Jens Berger weist in den NachDenkSeiten darauf hin, daß die Bundesregierung als 100-prozentiger Anteilseigner der Deutsche Bahn AG den derzeitigen Streik der GDL herbeigeführt habe. Wenn es also heiße, die Arbeitgeberseite spiele auf Zeit, um einen Tarifabschluß letztlich unter Verweis auf das im Gesetzgebungsverfahren befindliche „Tarifeinheitsgesetz“ zu vereiteln, so müsse sich der Vorwurf richtigerweise gegen die Bundesregierung richten, die – so gesehen – mit Blick auf die Koalitionsfreiheit in Artt. 9 III GG, 12 EU-Grundrechtecharta, 11 EMRK offen verfassungswidrig handele.
Skepsis bezüglich der Verfassungsmäßigkeit des Tarifeinheitsgesetzes gibt es auch im Lager der DGB-Gewerkschaften und Umfeld. Stefan Sell verweist auf das Ergebnis der Anhörung im Bundestags-Sozialausschuß, wo sich selbst Wolfgang Däubler kritisch geäußert habe. „So verwies Däubler darauf, dass die Arbeitgeberseite künftig durch legale Maßnahmen die Struktur der Arbeitnehmerseite so beeinflussen könne, dass die von ihr geschätzte Gewerkschaft die Mehrheit im Betrieb habe. Das greife aber in die Unabhängigkeit der Gewerkschaften ein und lasse sich nicht mit dem Grundgesetz vereinbaren, sagte Däubler. Außerdem sei es fraglich, wie festgestellt werden solle, welche Gewerkschaft die Mehrheitsgewerkschaft sei. Noch unklar sei, welche Arbeitnehmer als betriebszugehörig gezählt würden, was mit den ‚Karteileichen‘ geschehe oder mit jenen, die sich weigerten, ihre Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft offenzulegen. ‚Wir brauchen den Gesetzentwurf überhaupt nicht‘, sagte Däubler.“ Auch Ursula Engelen-Kefer hatte sich schon im vergangenen September in ihrem Blog gegen das Gesetz gewandt.
Die verfassungsrechtlichen Bedenken wiegen schwer, denn der Abschluß von Tarifverträgen, notfalls durch Arbeitskämpfe herbeigeführt, zählt zum Kernbereich der Koalitionsfreiheit, und das Grundrecht bindet die öffentliche Gewalt auch wenn sie privatrechtlich – hier also: als Arbeitgeber – handelt.
Adrienne Lafrance schreibt im Atlantic über eine Marktstudie des Meinungsforschungsinstituts Pew Research Center zur Entwicklung der Medien in den USA. Ein Viertel des gesamten Traffics im Web entfalle derzeit auf Facebook, während 61 Prozent der Werbeeinnahmen im Netz sich auf Facebook, Google, Microsoft, Yahoo und AOL verteilten, wobei Facebook wiederum seine Einnahmen in den vergangenen beiden Jahren verdoppelt habe. Auf mobilen Geräten gingen 37 Prozent aller Einnahmen an Facebook, während dort die Einnahmen um denselben Hebel stiegen, um den sie bei Desktop-Platzierungen abgenommen hätten. Die meisten Amerikaner läsen heute keine komplette Tageszeitung mehr, sondern begännen ihre Nachrichten-Lektüre mit Facebook und landeten von hier aus artikelweise auf verschiedenen Websites, wobei die absolut längste Verweildauer bei der New York Times im Januar 2015 bei 4,6 Minuten gelegen habe, währen der durchschnittliche Smartphone-Benutzer immerhin 42 Minuten pro Tag auf Facebook zugreife – das sind 20 Prozent der durchschnittlichen Online-Zeit insgesamt. Dementsprechend sei die Abhängigkeit anderer kommerzieller Websites von Facebook groß, sie erhielten von dort immer mehr Leser. Wieviele Nutzer wohin geleitet würden, hänge von dem Algorithmus ab, den Facebook für die Zusammensetzung ihrer Timelines zugrundelege. „Facebook is eating the Internet.“ (via Goldstein Report)
Die dominierende Rolle der vier großen Werbe- und Handels-Konzerne im Web – Google, Apple, Facebook, Amazon – „GAFA“ – hatte zuletzt auch Géopolitis aufgegriffen.
„Liebe Nutzerin, lieber Nutzer, mit diesem Schreiben wenden wir uns an Dropbox-Nutzer außerhalb der Vereinigten Staaten, Kanadas oder Mexikos. Wir haben unsere Allgemeinen Geschäftsbedingungen geändert, um Ihnen und der wachsenden Anzahl von Dropbox-Nutzern weltweit Rechnung zu tragen. Ab dem 1. Juni 2015 werden wir unsere Dienste Dropbox, Dropbox für Unternehmen, Carousel und Mailbox daher über Dropbox Irland anbieten.“ – Und tschüß. Ein Datensilo weniger, würde Jörg Kantel vermutlich dazu sagen. Als ich mein aktuelles System aufbaute, hatte ich nicht nur auf Flash verzichtet, sondern auch auf die Dropbox. Ich habe sie ein halbes Jahr lang nicht vermißt. Die Bestätigungsmail spricht Bände: „Diese E-Mail dient als Bestätigung dafür, dass Sie Ihr Dropbox-Konto gelöscht haben. Ihre Dateien befinden sich nicht mehr auf Dropbox, aber wir haben sie nicht von Ihren Computern entfernt.“ (sic!)
Ebenso wie Flash ist auch Google Chrome sozusagen eine Übergangstechnologie. Während ich aber schon vergangenes Jahr auf ein systemweites Flash verzichten konnte, brauche ich Google Chrome bisweilen weiterhin, um Videos auf Plattformen abspielen zu können, denen HTLM5 allein nicht ausreicht.
Bei einem der letzten Updates von Chrome wurde der Lesezeichen-Manager durch einen neuen ersetzt. Dabei wurde zwar die grundsätzliche Möglichkeit, Bookmarks ex- und importieren zu können, beibehalten. Der Austausch mit Safari und Firefox – jahrelang ohne Probleme – hakt aber seitdem erheblich, denn mit dem neuen Manager ist es nicht mehr möglich, sämtliche Bookmarks zu markieren und zu löschen, um sie komplett durch die Sammlung aus einem der anderen Browser zu ersetzen.
Abhilfe findet man ausgerechnet bei einem Fan des neuen Systems, der erklärt, wie man den neuen Manager einschaltet, falls er nicht schon standardmäßig vorhanden sein sollte. Umgekehrt kann man ihn glücklicherweise auf demselben Weg auch wieder abschalten: Eingabe von chrome://flags in der Adreßzeile, und in den daraufhin erscheinenden Einstellungen suche man nach allen Schlüsseln, die den Begriff „Lesezeichen“ enthalten – diese deaktivieren und Chrome neu starten. Damit hat der Spuk ein Ende, und alles ist wie früher.
Zwölf Prozent der Besucher, die sich in der Londoner Dulwich Picture Gallery an einer Umfrage beteiligt haben, hatten erkannt, daß das Gemälde einer „Jungen Frau“ von Jean-Honoré Fragonard aus der Sammlung drei Monate lang gegen eine moderne Kopie vertauscht worden war. Das Projekt des Künstlers Doug Fishbone lief unter dem Namen: „Made in China“ (via Archivalia).
Andreas Heinz von der Charité denkt nach über die Frage, was überhaupt eine psychische Erkrankung sei und wie moderne Therapie aussehen könnte (via Suhrkamp):
Barbara Taylor spricht in Late Night Live und bei 26 über ihre gerade erschienene Arbeit The last asylum. A memoir of madness in our time über das Ende des asylum, der großen psychiatrischen Klinik. Sie verarbeitet darin ihre eigene Krankengeschichte in Friern Hospital, in der sie wegen einer Angststörung unter anderem einundzwanzig Jahre in psychoanalytischer Therapie war – bis ihr Analytiker in Rente ging. Der historische Blick auf die Ereignisse eröffnet eine relativierende Perspektive auf die heute favorisierten therapeutischen Methoden, die keineswegs so „alternativlos“ sind, wie es häufig dargestellt wird („evidenzbasierte Medizin“): „Psychiatrists like my daughter are under a massive pressure just to keep handing out the pills.“ – „Yes, indeed. I mean, the real run-down here has been in psychotherapeutic services. The whole model on which therapy operates … We have cognitive behaviour therapy now which is a real 'patch 'em up and send them back out' kind of idea that's driving it. I'm not saying that can't be helpful for people. But the whole idea that mental illness is something that can be tackled through in-depth psychotherapeutic relationships and a supportive environment, a principle that underpinned a lot of post-war services, I mean, that's been swept away.“
Bei hypotheses.org entsteht derzeit ein Resilienz-Blog, in dem Mitglieder des bayerischen interdisziplinären Forschungsverbunds Fit for change ihre Working Papers und weitere Empfehlungen und Hinweise zum Thema vorstellen. Die ersten Veröffentlichungen sind aus wirtschaftswissenschaftlicher Sicht. More to come.
Vera Bunse hat ein lesenswertes hintergründiges Stück über die Digital News Initiative von Google und einer Reihe größerer Verlagshäuser geschrieben. Deshalb nochmal ein paar Gedanken zum ganzen:
Die Verlage haben ihre Rolle als gatekeeper schon lange verloren. Auch politische Skandale werden nicht mehr über Veröffentlichungen in Zeitungen angezettelt, sondern im Web 2.0 inszeniert (wie hoch ist der authentische Anteil an einem Shitstorm und wie hoch derjenige der Spindoktoren und des Astroturfings?). Der Bedeutungsverlust der Zeitungen liegt klar auf der Hand und ist nicht mehr umkehrbar.
Die Verwertungskette Verlag–Handel–Bibliothek–Verwertungsgesellschaften ist unauflöslich und stellt vor allem die Bibliotheken vor ein Problem, weil deren Nutzer immer stärker auf Online-Angebote schielen. Daher die Onleihe, daher der Ausbau von Katalogen, die Anreicherung von OPAC-Inhalten um Weblinks zu Wikipedia und die bibliothekseigenen Dienste von Munzinger über Brockhaus bis zu Oxford und Britannica, auch hierzulande. Die Ausleihzahlen steigen stetig, was aber vor allem auf den steigenden Bildungsgrad und die daraus folgende intensivere Nutzung zurückgeht. Daneben werden aber auch andere Quellen immer intensiver angezapft als bisher, und ob diese Konkurrenz zugunsten der Bibliotheken ausgeht, wenn sie sich hier nicht anpassen und verstärkt auch auf self-publishing achten, wird sich schon bald zeigen.
Paywalls sind unattraktiv, weil sie zu teuer sind. Ich nutze gerne Pressedatenbanken für die Recherche, aber für die Portale von einzelnen Zeitungen zahle ich nicht und werde das auch nicht tun. Es lohnt sich auch für die Verlage nicht: Selbst für die NYT zahlt sich online nicht aus. Auf die Idee, ein verlagsübergreifendes aktuelles Zeitungsportal anzubieten, kommen sie nicht. Für 15–20 Euro im Monat würde ich da vielleicht sogar Kunde werden. Europaweit gesehen, versteht sich.
Die Suchmaschinen und die kommerziellen sozialen Netzwerke sind zu einem second-level gatekeeper geworden. Die Intermediäre lotsen die Leser dorthin, wo es etwas frei zu lesen gibt. Wer sich hier ausblendet, wird eben nicht mehr gefunden und also auch nicht gelesen. Daher die beiden Strategien: Kooperieren oder die „Selbstbedienung“ von Google und Facebook als Nutzung deklarieren und ein Leistungsschutzrecht geltend machen. Im ersten Fall, der Digital News Initiative, verkaufen sich die Verlage an Google, denn was soll denn dort technisch anderes herauskommen, als eine Ansammlung an neuen Schnittstellen für die Inhalte, die sie produzieren? Kennen wir von Wikipedia: Wikidata als Interface für die Weiterverwendung von Wikipedia mittels Semantic Web, auch das ja finanziert von Google und mittlerweile durch das Einpflegen von Freebase faktisch eine Plattform, die von Google betrieben wird. Der ehemalige Projektleiter von Wikidata arbeitet jetzt bei Google. Im zweiten Fall, dem LSR, wird versucht, eine Art Wegelagerei zu betreiben, die, obwohl politisch unterstützt, nur scheitern kann. Punkt.
Es bleibt das Web. Das in großen Teilen kommerzialisiert worden ist – teils zog es sie, teils sanken sie hin. Legion sind die Interessenten für das „Geldverdienen mit Blogs“. Wirklich interessant ist daher nur noch, wohin die Reise führt, woher neue Impulse kommen, welche Autoren zu lesen, sich tatsächlich noch lohnt. In meinem Feedreader sind derzeit etwa 450 Feeds mit schnell wechselnder Zusammensetzung. Was mich enttäuscht, lösche ich zügig wieder, neue Autoren und Quellen nehme ich aber auch genauso bereitwillig auf. Ich habe es hier mit soviel Text und Podcasts zu tun, daß ich sie niemals vollständig lesen, hören oder ansehen können werde. Und das meiste davon habe ich ohne Suchmaschinen und soziale Netzwerke aufgefunden. Von wegen gatekeeper.
Die Zeit der verlegerisch und intermediär formierten Veröffentlichtheit ist endgültig vorbei. Wenn wir noch weiter über Journalismus und Verlage und deren Konflikte mit den kommerziellen Suchmaschinen und sozialen Netzwerken diskutieren, betreiben wir deren Geschäft. Das aber schon längst nur noch ein röhrender Hirsch ist, den sich die Rückwärtsgewandten übers Sofa hängen, während die Trends ganz woanders hin laufen, die Impulse ganz woanders her kommen.
Öffentlichkeit fragmentiert sich im Netz und organisiert sich ständig neu, täglich, wie mein Feedreader auch. Immer auf der Suche nach Besserem, nach Passenderem, und das gibt es ja auch zuhauf. Radikaler denken und radikaler handeln. Jetzt.
Wir haben die Produktionsmittel, die man heute braucht, um „senden“ zu können – Blogs, Wikis, soziale Netzwerke; sie stehen allgemein zur Verfügung, auch sie werden geteilt, nicht nur die Inhalte. Wir sind gut ausgebildet, haben Erfahrung und sind überdurchschnittlich gut informiert. Was bei den Massenmedien die „Reichweite“ war, ist heute die „Vernetzung“. Blogger sind daher „Journalisten“. Die fehlende professionelle Ausbildung wird leicht durch ein Training on the job ersetzt. Der politische Kampagnen-Journalismus, der nur ein Transmissionsriemen für die Spindoktoren war, schwindet. Dadurch verändert sich die Öffentlichkeit. Das macht auch Spaß, aber es ist kein Spaß, sondern es ist schon ziemlich ernst. Es passiert jetzt. Wer weiterhin nach röhrenden Hirschen sucht, findet sie in den kommerziellen Blogs und Plattformen und bei denen, die sich noch kommerzialisieren lassen, aber der aufgeklärte Teil der Öffentlichkeit entfernt sich immer mehr davon und läßt die anderen ihres Wegs ziehen. Deshalb merken die Massenmedien, daß sie immer mehr im Abseits stehen. Sie versammeln immer weniger Leser, Zuhörer, Zuschauer, ihre Attraktivität hat nachgelassen. Die Öffentlichkeit fragmentiert und reflektiert dadurch die Vielfalt der Gesellschaft, die sich in ihr zeigt und ausdrückt.
Was „spielen“ diese „Schauspieler“? In welchem Film treten sie auf? Spielen sie überhaupt miteinander oder eher mit den Besuchern der Ausstellung? Drei Kreise von Schaufensterpuppen, in der Süddeutschen Zeitung vom 14. März 2015 waren sie mit Familienaufstellungen verglichen worden. Sie tragen Spiegelbrillen und Schlafmasken, viel zu große Mützen und Hüte, tief und schief ins Gesicht gezogen, die Augen verbergend. Kinderfiguren mit Discman und Kopfhörer. Eine Männerfigur im schwarzen Ledermantel, ein Besen lehnt an ihr, daneben ein Sportler, die einbeinige Spielzeugpuppe steckt im engen roten Ringeranzug, das abgerissene zweite Bein hängt kaum sichtbar am Faden. Dem Kind wächst eine Blume aus dem Kopf. Im Kreis gegenüber eine Mädchenfigur, die ein rotes Gehirn auf dem Kopf balanciert. Fetische und Bondage tauchen auch immer wieder auf.
In einem anderen Raum stehen die Figuren mit sehr viel größerem Abstand zueinander. Eine trägt einen Lampenschirm auf dem Kopf und eine venzianische Maske im Gesicht. Davor der kleine Trommler in schwarz-rot-gold. „Ich bin Insasse einer Anstalt“, denkt man sich. Sind es tote Tiere, die am Fuß der Kinderfigur liegen, oder räkeln sie sich nur, schlafend? Dem Kind ist der Mund mit rosanen Klebebändern verbunden, und die Frauenfigur mit dem Lampenschirm trägt Schulterprotektoren aus dem American Football, die über ihre Arme geschnürt sind.
Ein Zimmer weiter eine Urszene: Die Männerfigur liegt unter der Frau und schaut unter ihren Rock, aber das Bild ist starr, es geht nicht weiter. Ein Kind mit Football-Helm schaut in ihre Richtung, es trägt eine leuchtend rote Rettungsweste, die – wiederum – über seine Arme gebunden ist, als würde es fixiert. Vor der Brust steckt ein rötliches Heft mit der Aufschrift: „Ihr Reisepaß“. Unter der Weste ein glitzerndes Aluhemd. Im Hintergrund eine Männerfigur, eine mehrschwänzige Peitsche in der Hand. Am Boden große Bilder mit ganz unterschiedlichen Motiven: Alte Meister, Fotos, die die Künstlerin zeigen, Blumen und die Szene einer Kopfuntersuchung tauchen da auf. Großflächig, auf dem Boden liegend, unter Glas.
Wenn man weiter geht, kommt man in einen Raum, in dem sieben identische Nofretete-Figuren mit mehr oder weniger modischen Brillen auf weißen Sockeln zu sehen sind. Das Altertum trifft auf die Gegenwart, Kunst auf Trash. Die Spiegel an der Wand sind matt, blind. Hier spiegeln nur die Brillen, und zu sehen ist der Betrachter, er sieht sich selbst.
„Ich will Skulpturen machen, die eine Filmszene darstellen, also Modellcharakter haben, nicht Skulpturen im traditionellen Sinne“, hat Isa Genzken über all dies gesagt. Und es ist ihr wohl gelungen, denn man kann diese Figuren nicht betrachten, ohne die stillstehenden Puppen in der eigenen Vorstellung in Bewegung zu setzen. Sinn wird konstruiert, Bezüge und Beziehungen werden hergestellt. Der Betrachter spielt fast automatisch in den skurrilen Ensembles mit, arbeitet gegen die Irritation an, die aus den Figuren spricht. Die Kleider und die Schuhe, die den Figuren angezogen wurden, hatte Genzken teilweise selbst getragen. Sie passen den Puppen meistens nicht.
Isa Genzken. New Works. Museum für Moderne Kunst, Frankfurt am Main. Im MMK1. Bis 31. Mai 2015. Kuratorin: Susanne Gaensheimer.
Erstellt von schneeschmelze2 um 19:45
in politik, medien
Robert Misik erklärt anhand zweier Beiträge aus dem Standard und aus dem Handelsblatt, wie die Spindoktoren aus Regierungen und Journalismus in den vergangenen Monaten systematisch ein unzutreffendes Bild über die Verhandlungen zwischen der griechischen Regierung und den übrigen europäischen Regierungen entworfen haben. Gerüchte werden gestreut, die von Personen stammen sollen, die angeblich nicht genannt werden möchten, und fast alles stellte sich im nachhinein als falsch heraus. Wie damit umgehen? Sein Fazit: „Nicht immer, wenn Sie in einer Zeitung Informationen lesen, die sich auf anonyme Quellen beziehen, muss die Information falsch sein. Oft ist die Anonymität die Voraussetzung, dass Funktionsträger überhaupt Klartext reden. Würden sie wissen, sie werden zitiert, würden sie nur Sprechblasen absetzen. Wenn aber der immer gleiche Spin aus den offenbar immer gleichen ‚anonymen‘ Quellen kommt, dann sollte Ihnen als Leser klar sein, dass hier Journalisten vorsätzlich instrumentalisiert werden, um eine ‚Storyline‘ unter die Leute zu bringen.“ Ein aktuelles Beispiel für fortgesetzte Desinformation. Stefan Krempl führt ein Blog über solche Vorgänge und die Mechamismen, die dahinterstecken, in Print und online (bis 2010 hier), leider schon lange nicht mehr aktualisiert, aber auch im nachhinein noch aufschlußreich. Zu den emotionalen Ursachen für die verzerrte Wahrnehmung der griechischen Politiker hatte sich unlängst auch Tobias Scholz geäußert.