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Das richtige Personal

Amy Goodman und Juan Gonzalez haben bei Democracy Now mit Bruce Schneier über das Papier gesprochen, in dem er sich zusammen mit vierzehn anderen Kryptographen gegen staatliche Hintertüren bei der Verschlüsselung von Daten gewandt hatte. Die Krypto-Wars sind wieder da, sagt er. Alles, was sie schon in den 1990er Jahren gesagt haben, können sie heute noch einmal sagen. Es ist das alte Spiel, das man eher in China oder Rußland erwarten würde, aber nicht in einer Demokratie.

Gleichzeitig wird ein Journalist zum ARD-Chefredakteur befördert, der gerade zu netzpolitischen Themen eine Einfalt an den Tag gelegt hatte, die man kaum noch toppen kann. Tilo Jung hat die schönsten Stellen aus seinen Tagesthemen-Kommentaren der letzten fünf Jahre zusammengeschnitten, sozusagen die Anstaltspackung, starring Rainald Becker. Früher blieb man von so etwas verschont, wenn man keinen Fernseher hatte, aber heute gibt es ja dieses Internet.

In den NachDenkSeiten setzt sich Sabine Schiffer kritisch mit einem Vortrag auseinander, den der Heute-Journal-Moderator Claus Kleber als „Antrittsvorlesung“ für eine Honorarprofessur in Tübingen gehalten hat und in der es irgendwie um die Entwicklung des Journalismus und eben auch ums Internet ging. Anhand von Statistiken zur Charlie-Hebdo-Berichterstattung Anfang des Jahres 2015 zeigt Kleber auf, dass bei allem „Erfolg“ des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Sachen Einschaltquote die Altersstruktur des Publikums auf ein aussterbendes Publikum hindeutet. Das gewünschte Publikum tummle sich hingegen in den sogenannten Sozialen Medien und sehe nicht unbedingt „eine anständige Nachrichtensendung“, heißt es darin unter anderem. Und für dieses Publikum sind Kleber, Becker und Hassel wahrscheinlich genau das richtige Personal für ihre „Kunden“, wie Kleber sie nennt.

Die Gedanken sind frei

Der Verband deutscher Schriftsteller (VS) hat die neue Vergütungsregelung von Amazon kritisiert. Indem Amazon bei E-Books von einer Abrechnung per Download auf eine Vergütung pro tatsächlich gelesener Seite umstelle, kontrolliere der Händler die Gedankenfreiheit. Darin liege ein kontrollierender Eingriff in den intimen Dialog des Lesers mit dem Buch und das damit verbundene Verhältnis zum Autor, der sich auch auf den durch individuelles Leseverhalten geprägten Schreibprozess der Autoren auswirke. Der Autor müsse prioritär darauf gerichtet sein, die Leserinnen und Leser kontinuierlich im „Cliffhängerstil“ von einer Seite zur nächsten zu treiben. Aber dazu gehören ja zwei: Einer, der treibt, und einer, der sich treiben läßt. (via DRadio Kultur).

GAFA V

Mathias Müller von Blumencron hat in der FAZ Jaron „Digital Maoism“ Lanier interviewt. Er meint, die Benutzer hätten sich so sehr an die sozialen Netzwerke angepaßt, daß sie mittlerweile Angst hätten, sich aus den Bestätigungsmechanismen herauszubewegen, die ihnen ständig ihre Beliebtheit vorspiegeln. So gesehen sei kontrolliere Facebook Verhalten als eine Form der Machtausübung. In der Politik stehe einer Zunahme an politischer Kommunikation eine Abnahme an Teilhabe gegenüber. Das sei noch nicht die Facebook-Gesellschaft, aber wenn es so weitergehe, werde sie kommen. Daß europäische Medienkonzerne Beiträge bei Facebook veröffentlichen wollen, ist für ihn ein Zeichen für deren geringe Macht, deshalb hätten sie keine andere Wahl.

Interessant ist eine Bemerkung Laniers zur Netztheorie: Die konkrete Entwicklung des Webs, die heute kritisch gesehen werde, gehe auch auf die Entscheidung zurück, Hyperlinks nur in einer Richtung auszugestalten. Der Gegenentwurf aus den 1960er Jahren hatte Two-Way-Links vorgesehen und hätte es erlaubt, auch die Herkunft einer Information im Hypertext stets mit zu transportieren. Durch die Entscheidung für One-Way-Links würden Informationen im Web aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang herausgerissen. Es gebe keinen Rückkanal zurück zum Urheber, wodurch dieser im Web schrittweise an Einfluß verliere. Diesen Geburtsfehler des Webs habe „anti-demokratische“ Folgen gezeitigt; jeder habe das damals um Berners-Lee auch gewußt, aber inkauf genommen. Man wollte ja nicht pessimistisch sein.

Das ist aber nicht nur ein allgemeines Phänomen im Hypertext, sondern auch in anderen Strukturen und Prozessen des Webs, etwa in Wikis. Mir fällt dabei die Entwicklung von Wikipedia ein, wo der Einfluß der ursprünglichen Autoren eines Artikels mit jeder Revision abnimmt, so daß es mittlerweile Autoren gibt, die die Qualität, die sie einst in den Korpus hineingetragen hatten, so weit schwindet, daß sie sich als „Hauptautoren“ in der Diskussion melden, um ihr Erbe sicherzustellen. Das ist letztlich nichts anderes als ein Zeichen für das Leiden an der Auflösung der Gestalt, die diese Autoren über einen langen Zeitraum geschaffen und geprägt hatten und die jetzt nach knapp fünfzehn Jahren immer mehr verlorengeht. Auch hier gibt es keinen „Rückkanal“, um die Qualität und den Kontext der Information zu erhalten, zu wahren und weiterzuentwickeln ohne Gefahr zu laufen, daß sich der Content verschlechtert. Das ist ein schleichender Erosionsprozeß, während der Kontext im Falle des One-Way-Hypertexts, den Lanier kritisert, sofort und ohne Übergang abbricht und verlorengeht für immer.

JabRef 3, Literaturverwaltungen im Vergleich, Zotero 4.0.27

Auf der JabRef-Users-Mailingliste hat Oliver Kopp angekündigt, daß JabRef demnächst aktualisiert werden soll. JabRef 3 werde im Rahmen eines Studienprojekts an der Universität Stuttgart im Wintersemester 2015/2016 und im Sommersemester 2016 auf den Stand von JavaFX und Java 8 gebracht. Jetzt würden noch „Customers“ und „Supervisors“ gesucht. Erstere als Tester.

Gleichzeitig hat Dorothea Lemke von der TU München auf der Mailingliste InetBib den alljährlichen Update der Übersicht über die aktuellen Versionen der Literaturverwaltungsprogramme für Bibliothekare und Benutzer angezeigt. Die in drei Sprachen verfügbare Übersicht vergleicht die Features von Citavi, Colwiz, Docear, EndNote, JabRef, Mendeley, RefWorks und Zotero.

Von Zotero gibt es seit gestern die neue Version 4.0.27 mit einigen Änderungen im Interface. In der klassischen Firefox-Version wurde das Speichern von Websites vereinfacht. Außerdem kann man nun die Ausgabe-Sprache der Bibliographie in den Einstellungen zentral auswählen – wenn der Zitierstil das unterstützt. Ein schneller Test mit meinen Zitierstilen zeigte, daß die an die deutsche Sprache angepaßten Stile derzeit noch den per Umschalter auf Deutsch lokalisierten Standardstilen überlegen sind, aber das kann sich ja demnächst – zumindest bei den wichtigsten von ihnen – noch ändern. Schade, daß die Standalone-Version auf dem Mac die üblichen Tastaturkürzel und die Menüaufteilung (nicht mehr?) unterstützt. Das Update steht über die Aktualisierung des Plugins bzw. der Standalone-Version zur Installation bereit.

Es wird eng II

Brent Simmons denkt nach über die Ankündigung von Mozilla sowie von Apple, bald nur noch https zu unterstützen. Er habe bisher vorwiegend an Programmen gearbeitet, die alle Feeds verarbeiten, die man ihnen vorsetzt. Wer vollständig auf https setze, richte sich gegen das offene Web. Mozilla und Apple arbeiten in Richtung auf ein Web, das von den großen Konzernen beherrscht wird, ein Web der geschlossenen Gesellschaften, und ein Konzern spielt den Gatekeeper und bestimmt, wer und damit auch was reinkommt und draußen bleiben muß. Letztlich, meint er, werde der vollständige Umstieg auf https aber noch lange auf sich werten lassen, denn es sei teuer, und: To cut off http is to cut off the arms of the body of free speech.

Der Blogpost war eher ein Zufallstreffer, denn Brent Simmons hat sich auch den aktuellen Markt für Newsreader Feedreader angeschaut – via Schockwellenreiter.

Brave New E-Book World

Was hat man alles gehört über die wunderbare neue Welt der Selfpublisher, die ihre Bücher über Apple und Amazon veröffentlichen, statt bei einem richtigen Verlag. Wir gingen herrlichen Zeiten entgegen, hat man gehört. Geht zu den großen amerikanischen Konzernen, hat man gehört, sie zahlen mehr als die anderen, viel, viel mehr. Und jetzt dies: Mit einer Frist von zwei Wochen kündigt Amazon einseitig eine Änderung seiner Vertragsbedingungen an: Die Autoren, deren Werke über Kindle unlimited vertrieben werden, würden fortan nicht mehr nach den von den Lesern im Rahmen der Pauschale genutzten Büchern, sondern nach den tatsächlich gelesenen Seiten vergütet. Denn die Kindle-Lesegeräte schaffen ja den gläsernen Leser. Amazon ist live dabei, wenn die Datei durchblättert und dabei möglicherweise auch gelesen wird. Und man wundert sich, daß es überhaupt Leser gibt, die bei sowas mitmachen. Und Autoren, natürlich, auch. Aber es gibt ja auch Leute, die Google für eine Suchmaschine halten und die meinen, bei Facebook gehe es vor allem um „Kommunikation“ und um „Nachrichten“. If you're not paying for it, you are the product. Aber hier bezahlen sie ja sogar dafür, und deswegen wird bestimmt keiner umdenken. Sie zahlen einen hohen Preis, Autoren wie Leser.

WordPress nach EPUB und weiter

WordPress und andere Blogsysteme haben zwar eine Exportfunktion, bieten aber sonst keine komfortablen Exportmöglichkeiten. Heraus kommt eine WordPress-XML-Datei, mit der man erst einmal wieder etwas anfangen können muß. Mit anderen Worten: WordPress ist ein Datensilo, das auch mit den üblichen Tools wie wget nicht mehr zu befreien ist.

Zehn Jahre lang Texte im Web an unterschiedlichen Stellen: Darunter war soviel Gutes, daß man daraus getrost ein E-Book machen könnte. Aufgabenstellung: WordPress-XML nach EPUB/PDF.

Für WordPress gibt es Plugins, Konverter für die Kommandozeile gibt es anscheinend nicht. Ein interessanter Weg führt jedoch über das Schweizer Taschenmesser für E-Books, Calibre: Man kann damit nämlich beliebige RSS-Feeds als Nachrichtenquellen abonnieren, timer-gesteuert einlesen und nach EPUB konvertieren. Diese Python-Lösung ist eigentlich für den E-Book-Reader für unterwegs, fernab der Datennetze gedacht. Damit geht aber noch mehr, denn aus EPUB geht es direkt aus Calibre per Export weiter in viele andere Formate. Eine Alternative zur Weiterverarbeitung ist dann Pandoc, das auch von EPUB nach LaTeX, OpenDocument-Text (ODT) und MediaWiki umsetzt. Und natürlich nach MarkDown. Beziehungsweise mit Sigil – zur Not redigiert man den EPUB-Quelltext direkt mit irgendeinem fähigen Editor.

Die Grenze dieses Workflows liegt in der Zahl an Artikeln, die per RSS auf einmal ausgeliefert werden können, hier wird man ggf. über spezielle Export-Kategorien oder -Tags nachhelfen müssen, für die es ja jeweils eigene Feeds gibt. Und natürlich müssen es Volltext-Feeds sein. ;) Just a work-around. Still diggin'.

Facebook Farewell Party

Es gibt Nachrichten, die muß man einfach weiterreichen: Das Institute of Networked Cultures von Geert Lovink beteiligt sich an der Facebook Farewell Party, die für den 23. Juni 2015 vorgesehen ist, und kündigt in seinem heutigen Newsletter an, von nun an vor allem über ebendiesen Newsletter und seine Website mit der Öffentlichkeit kommunizieren zu wollen – sowie über Twitter. Hm. Aber es ist ein erster Schritt.

Mein Abschied von Facebook datiert übrigens vom 29. Mai 2010, als ich mich – ebenfalls auf Anregung von Geert Lovink – am damaligen Quit Facebook Day beteiligt hatte.

GAFA IV

Es gibt einige Nachrichtenströme, die es auseinanderzuhalten gilt, und andere, die zusammenzuführen wären. Neues zu den GAFA – Google, Apple, Facebook, Amazon.

Apple Music: Ein Musikstreamingdienst, der auch moderierte Radioprogramme anbieten werde. Nicht frei zu empfangen, sondern gegen eine monatliche Gebühr von zehn Dollar. Das sind 120 Dollar pro Jahr. Der Mehrwert liegt nicht im Radio, sondern in dem Zugriff auf einen sehr großen Katalog der Musikindustrie, der für diese Pauschale wiedergegeben werden kann. Mit den eigenen Radiokanälen wird Apple erstmals zu einem Content-Anbieter, das ist neu.

Apple News und Facebook Instant Articles: Nachdem Google News als Makler zum Content den Weg bereitet hatte, machen sich diese beiden Konzerne nun an eine neue Form der Verwertung, die die exklusive Verbreitung der Inhalte einschließt. Man wird zum Verleger, zum Diensteanbieter. Die Zeitung bietet ihre Inhalte nicht mehr über ihre eigenen Kanäle an, die eigene Website, die eigene App, sondern wird abhängig von diesen Plattformen. Gleichzeitig spaltet sich das Internet in diesen kommerziellen Teil und den ganzen Rest. Die Paywall ist das Mittel hierzu, sie wird als Normalfall gedacht. Wer darauf zugreifen will, braucht den richtigen Zugang oder das richtige Abo. Mit den entsprechenden Folgen für die Demokratie durch die kaufkraft- und technisch bedingte Aufspaltung der politischen, künstlerischen Diskurse.

Die Plattform, auf der man arbeitet, spielt endgültig keine Rolle mehr. Wie schon bei iTunes, das es natürlich auch für Windows gab, wird heute mobil neben iOS auch Android bedient. Einer fehlt bei alledem aber völlig: Microsoft.

Welche Verbreitungswege für die elektronischen Medien genutzt werden, entscheiden nicht mehr Politiker, die beschließen, beispielsweise UKW einzustellen und auf DAB+/DVB-T2 umzustellen, sondern Konzerne in gottesdienstähnlichen, quasi-kultischen Inszenierungen, die weltweit live verfolgt und kommentiert werden. Die Priester tragen Jeans und Turnschuhe. Die „Benutzer“ folgen ihnen. Wer ihnen nicht „folgt“, ist schon älter, hat im Schnitt einen geringeren Bildungsgrad, ist deswegen aber nicht notwendigerweise blöder als die anderen.

Apple Pay: Der Zugriff aufs Bankkonto erfolgt bald ebenfalls durch das Handy. Und im Gegensatz zum elektronischen ÖPNV-Ticket, das es zwar gibt, das aber bis heute so gut wie keiner benutzt, gibt es dafür angeblich auch Interesse von Benutzern. Und: Aldi macht mit.

Kein Wort vom Datenschutz, von der umfassenden Überwachung, nirgends.

Ungleiche Archivierung

Dave Winer denkt nach über die Veränderungen beim Publizieren im Web. Während Yahoo Pipes im September eingestellt werden soll, stehen auch Veränderungen bei Medium an. Winer denkt weiter: …Medium is not a very future-safe place to post. But even sites like Tumblr and WordPress.com that look stable are still subject to corporate changes or disappearance. What we need, and still don't have, is a systematic way of publishing to the future. Einen long-lived content wünscht er sich. Er denkt sogar darüber nach, sein Blog nach seinem Tod auf testamentarischer Grundlage auf Dauer online zu halten. Und merkt, daß auch archive.org hierfür keine Lösung wäre, weil die Plattform – trotz aller Änderungen in neuerer Zeit – keine Netzwerke abbildet, sondern in der (urheberrechtlich mittlerweile problematisch gewordenen) Wayback Machine nur Snapshots von Content abbildet. Da fehlt also ein wesentlicher Teil.

Man sieht, daß im Umfeld von Facebooks Instant Articles – bisher nur Testballons – noch mehr in Bewegung gekommen ist. Blogger werden sich darüber klar, daß das Publizieren im Web, vor allem auf sozialen Netzwerken und Bloggerplattformen (hosted services) der Zeitlichkeit unterliegt. Es ist kein Zufall, wenn Dave Winer als einer der dienstältesten Blogger überhaupt sich Gedanken über seinen „digitalen Nachlaß“ macht – wobei unter dem Begriff ja gemeinhin eher das Auffinden und Verschwindenlassen von Nutzerprofilen Verstorbener verstanden wird, weniger das Erhalten ihrer Hinterlassenschaft. Die diesbezügliche Diskussion ist also bisher eher von den Problemen der Spießer geprägt.

Klar ist, daß auch die letztlich nur ephemer bestehenden Datensilos kein Ausweg sein werden. Vielleicht wären gemeinnützige oder genossenschaftliche Organisationen eine Lösung, auch wenn die meisten heutigen Nutzer bisher vollständig auf die Kommerzialisierung des Web 2.0 beschränkt sind. Auch das Selberhosten führt insofern nicht weiter, denn gerade der Betrieb des eigenen Blogs endet ja spätestens, wenn das hinterlassene Erbe aufgebraucht ist. Also das Blog bei der Deutschen Nationalbibliothek als Netzpublikation abliefern? Dagegen sträuben sich mir nun wieder die Nackenhaare, wenn ich mir vorstelle, daß meine schneeschmelze oder mein albatros am Ende bei den Frankfurter Beamten im Archiv landen.

Schon manches Blog ist zwischenzeitlich verschwunden. Ich erinnere mich zum Beispiel an Kristian Köhntopps Blog „Isotopp“; er postet seit langem nur noch auf Google+, was ja nun wirklich keine Lösung ist, in keiner Hinsicht. Er wird nicht der letzte sein, dessen Content für immer verschwunden ist. Ist das aber schlimm? Sind die Archive zurück bis anno olim nicht irgendwie auch merkwürdig, weil sie uns die Vergänglichkeit und das Älterwerden demonstrativ vor Augen führen? Hat schon mal jemand einen Blogpost von vor zehn oder fünfzehn Jahren wieder ausgegraben? Ist das überhaupt von Interesse außerhalb der Szene? Die Leserschaft, die „Reichweite“ ist absolut auf die Gegenwart bezogen, sie kennt kein Gestern.

Andererseits: Es entsteht eine Ungleichheit in der Archivierung, die wir aus der Geschichtsschreibung bereits kennen: Es zeichnet sich ab, daß sehr langfristig nur diejenigen self-publisher im Web verfügbar bleiben werden, die in irgendeiner Weise institutionalisiert veröffentlicht haben und daß kommerzielle Angebote jedenfalls keine Lösung sind, um die Verzerrungen, die sich für die Nachkommen aus diesem Bild ergeben werden, aufzufangen. Allemal wäre es falsch zu sagen, das Netz vergesse nichts.

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