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Die Onleihe geht auf dem Mac nicht mehr

Man glaubte es ja nicht, wenn man es nicht selbst erlebt hätte: Die Onleihe kriegt es seit mehr als zwei Jahren nicht auf die Reihe, EPUBs weiterhin für Mac-Anwender bereitzustellen. Fiel mir auf, nachdem ich meinen Rechner letzte Woche – im übrigen problemlos – von Mavericks auf El Capitan umgestellt hatte.

Ja, wirklich: Man kann derzeit auf dem Mac mit aktuellem OS X El Capitan und auch mit dem Vorgänger Yosemite keine EPUBs aus der Onleihe kontrolliert öffnen. Das Problem ist seit längerem schon bekannt, es gibt dazu eine FAQ, zuletzt geändert am 14. Januar 2016.. Dort wird behauptet, das Problem liege nicht bei der Onleihe, sondern bei Apple oder Adobe. Der Benutzer möge sich deshalb an diese Firmen wenden.

Man empfiehlt als Workaround ein Downgrade auf Digital Editions 1.7 – das ändert hier aber nichts, zumal die Schrift in den Menüs in dieser Uralt-Version auch kaum noch zu lesen ist. Was bleibt, ist nur die „Lösung“, Digital Editions 4 beim Laden des EPUBs durch „Sofort beenden“ abzuschießen und die Datei danach händisch aus dem ADE-Ordner zu öffnen.

Die Onleihe bedient sich proprietärer Technik, die funktioniert dann jahrelang nicht, und zwar nicht mit irgendwelcher Vintage-Software, sondern mit aktuellen Systemen. Es wird ein Downgrade auf eine Uralt-Version von ADE empfohlen, die schon längst nicht mehr gepflegt wird, der Downloadlink führt zu einer obskuren Drittplattform, nicht zum Hersteller Adobe, und dann wird zur Abhilfe dem Benutzer nahegelegt, bei diesen Firmen vorstellig zu werden.

Um es einmal sehr deutlich zu sagen: Meine Bibliotheken zahlen beträchtliche Beträge an die Divibib, die es über einen so langen Zeitraum hinweg nicht geschafft hat, ihre Ausleihe ordentlich auf dem Mac zum Laufen zu bringen, und ich würde schon erwarten, daß die Onleihe unter diesen Umständen bitte bei Adobe und Apple vorstellig wird, denn sie nutzt Adobes Software, zwingt mir deren DRM auf und zahlt für die Lizenzierung. Stattdessen zuckt man mit den Schultern und tut so, als wasche man seine Hände in Unschuld.

Wenn man ausweislich der FAQ zwei Betriebssystem-Versionen nacheinander – Yosemite kam im Oktober 2014 auf den Markt, El Capitan ein Jahr später – keine Lösung bereitstellt, sich aber nun schon zwei Jahre lang weiter für den Dienst bezahlen läßt, ist das schon bemerkenswert. Verwunderlich auch, daß unsere Bibliotheken das mitmachen.

Remote Access: Die Stadtbibliothek Darmstadt baut ab

Die Stadtbibliothek Darmstadt bietet KLG, KLfG und PressReader über Munzinger an; außerdem Genios, letzteres aber nur noch mit einer kleinen Auswahl an deutschsprachiger Presse; die Fachzeitschriften wurden vor einem halben Jahr schon fallengelassen, schrieb ich vor kurzem. Und stelle nun fest, daß die Süddeutsche Zeitung ziemlich leise aus dem Darmstädter Genios gestrichen worden ist. Dafür gibt es nun sehr viel Provinzpresse, also etwa die Osterländer Volkszeitung. Nichts gegen die Osterländer Volkszeitung, aber die Entwicklung ist doch enttäuschend. Es verbleiben für meine Interessen: Zeit, Spiegel, Frankfurter Rundschau, taz, NZZ und Der Standard. Nicht gerade wenig, aber es fing mal attraktiver an. Mit fehlt weiterhin die FAZ. Zumal der PressReader via Munzinger doch ziemlich umständlich zu bedienen ist, bei mir nur in Safari und Google Chrome funktioniert und offenbar auch keine Volltextsuche über alle Texte anbietet. Ebenso wie die E-Papers aus der Onleihe. Man muß sie einzeln herunterladen und kann nicht gezielt alle Beiträge zu einem bestimmten Thema ansehen. Sehr nachteilige Entwicklung für die Benutzer.

So hat es doch Methode

Wenn in den Massenmedien Blogger vorgestellt werden, dann sind es meist Lifestyle-Blogger zu soften Themen, die in eben diesen Massenmedien nur nebenbei laufen. Das Zeit-Magazin oder Brigitte oder das ZDF. „Genießen Sie die ‚Zeit‘!“ Die internet-ferne und ältere Klientel ist es gewöhnt, das so einzuordnen. Es sind wohl eher randständige Themen, die dort verhandelt werden, nicht wahr? Politik- oder Wirtschaftsblogger werden kaum vorgestellt. Damit die Leser bloß nicht auf die Idee kommen, daß man sich auch nur oder zumindest überwiegend über Blogs (und weitere alternative Portale) ausreichend laufend informieren könne. Das laute Pfeifen im dunklen Keller ist ein untrügliches Zeichen für den Medienwandel. Die letzten Treuen sollen gewogen gehalten werden. Ist es auch Wahnsinn, so hat es doch Methode.

Entdeckung hinter dem Haus X

Interessant wird ganz sicherlich die weitere Debatte zur Volksabstimmung, die am 5. Juni 2016 in der Schweiz angesetzt ist. Die Schweizer Kampagne für ein Bedingungsloses Grundeinkommen rührt derzeit die Trommel für ihr Anliegen und bloggt ebenda regelmäßig. Die Initiative zielt darauf, die Schweizer Verfassung um einen neuen Artikel 110a zu ergänzen:

1. Der Bund sorgt für die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens.

2. Das Grundeinkommen soll der ganzen Bevölkerung ein menschenwürdiges Dasein und die Teilnahme am öffentlichen Leben ermöglichen.

3. Das Gesetz regelt insbesondere die Finanzierung und die Höhe des Grundeinkommens.

Es geht bei der Abstimmung also um den allerersten Schritt, um das Ob der Einführung des Grundeinkommens; über das Wie, also den Zahlbetrag und die Einzelheiten der Gewährung, wäre dann weiter politisch zu streiten und zu entscheiden. Aber immerhin, wenn der Antrag erfolgreich wäre, genösse das Grundeinkommen in der Schweiz (sic!) Verfassungsrang.

Ein 120-seitiges Pamphlet begleitet die Kampagne: Die Befreiung der Schweiz. Über das bedingungslose Grundeinkommen von Christian Müller und Daniel Straub ist im Limmat-Verlag erschienen und liegt bereits in der dritten Auflage vor. Zur Frage der Finanzierbarkeit wird eine Rechnung aufgemacht, die man schon aus dem Film vom 2010 kennt, der sich weiterhin auf YouTube findet:

Dies alles, während die deutsche Bundesregierung unter dem Deckmantel einer sogenannten „Rechtsvereinfachung“ eine weitere Verschlechterung der Grundsicherungsleistungen betreibt, worüber in den meisten Medien natürlich so gut wie nicht berichtet wird, und wenn, dann höchst unvollständig.

Entdeckung hinter dem Haus IX

Drei Landtagswahlen. Die dauernde Große Koalition als Folge der politischen Verschiebungen wird nicht kommen. Und auch die größere Wahlbeteiligung zeigt ein Janusgesicht, denn sie hat in erster Linie die antidemokratische Rechte gestärkt. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk versucht, schlafende Hunde nicht zu wecken, statt deutlich aufzuklären: Politiker erklären, je nach Land und Richtung, sie hätten gewonnen, und sie freuten sich darüber. Es gibt aber keine Regierungsmehrheiten, nirgends, und die politische Linke schrumpft immer mehr, während sich die Gesellschaft polarisiert. Das ist auch das Ergebnis einer jahrzehntelangen immer tiefer gehenden sozialen Spaltung.

Entdeckung hinter dem Haus VIII

Das Interview mit dem Politologen Karl-Rudolf Korte heute im Deutschlandfunk wirft eine Frage auf, die darin nicht gestellt wurde: Die Große Koalition war Bedingung und Folge des aufhaltsamen Aufstiegs der AfD. Sie sorgte für eine schwache Opposition und für zügiges „Durchregieren“, wie es früher schon mal hieß, auch gegen die öffentliche Meinung. Außerdem wird deutlich, daß sie dort einiges von Kommunikation verstehen. Sie werden offenbar gut beraten.

Aber das ist nicht billig. Wer bezahlt das eigentlich alles? Marieluise Beck wies darauf hin, daß der Front National aus Rußland Geld erhalte. „Über die AfD wissen wir es noch nicht, aber es kann nicht ausgeschlossen werden.“ Die Partei hat auf dieses On-dit vom 19. Februar 2016 bisher anscheinend nicht reagiert.

Bei den hessischen Kommunalwahlen gab es bei uns eine aufschlußreiche Verschiebung. In dem Wahlbezirk, der bisher die höchste Stimmenzahl für die Linke aufwies, gab es diesmal die meisten Wähler für die AfD, zulasten der Linken. Die politische Richtung und die sonstigen Hintergründe waren diesen Wählern gleichgültig.

Entdeckung hinter dem Haus VII

Er hatte seine Bibliothek verwachsen, so wie man eine Weste verwächst. Bibliotheken können überhaupt der Seele zu enge oder zu weit werden, schreibt Lichtenberg (112=S. 76). So geht es mir derzeit. Ordnen, sich beschränken, Abschluß und neu beginnen sind angesagt.

Satyajit Das erklärt bei Late Night Live, welche Folgen negative Zinssätze bisher hatten und warum ihre zunehmende Einführung der eigentliche Grund dafür sind, weshalb über die Abschaffung des Bargelds diskutiert wird. Jedenfalls hat das nichts mit der Finanzierung des Terrorismus zu tun. Die Japaner haben auf die negativen Zinssätze mit dem Kauf von Safes reagiert, so daß die Zinspolitik ins Leere lief. Auschlußreich dazu auch diese Folge von hr2 Der Tag vom 9. Februar 2016. Der Staat entzieht seinen Bürgern das Geld. Die Demokratie schlägt gerade um in eine autoritäre Herrschaft.

Im Deutschlandfunk begann heute eine dreiteilige Interview-Reihe mit Constanze Kurz über die Arbeitswelt 4.0 – zur digitalen Zukunft der Arbeit.

Juris: RSS-Feeds zu Kommentaren nicht mehr öffentlich lesbar

Ziemlich unbemerkt hat der Datenbankanbieter Juris die RSS-Feeds für die Juris-Kommentare umgestellt. Es gibt sie noch, sie weisen auch immer noch die letzten Änderungen in den Kommentaren nach, was da geändert worden ist, können aber seit Anfang März 2016 nur noch zahlende Kunden erfahren. Bisher waren die Änderungen im Volltext einen Tag lang öffentlich lesbar. Das scheint Juris nun doch zuviel des Guten gewesen zu sein.

Das Unternehmen Juris, das einst mit Steuergeldern aufgebaut und groß geworden war, wird damit immer mehr auf Profit getrimmt und begibt sich ohne Not einem kleinen, aber lesenswerten Dienstes an der Allgemeinheit. Tat keinem weh, wußte auch kaum jemand, daß es das überhaupt gab, war aber doch nützlich für Interessierte. Einzig der Aggregator für die laufenden Nachrichten bleibt damit noch ein Angebot im offenen Web, und das sind ja schon Meldungen, die aus den diversen Presseverteilern zusammengesammelt werden – kein Mehrwert gegenüber meinem Feedreader.

Interessant auch die weitere Entwicklung bei den Diensten der Verwaltung. Während das Bundesjustizministerium mit Gesetze im Internet, Verwaltungsvorschriften im Internet und seit kurzem auch Rechtsprechung im Internet weiterhin ganz auf Juris setzt, ist die Hessische Landesregierung mit Hessenrecht und der Landesrechtsprechungsdatenbank LaReDa zu Wolters-Kluwer gewechselt.

Kurioses am Rande: Die Oberfläche von Rechtsprechung im Internet ist nicht responsive. Auf einem normalen 13-Zoll-Bildschirm ragt die Schrift aus der linken Navigationsleiste in den mittigen Mengentext hinein. Das Referat VII 1, Kompetenzzentrum Rechtsinformationssystem des Bundes; Grundsatzfragen; Verfahrensentwicklung; Qualitätsmanagement, teilte mir dazu am 1. Februar 2016 mit: „Den von Ihnen unterbreiteten Vorschlag zum Internetangebot www.Rechtsprechung-im-Internet.de haben wir mit Interesse zur Kenntnis genommen. Sofern bei künftigen Anpassungen des Internetangebots die Möglichkeit besteht, diesen Vorschlag umzusetzen, werden wir ihn aufgreifen.“ Das Unternehmen Juris, das einst mit Steuergeldern aufgebaut und groß geworden war, wird damit immer mehr auf Profit getrimmt und begibt sich ohne Not einem kleinen, aber lesenswerten Dienstes an der Allgemeinheit. Tat keinem weh, wußte auch kaum jemand, daß es das überhaupt gab, war aber doch nützlich für Interessierte. Einzig der Aggregator für die laufenden Nachrichten bleibt damit noch ein Angebot im offenen Web, und das sind ja schon Meldungen, die aus den diversen Presseverteilern zusammengesammelt werden – kein Mehrwert gegenüber meinem Feedreader.

Interessant auch die weitere Entwicklung bei den Diensten der Verwaltung. Während das Bundesjustizministerium mit Gesetze im Internet, Verwaltungsvorschriften im Internet und seit kurzem auch Rechtsprechung im Internet weiterhin ganz auf Juris setzt, ist die Hessische Landesregierung mit Hessenrecht und der Landesrechtsprechungsdatenbank LaReDa zu Wolters-Kluwer gewechselt.

Kurioses am Rande: Die Oberfläche von Rechtsprechung im Internet ist nicht responsive. Auf einem normalen 13-Zoll-Bildschirm ragt die Schrift aus der linken Navigationsleiste in den mittigen Mengentext hinein. Das Referat VII 1, Kompetenzzentrum Rechtsinformationssystem des Bundes; Grundsatzfragen; Verfahrensentwicklung; Qualitätsmanagement, teilte mir dazu am 1. Februar 2016 mit: „Den von Ihnen unterbreiteten Vorschlag zum Internetangebot www.Rechtsprechung-im-Internet.de haben wir mit Interesse zur Kenntnis genommen. Sofern bei künftigen Anpassungen des Internetangebots die Möglichkeit besteht, diesen Vorschlag umzusetzen, werden wir ihn aufgreifen.“

Update am 5. April 2016: Die in den RSS-Feeds verlinkten Inhalte sind nunmehr wieder wie zuvor kurzfristig frei lesbar. Es ist zu hoffen, daß es dabei möglichst lange bleiben wird.

Entdeckung hinter dem Haus VI

Einer der interessanteren Züge in der Debatte ist der Hinweis auf den Konflikt Gesinnungs- vs. Verantwortungsethik. Man las das zuerst bei Rüdiger Safranski im November 2015, damals noch ziemlich fahrig und krude formuliert: Man sieht sich selbst als Rettungsanker aller Vertriebenen und Verlorenen, man praktiziert Gesinnungsethik statt Verantwortungsethik. Safranski dachte da wohl weniger ans Grundgesetz als an die Philosophie: Gesinnungsethisch ist der Satz von Merkel: Es gibt für die Aufnahme der Flüchtlinge keine Obergrenze, verantwortungsethisch wäre es, zu sagen: Es gibt für ein einzelnes Land wie Deutschland eine Obergrenze. Die deutsche Politik ist vorgeprescht.

Und heute etwas besser ausgearbeitet in einem Interview mit Korad Ott im Deutschlandfunk: Als im Sommer der Zustrom größer und immer größer wurde, habe ich mich von Menschen umgeben gesehen, die Gesinnungsethik vertreten haben. Nicht nur an meinem Lehrstuhl, auch in meiner Familie, auch in meiner Partei, auch in meiner Kirche. Ich habe mich dann motiviert oder vielleicht sogar genötigt gesehen zu sagen: So einfach ist das nicht. … Wir brauchen momentan sehr viel Urteilskraft, sehr viel Nüchternheit und sehr viel Vernunft. Merkel sei im Sommer 2015 gesinnungsethisch losgaloppiert. … Jetzt versucht sie Pläne zu schmieden für eine stärker verantwortungsethische Position. Eine fundamentale christliche Position grenze die säkularen Mitbürger aus. Ott setze als alter Habermas-Schüler immer auf den Diskurs.

Siehe da, fast dreißig Jahre nach meinem Abitur taucht die alte Debatte sehr aktuell wieder auf. Und das Konzept taugt tatsächlich dazu, sie theoretisch greifbar zu machen, denn natürlich ist der monatelange Diskurs in seinem Kern ein Ausgrenzungsdiskurs, gerade auch hinsichtlich der Diskutanten untereinander. Deshalb können nur Argumente allgemein tragfähig sein, die gerade dies vermeiden. – Otts Beitrag ist bei Reclam erschienen.

Entdeckung hinter dem Haus IV

Der Blick von außen: Eine der hörenswerteren Radiosendungen ist ganz sicherlich Late Night Live auf Radio National, dem australischen Pendant zu Deutschlandfunk oder BBC Radio 4. Joan Smith wurde dort über die Vorgänge zu Silvester in Köln interviewt.

Der Blick von innen, eins: Die Heinrich-Böll-Stiftung hat ein Dossier zusammengestellt: Wie schaffen die das? Die Flüchtlingspolitik der Bundesländer.

Der Blick von innen, zwei: Heiner Geißler bleibt im Deutschlandfunk dabei: Angela Merkel habe für ihre Politik den Friedensnobelpreis verdient.

Bei uns in Hessen ist ja Kommunalwahlkampf. Seit vergangenem Samstag hängen die Wahlplakate. Darauf kein Wort zum Thema, als wäre nichts geschehen.

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