll.in. 17. Februar. scroll.in (zugegriffen: 22. Februar 2018).

  • Graber-Stiehl, Ian. 2018. Science’s pirate queen. Alexandra Elbakyan is plundering the academic publishing establishment. The Verge. 8. Februar. www.theverge.com (zugegriffen: 15. Februar 2018).

  • Hoffmann, Gerd E. 1988. Deutschland 1988 (3/4) - Trüffelschweine im Datendickicht - Die Hacker: Volkssport oder Computer-Kriminalität? Feature. Deutschlandfunk. Köln: DLF/WDR. www.deutschlandfunk.de (zugegriffen: 30. Januar 2018).

  • Holland, Martin. 2018. Wikipedia Zero: Ende für kostenlosen Mobilfunkzugriff in Dutzenden Ländern. heise online. 19. Februar. www.heise.de (zugegriffen: 19. Februar 2018).

  • Höller, Heinz-Peter und Peter Wedde. 2018. Die Vermessung der Belegschaft. Mining the Enterprise Social Graph. Mitbestimmungs­report, Nr. 10. Mitbestimmungspraxis (1. Januar): 38. www.boeckler.de

  • Johannes, Paul C. und Alexander Roßnagel. 2016. Der Rechtsrahmen für einen Selbstschutz der Grundrechte in der digitalen Welt. Interdisciplinary research on information system design Band 3. Kassel: Kassel University Press. nbn-resolving.de.

  • Jurkiewicz, Sarah. 2018. Blogging in Beirut: An Ethnography of a Digital Media Practice. 1. Auflage. Kultur und soziale Praxis. Bielefeld: transcript.

  • Monroy, Matthias. 2018. Was steckt hinter der Twitter-Amnestie der Frankfurter Polizei? netzpolitik.org. 3. Februar. netzpolitik.org (zugegriffen: 6. Februar 2018).

  • Morozov, Evgeny. 2018. Silicon Valley oder die Zukunft des digitalen Kapitalismus. Blätter für deutsche und internationale Politik, 1. Januar. www.blaetter.de

  • Muuß-Merholz, Jöran. 2018. Freie Unterrichtsmaterialien finden, rechtssicher einsetzen, selbst machen und teilen: Mit Online-Materialien und E-Book inside. 1. Auflage. Weinheim: Beltz. www.was-ist-oer.de.

  • N.N. 2018a. Münchner Note. Museen, Bibliotheken und Archive fordern dringend notwendige politische Unterstützung zur Sichtbarmachung ihrer Sammlungsbestände im digitalen Raum. diverse deutsche Museen und Archive, 15. Februar. www.pinakothek.de (zugegriffen: 23. Februar 2018).

  • ---. 2018b. Einwilligung als Fiktion: Studie zeigt geringes Wissen über Datenschutz bei Facebook auf. idw-online.de. 20. Februar. idw-online.de (zugegriffen: 21. Februar 2018).

  • Pachali, David und Ute Schwens. 2018. Internet-Archivierung: Was bleibt vom Web? iRights - Kreativität und Urheberrecht in der digitalen Welt. 31. Januar. irights.info (zugegriffen: 31. Januar 2018).

  • Reinhardt, Jörn. 2017. Konturen des europäischen Datenschutzgrundrechts. Zu Gehalt und horizontaler Wirkung von Art. 8 GRCh. Archiv des oeffentlichen Rechts 142, Nr. 4 (1. Oktober): 528–565. doi:10.1628/000389117X15151513970355, .

  • Schumann, Harald und Arpad Bondy. 2018. Das Microsoft-Dilemma. Reportage & Dokumentation. rbb, 19. Februar. www.daserste.de (zugegriffen: 19. Februar 2018).

  • Schwetter, Holger. 2015. Teilen – und dann? kostenlose Musikdistribution, Selbstmanagement und Urheberrecht. Kassel: Kassel university press. nbn-resolving.org.

  • Stadler, Thomas. 2018. Der Staatstrojaner: Überwachung von Smartphones direkt beim Nutzer. Internet-Law. 29. Januar. www.internet-law.de (zugegriffen: 30. Januar 2018).

  • Sucker, Joachim. 2018. Next Level – VHS. allesauszucker. 12. Februar. allesauszucker.wordpress.com (zugegriffen: 14. Februar 2018).

  • Weizsäcker, Franz von. 2018. Globaler Handel per Mausklick: Die granulare Revolution der Plattformökonomie. Die aktuelle Kolumne. Bonn: Deutsches Institut für Entwicklungspolitik. www.die-gdi.de (zugegriffen: 30. Januar 2018).

  • Welchering, Peter. 2018. Die Enthüllungsplattform Wikileaks: Rasanter Aufstieg, tiefer Fall. Hintergrund. Deutschlandfunk. Köln: Deutschlandfunk, 3. Februar. www.deutschlandfunk.de (zugegriffen: 5. Februar 2018).

  • Young, Nora. 2018. Modern libraries innovate to better serve their communities. CBC Radio: Spark. 4. Februar. www.cbc.ca (zugegriffen: 18. Februar 2018).

Samstag, 17. Februar 2018

„Basquiat: Boom For Real“ in der Schirn Kunsthalle Frankfurt am Main

Die Schirn empfängt mit großen Bildern, mit Wänden voller Text, auf Mauern und auf Bretter und auf Leinwände geschrieben, geschmiert, gesprüht in den 1980er Jahren in New York. Als hierzulande über die Graffiti des Sprayers von Zürich diskutiert wurde: Darf man das, zivilrechtlich, strafrechtlich, und ist das Kunst?

Es war eine enorm politische Zeit damals: Post-68, Umweltbewegung, Frauenbewegung, Friedensbewegung, stell' dir vor, es ist Krieg, und keiner geht hin, die sogenannte geistig-moralische Wende in Deutschland-West, in den USA und in Großbritannien vor allem, das Volkszählungsurteil, der NATO-Doppelbeschluss, AIDS, das Privatfernsehen und das Kabelfernsehen, ein Atomkraftwerk in der Ukraine, und am Ende ein Börsenkrach, ein explodiertes Space Shuttle und das Ende des Kalten Kriegs. Eine Ahnung der bevorstehenden transnationalen Verflechtung wurde sichtbar am Horizont. Von alledem ist diese deutsch-britische Ausstellung ganz weit entfernt, so weit, weiter geht es nicht mehr. Ahistorisch und hermetisch wird eine New Yorker Künstlerszene in Clubs und sonstiger Bohème vorgeführt, die sich selbst genug ist und die sich um sich selber dreht, als gäbe es die Welt da draußen gar nicht. Oder nur als Drogenlieferant. Ich glotz' TV.

Jean-Michel Basquiat schrieb Tagebuch und begann zu kritzeln – und immer mehr zu malen. Er war modern, denn – und hier überschneiden sich unsere und seine Welt einmal – er bediente sich moderner Technik (Farbkopierer, Polaroid) und er nutzte moderne Technik zu seiner Inspiration bei der Arbeit (Fernsehen, Videorekorder). Kein Internet, natürlich, obwohl es das damals ja auch schon gab. Der Hip-Hop aus den New Yorker Ghettos, und immer wieder der Jazz. Und Texte. Pop-Texte. Eine merkwürdig krude und derbe Typografie, die man schwer vergisst. Wiederholungen. Taggen und rappen. Ein Remix aus Popkultur, der über elektronische Medien verbreitet wird und der seitdem nicht mehr aufgehört hat. Geschwindigkeit und leuchtende Bildschirme und Musik. Und bei uns kommt der Strom aus der Steckdose.

Man muss das nicht mögen. Es ist ist einfach da. Und es ist unerbittlich und laut und hart und schwer erträglich. Und es geht nicht mehr weg.

Die Schirn, nach den Worten von Jean-Christophe Ammann „die längste Kegelbahn der Welt“, ist für diese Ausstellung nochmal länger gemacht worden. Wie ein dunkler, warmer Darm voller Musik und Bewegung mäandert sich der Weg zwischen den eng gestellten Wänden von Eingang bis zum Ende der Schau, wo dann noch ein Film läuft, alles sehr akut und heute, am ersten Tag, gedrängt voller Menschen, die diese millionenschwere Show sehen wollten. Es soll sich um die teuerste Ausstellung handeln, die die Schirn jemals hatte versichern lassen, und das geht natürlich nicht ganz geräuschlos vonstatten: Man darf keine Taschen mit in die Ausstellung nehmen, und die Garderobe ist so belastet, dass Absperrbänder den Weg weisen und auch die Schließfächer nicht allgemein zur Verfügung stehen, sondern von den Garderobièren belegt werden. So die Auflagen. Die spinnen, die Amis, um nochmal einen Begriff aus den 1980ern aufzugreifen.

Die Bilder sind übrigens erstaunlich schlecht. Sie sind handwerklich schlecht gemacht, sie lassen jeden Ausdruck vermissen, und sie sind ganz schlicht scheußlich – wie die 1980er Jahre eben waren, ein Jahrzehnt, das reaktionär war wie man es sich heute kaum noch vorstellen kann. Damals begann der große Reichtum der wenigen, des einen Prozents, maximal, das sich heute diese Bilder für Millionen Dollar ersteigert. Dekadent und peinlich war das und ist es heute immer noch. Der lange Sommer der Bourgeoisie.

Darf man das, und ist das Kunst?

Man muss das nicht mögen. Es ist ist einfach da. Und es ist unerbittlich und laut und hart und schwer erträglich. Und es geht nicht mehr weg.

Geht nicht mehr weg, wie einem das Krönchen nicht aus dem Sinn geht, das im Spätwerk auftaucht, in verschiedenen Größen, mal schwarz auf braun, mal weiß auf schwarz. Oder der kleine Origami-Elefant beim Saxophon.

Und ist das Kunst? Man muss das nicht mögen. Es ist ist einfach da.

Mir hat es nicht gefallen.

Basquiat. Boom For Real“. Bis 27. Mai 2018 in der Schirn Kunsthalle Frankfurt am Main. Eine Ausstellung des Barbican Centre, London, in Kooperation mit der Schirn Kunsthalle Frankfurt. Kuratiert von Dr. Dieter Buchhart und Eleanor Nairne, Barbican Art Gallery, London. Katalog im Prestel-Verlag, München. Digitorial und Pressetext.

Dienstag, 13. Februar 2018

Twoday.net, 2003–2018

Die Bloggerplattform Twoday.net schließt zum Ende des Monats Mai 2018, und man sieht mit einem Blick auf Twingly, dass immer noch ein tiefer Riss durch das Web geht – zwischen den Netizens und den Geschäftemachern.

Als vor etwa einem Jahr das Open Directory Projekt DMOZ zumachte, waren es die Werbe-Spammer, die es als erste kühl und auch ein wenig herablassend vermeldeten. Nun, da es Twoday.net trifft, sind es dagegen die kleinen Blogger, die in meist recht emotionalen Blogposts ihrem liebgewonnenen Hoster nachtrauern.

Beispielhaft etwa dieser deftige Beitrag von Bonanzamargot in Anlehnung an Charles Bukowski (weiß eigentlich heute noch jemand, wer das war?): Lange genug ließ man uns Blogger im Ungewissen. Bukowski würde wahrscheinlich sagen: Das war ein verdammt langer Schiss! Sie hätte sich gewünscht, dass die Betreiber von Twoday.net Gründe angegeben hätten für ihre Entscheidung: Wenn man sich überlegt, mit wie viel Herzblut die Blogger auf Twoday unterwegs waren, über Jahre einen kahlen, vorgegebenen Raum mit ihren Inhalten auskleideten und mit Leben füllten…, da stimmt mich dieses Ende nicht nur traurig, sondern es macht mich gewissermaßen auch wütend! Aber auch in den LitBlogs wird des Endes von Twoday.net gedacht, und es werden auch schon die ersten Umzüge angezeigt.

Twoday.net war die erste Adresse, als man bei Antville.org in der Hochzeit des Web-2.0-Booms wegen Überlastung kein neues Blog mehr einrichten konnte. Und bis 2008 wurden dort 46353 Weblogs (sic! so sagte man damals) gehostet. Innerhalb von nur fünf Jahren, wohlgemerkt, waren sie eröffnet worden.

Und jetzt diskutiert die Antville-Gemeinde, ob sie sich um die verbliebenen Twoday.net-Blogger kümmern könne. Ich fände das schön, denn es ist wichtig, die idealistischen Nischen des Netzes zu pflegen und lebendig zu erhalten.

DMOZ hat übrigens ein Nachfolgeprojekt erhalten: Curlie, ein süßes rotes Eichhörnchen, sammelt jetzt die URLs in einem Web-Verzeichnis. Und statische Kopien des letzten Stands von DMOZ gibt es hier und hier.

Totgesagte leben länger.

Samstag, 10. Februar 2018

Der neue Gesandte VIII

Nach dem Rückzug des neuen Gesandten, der jetzt seine Schuldigkeit getan hat, überwiegt in den meisten Quellen das naive Narrativ des Verlierers. Von hundert auf null. Alles sei perdu. Auffällig ist, dass ein Journalist, der ausdrücklich darauf hingewiesen hatte, dass der neue Gesandte auch Täter war, gehen musste. Ambivalenz wird nicht geduldet. Damit wird eine Inszenierung angesprochen, die immerhin über ein Jahr lang lief und die demonstriert hat, was geht. Alle machten mit. Politik als bloße Show, ohne Inhalte. Am Ende erscheint ein Grenzwert von etwa fünfzehn Prozent. Und das ist längst noch nicht vorbei.

Literatur: Maier, Anja. 2018. Kommentar Verzicht von Martin Schulz: Drama ersten Ranges. Die Tageszeitung: taz, 9. Februar, Abschn. Politik. www.taz.de (zugegriffen: 10. Februar 2018). – N.N. 2018. Streit mit Verleger Holtzbrinck: Steingart verlässt das „Handelsblatt“. Die Tageszeitung: taz, 9. Februar, Abschn. Gesellschaft. www.taz.de (zugegriffen: 10. Februar 2018). – Nowak, Peter. 2018. Das Jahr mit Schulz ist zu Ende. Telepolis. 10. Februar. www.heise.de (zugegriffen: 10. Februar 2018).

Freitag, 2. Februar 2018

Thunderbird löst sich von Mutter Mozilla IV

Im weiteren Verlauf der Diskussion hat Ben Buksch im Mozilla-Wiki eine Seite zum Entwurf der „nächsten Generation“ von Thunderbird angelegt und auf der Mailingliste tb-planning zu Stellungnahmen aufgerufen.

Das Ziel der weiteren Entwicklung sei, neben der bisherigen Desktop-Version mobile Apps für Android und iOS zu erstellen, die auch populäre Chat-Protokolle wie WhatsApp sowie Verschlüsselung nativ unterstützen. Mobile ist, zurückhaltend gesagt, umstritten. Und meine Mail, in der ich darum gebeten hatte, weiterhin NNTP zu unterstützen, wurde vom Moderator heute nicht durchgelassen, was wahrscheinlich Rückschlüsse auf die zukünftige Richtung zulässt. Schade.

Währenddessen wird bei den Koalitionsverhandlungen der Abschied von De-Mail und der Einstieg in PGP/S-MIME für E-Government eingeleitet. Das passt wiederum.

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