On the track III
Die Übernahme von GitHub durch Microsoft erinnert an das – rein fiktive – Startup My beloved pet dot com, das Constanze Kurz und Frank Rieger einst in ihrem Buch Die Datenfresser auftreten ließen, um zu demonstrieren, wie Datenhandel funktioniert. Das sympthische kleine Unternehmen wird von dem riesigen Weltkonzern geschluckt, um die Benutzerdaten weiterzureichen und zu verwerten. Es zeichnet sich ab, dass zumindest ein Teil der Community neue Wege gehen wird. Das Web ist in ständiger Re-Organisation, es verteilt sich immer wieder neu, und der Name Microsoft ist nicht gerade vertrauensstiftend. Ob GitLab ein Ausweg ist? Eher nein. Dezentrale Lösungen für Offene Daten würden gebraucht. Sowas sollte zur Grundausstattung einer Zivilgesellschaft gehören.
Demgegenüber meldet der Verbraucherzentrale Bundesverband einen kleinen Erfolg: Apple hat laut VZBV eine Unterlassungserklärung abgegeben, der zufolge die Teilnahmebedingungen für Schülerkurse in den Apple Stores geändert werden müssen. Der Verband hatte die Bedingungen fast vollständig als rechtswidrig kritisiert.
Was macht die Schule in einem Apple Store?
Apple bot in seinen Verkaufsläden „Entdeckungsreisen“ für Schülergruppen an. In den Kursen konnten die Kinder unter Anleitung und mithilfe von Geräten des Konzerns ihre Projekte gestalten.
Und was war dabei rechtswidrig?
Apple behielt sich das Recht vor, die Kinder während der Kurse zu fotografieren und zu filmen und die Aufnahmen umfassend zu verwerten. Außerdem lehnte das Unternehmen jegliche Haftung ab. Das sollten die Eltern mit ihrer Unterschrift auf einer Einverständniserklärung bestätigen.
Über das Eindringen der Konzerne in die Schulen wird viel zu wenig berichtet. Apple liefert coole iPads, und Google hat einen Einplatinen-Computer, den empfiehlt die Internetbotschafterin der Bundesergierung. Eine ganze Generation von Schülerinnen und Schülern wird erfasst und auf ihrem weiteren Weg „begleitet“ und vermarktet. Und das ist modern.
Kaum einen Hauch IV
Schon wieder zwei Blogs weniger in meinem Feedreader. Aber nicht alle Blogs, die derzeit geschlossen werden, werden wegen des Inkraftretens der Datenschutz-Grundverordnung geschlossen. Das ist auch kein Anzeichen einer Entdigitalisierung. Es ist einfach eine Bereinigung der Kommunikationskanäle, die man unterhält. Too much information.
Es ist ein Bewusstwerden über die allgemeine Verzettelung. Man konzentriert sich auf das, was wirklich wichtig ist. Ein Anlass zur Beschränkung. Was wertvoll ist, erhält man, was entbehrlich ist, kann weg.
Und man vergewissert sich der dunklen Seite des digitalen Lebensstils. Bloggen heißt Publizieren und damit Ansprüchen Dritter ausgesetzt zu sein. Die Sozialen Medien haben einen sozialen, und das heißt auch: einen rechtlichen Bezug.
Das alles vor dem Hintergrund des Ekels vor dem Netz und des Rückzugs aus der Öffentlichkeit in private Grüppchen bei privaten Datenkranken seit 2013/14.
Natürlich verändert sich damit die digitale Öffentlichkeit. Allzu Privates schwindet, das Kommezielle tritt noch mehr hervor als bisher schon. Es ist eben ein Umbruch, aber weil er mit einer Selbstvergewisserung verbunden ist, ist es ein Umbruch zum Besseren hin.
Kaum einen Hauch III
Wie eine Furie des Verschwindens entgleitet uns die netzpolitische Diskussion aus den Händen. Der Anlass: Ein Schnelllöschantrag auf die Weiterleitung 0zapftis in Wikipedia. Leitet weiter zu Online-Durchsuchung. Da war doch was? Aber was? Der Bayerntrojaner – vom CCC im Jahr 2011 beschrieben. Aber weder spiegel.de noch zeit.de liefern: null. Heise: Nur zehn Treffer, davon die Hälfte aus WWWW (also nicht zu gebrauchen) und einmal c't (also nicht frei abrufbar). Genios: Nur ein ziemlich schwacher Beitrag aus der Welt und ein Kommentar aus der Rhein-Zeitung. Archive.org: Fehlanzeige. Netzpolitik.org verlinkt dann endlich die alten Beiträge bei der Zeit und bei der FAZ. Auf GitHub via dieser Notiz zum 28C3. Via WorldCat zu diesem Paper. – Aber meine Güte: Wo ist unsere Geschichte geblieben? Sie verrinnt vor unseren Augen und verschwindet im Netz, das angeblich nichts vergisst. Alle reden von Snowden, und keiner erinnert sich mehr an die hausgemachten Skandale.
- Biermann, Kai. 2011. Onlinedurchsuchung: CCC enttarnt Staatstrojaner. Die Zeit, 8. Oktober, Abschn. Digital. www.zeit.de (zugegriffen: 26. Mai 2018).
- Carbone, Richard und Canada. 2013. Malware memory analysis for non-specialists: investigating publicly available memory image Ozapftis (R2D2). Place of publication not identified: Defence Research and Development Canada. publications.gc.ca (zugegriffen: 26. Mai 2018).
- N.N. 2011a. Chaos Computer Club analysiert Staatstrojaner. Chaos Computer Club. 8. Oktober. www.ccc.de (zugegriffen: 25. Mai 2018).
- ---. 2011b. Addendum Staatstrojaner. Chaos Computer Club. 9. Oktober. www.ccc.de (zugegriffen: 25. Mai 2018).
- Rieger, Frank. 2011. Ein amtlicher Trojaner: Anatomie eines digitalen Ungeziefers. FAZ.NET, 9. Oktober, Abschn. Feuilleton. www.faz.net (zugegriffen: 26. Mai 2018).
Kaum einen Hauch II
Wer zählt die E-Mails, wer die Klicks, die angeblich notwendig waren gestern und heute, angeblich um dem Datenschutz zu genügen? Wo wäre der Datenschutz heute ohne sie?
… Daher bitten wir Sie um Rückmeldung, falls Sie in Zukunft keine E-Mails mehr von uns erhalten möchten … – … Wenn Sie weiterhin Informationen vom uns erhalten möchten, müssen Sie nichts weiter tun. Möchten Sie jedoch aus unserem Verteiler entfernt werden, bitten wir Sie um eine kurze Nachricht per E-Mail, dass Ihre Daten gelöscht werden sollen … – … benötigen wir nun Ihre ausdrückliche Zustimmung, wenn wir Ihre E-Mailadresse weiterhin elektronisch speichern wollen und Ihnen über die Mailingliste weiterhin den Newsletter mit unseren Informationen zukommen lassen möchten … – … aktualisieren wir zzt. unsere Daten. Vor dem Hintergrund der am 25. Mai 2018 in Kraft tretenden Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) bitten wir Sie daher um eine (nochmalige) Bestätigung Ihrer Newsletter-Anmeldung – ansonsten werden wir Ihnen nach dem 25.5. keinen Newsletter mehr zusenden … – … Um auch dann weiterhin diese Newsletter rechtssicher an Sie versenden zu können, ist an dieser Stelle (evtl. nochmals seufz, aber das ist vorgeschrieben) Ihre Einwilligung erforderlich …
Bei einem Berliner Verein taucht die neue Datenschutzerklärung tatsächlich drei Stunden vor Ablauf der Frist noch auf der Website auf. „Unser Unternehmen“. Ah. Und entschuldige bitte den langen Brief, ich hatte keine Zeit, dir einen kurzen zu schreiben.
Endzeitstimmung macht sich breit. Blogs schließen ihre Kommentare (ich ja auch). Newsletter werden abbestellt oder nicht verlängert. Mailinglisten wechseln den Admin aus, weil sich der alte nicht mehr traut weiterzumachen. Und ganz viele Accounts werden geschlossen.
Es ist abzuwarten, wie es weitergeht mit dem Internet, das nichts vergisst. Mit ewigen Archiven, vollständig und unverrückbar, eigentlich nur mit Bibeln zu vergleichen.
In den letzten Wochen trennte ich mich von meinen letzten Nur-Lese-Accounts bei Facebook und Twitter. Flickr hatte ich schon seit 2015 nicht mehr verwendet. Das ist ein Teil von Yahoo. Man glaubt es gar nicht, wo man überall noch Konten hatte. Ein Anbieter schreibt mir auf Englisch, als ich den Zugang schließen möchte, eine Right-to-be-forgotten-Anfrage könne nur bearbeitet werden, wenn eine Kopie eines amtlichen Dokuments beigebracht werde, auf dem der Name des Betroffenen und die E-Mail-Adresse zu lesen sei, unter der man sich registriert habe. – Schnell weg da, weg da, weg!
YouTube ist unter folgender Anschrift zu erreichen: YouTube LLC, 901 Cherry Ave., San Bruno, CA 94066, USA. Die Datenschutzerklärung findet man unter policies.google.com
Blogroll
Erstellt von schneeschmelze2 um 22:49
in
netzkultur
Die Frage, welche Blogs man lesen sollte oder wie man überhaupt lesenswerte Blogs finde, wird öfter gestellt. Vor allem Anfänger im Bloggen stellen sich das Lesen von Blogs als eine regelmäßige Lektüre vor, wie man eine Zeitung abonniert hat oder wie jeden Abend um 20 Uhr die Tagesschau in der ARD ausgestrahlt wird.
Natürlich ist das nicht ganz fernliegend – man kann das so machen. Aber das Lesen im Netz ist doch etwas anders als das lineare Lesen auf Papier. Es ist eben ein Lesen im Netzwerk – von Hypertexten im Netzwerk – und ein Schreiben von Hypertexten – im Netzwerk.
Die Blogroll ist seit je eine Liste der Blogs, denen man folgt, die man liest, mit denen man sich verbunden fühlt. Aber im Laufe der Zeit verschwand sie immer öfter, die Blogroll, ziemlich zu der Zeit, als die Sidebar in den Blogs immer seltener zu sehen war, als das responsive Weblayout häufiger wurde.
Nachfolgend also eine Liste von Blogs, auf einer eigenen Seite. Die Liste ist nicht abschließend, sie ist bis auf weiteres in Bewegung und ich werde sie in der nächsten Zeit noch öfter bearbeiten. So, stay tuned …
(La)TeX auf Wikidata
Über die Wikidata-Query-Abfrage kann man sich die Liste der (La)TeX-Befehle für Sonderzeichen ausgeben lassen, die in Wikidata einen eigenen Eintrag haben. Damit sich in dem Formular etwas tut, muss man dann noch auf das blaue Dreieckssymbol links klicken. Es werden 67 Items ausgegeben (via Wikidata Status Update 312).
ZoteroBib
ZoteroBib ist eine Web-Lösung, die auf der Literaturverwaltung Zotero aufsetzt und sich wohl an Anwender richtet, die Zotero (noch) nicht installiert haben. Der Blogpost aus der vergangenen Nacht gibt eine etwas ausführlichere Einführung. Einträge können per URL, ISBN oder DOI erstellt und im lokalen Browser-Cache gesammelt werden (wenn man das zulässt). Man kann also weitersurfen und immer wieder zu der Seite zurückkehren. Jeder Eintrag kann händisch nachbearbeitet werden, was z.B. notwendig wird, wenn das Tool Probleme mit Umlauten hat. Die Formatierung erfolgt über das bekannte Reservoir an den in Zotero verfügbaren Zitierstilen (derzeit sind es über 9000, wie man liest). Am Ende können sowohl einzelne Einträge als auch die komplette Literaturliste formatiert exportiert werden, entweder in die Zwischenablage, als Datei (RTF, RIS, BibTeX, HTML) oder direkt zur Übernahme ins lokal installierte Zotero. – Eine Notlösung, natürlich, wohl vor allem für mobile Anwender, die neugierig machen will in einem hart umkämpften Markt, in dem man bekanntlich nicht zimperlich ist, wenn es um Gratis-Varianten und Campus-Lizenzen geht.
Kaum einen Hauch
Das ist ein Umbruch, den wir erleben, und ich merke, dass ich in den letzten Wochen ein bisschen wehmütig geworden bin. Ist es tatsächlich schon über zehn Jahre her, dass die Netzgemeinde aufbrach, um aus dem Nest, das sie sich gebaut hatten, das „Neuland“ zu vertreiben? Dreizehn Jahre ist es her, dass der AK Vorrat gegründet wurde? Zwölf Jahre: die Piratenpartei? Acht Jahre seit der Einrichtung der Enquète-Kommission Internet und digitale Gesellschaft? Fünf Jahre seit der Snowden-Affäre? Drei Jahre seit der Safe-Harbor-Entscheidung des EuGH? Zwei Jahre seit dem Inkrafttreten der Datenschutz-Grundverordnung?
Ihr naht euch wieder, wankende Gestalten, und einige haben einen eigenen Wikipedia-Artikel bekommen, andere nicht. Nicht mehr; die Karawane war schon weitergezogen, als sie endlich relevant gewesen wären, denn irgendwann haben wir aufgehört, Dinge ins Internet zu schreiben. Ich merke, dass es mich anrührt, wenn ich sehe, dass sich auch heute noch Lücken auftun, und habe deshalb nach der letzten Sendung von Scobel auf 3sat von der re:publica Jeanette Hofmann und Judith Simon zwei Artikel geschrieben. Wie soll es denn je weiter vorangehen, wenn wir unsere Themen und Akteure nicht an dem Ort einbringen, wo der Mainstream stattfindet? Überhaupt: die re:publica gibts auch schon seit elf Jahren, und sie ist im Vergleich zu damals heute nicht mehr wiederzuerkennen.
Und jetzt: die DSGVO. Auch sie ein Umbruch, nicht so sehr für die Internetkonzerne und die Datenhändler – die nehmen das ganz cool, Google My Activities und so –, sondern vor allem für die Netzkultur. Gilt die DSGVO überhaupt für Blogger? Darüber würde ich mir weniger Sorgen machen, denn das echte Bloggen gibt es mittlerweile so selten, dass die Teilnehmer an meinen WordPress-Kursen, die einfach nur so drauflos schreiben wollen, die absolute Ausnahme geworden sind. Der Schwerpunkt liegt heute ganz klar im Bereich Werbung und PR, auch das ein großer Unterschied zu damals(TM), so dass man als Blogger erst einmal darzulegen hätte, dass man noch zur alten Schule gehört, so wie du oder ich. Was damals der Normalfall war, ist heute ein Geheimtipp, den man wie ein Trüffelschwein im dunklen Wald erst suchen muss.
Immerhin, auch die Arbeitsgemeinschaft für juristisches Bibliotheks- und Dokumentationswesen (also die Vereinigung der Rechtsbibliothekare) nimmt die Einführung der DSGVO zum Anlass, ihren Newsletter einzustellen. Ach, sie verweisen auf ihren RSS-Feed – mon amour. Und Tacheles schließt sein Hartz-IV-Forum – wenn auch zumindest auch aus anderen Gründen (Die „Qualität“ in der Beratung ist deutlich den Bach runter gegangen, und deswegen ziehen wir jetzt die Reißleine.). Ja, das war mal Kult. Herr Larbig, um nochmal auf die Blogger zurückzukommen, entfernt Twitter- und Instagram-Buttons aus seinem Blog und lässt die Google-Webfonts weg. Das muss ihm weh getan haben. Sei der Erste der einen Kommentar abgibt!
Über allen Blogs ist Ruh, – über allen Plattformen spürest du – kaum einen Hauch.
Das ist ein Umbruch, den wir erleben, und ich merke, dass ich in den letzten Wochen ein bisschen wehmütig geworden bin.
TeX Live 2018 veröffentlicht
Karl Berry hat in der vergangenen Nacht den Release von TeX Live 2018 bekanntgegeben. Das Projekt ist früh dran – in den Vorjahren kam die neue Version der Distribution meist erst im Spätsommer heraus. Diesmal also rechtzeitig zur TeX-Tagung im polnischen Bachotek.
TeX Live 2018 ist die erste Version, die mit dem neuen LaTeX-Kernel ausgeliefert wird, der UTF-8 als Standard-Eingabekodierung auch für die Engine pdfTeX einführt – wer XeTeX oder LuaTeX verwendet, musste schon bisher direkt in UTF-8 arbeiten, alle anderen können es nun ebenfalls. Die meisten Benutzer sollten davon nichts bemerken, weil sie für alles, was über 7bit hinausging, schon immer auf das Paket inputenc angewiesen waren, das natürlich immer noch funktioniert, aber es ist doch ein Einschnitt in der TeX-Welt und kam auch erst recht kurzfristig vor dem Release der Distribution herein. Der Issue auf GitHub datiert vom 25. März, kurz darauf kamen die LaTeX News 28 mit der offiziellen Ankündigung heraus.
Soweit die Theorie. In der Praxis ruckelt es dagegen bisweilen noch heftig. Beispielsweise funktioniert derzeit das Paket csquotes für die Formatierung von Zitaten noch nicht ganz reibungslos mit UTF-8-kodierten Quelltexten. Davon sind auch Klassen und Pakete betroffen, die csquotes hinzuladen, wessen sich der Anwender bisher ggf. noch gar nicht bewusst war. In diesen Fällen kann ein beherztes \UseRawInputEncoding ganz zu Beginn eines LaTeX-Dokuments dafür sorgen, dass der Text dann doch noch kompiliert werden kann. Das ging auch früher schon, ist aber nur ein kruder Hack, denn LaTeX wählt dann wirklich genau das, was im Quelltext steht, und wendet keinerlei eigenes Mapping mehr an. An Abhilfe an den Paketen wird derzeit gearbeitet. Falls ein Dokument dagegen wegen einer Änderung im LaTeX-Kernel nicht mehr kompiliert, kann man mit dem Paket latexrelease immer eine frühere Version des Kernels auswählen.
Das obige Zitat hat es schon gezeigt: Die LaTeX-Entwicklung ist mittlerweile auf GitHub umgezogen, was zu einem sehr viel lebhafteren Kontakt mit der Nutzergemeinde geführt hat als das alte Repository plus Mailingliste.
Die übrigen Neuerungen von TeX Live 2018 gegenüber der Vorjahresversion halten sich dagegen in Grenzen: Für die meisten Diskussionen hatte bisher eine Änderung in der Bibliothek Kpathsea gesorgt, in deren Folge auf unixoiden Systemen einschließlich macOS bei erfolglosen Suchvorgängen eine weitere case-insensitive Suche durchgeführt wird. Im Manual wird beschrieben, wie man das abschalten kann. Bei LuaTeX wird der Umstieg auf Lua 5.3 vorbereitet; die Binary luatex53 ist auf den meisten Plattformen vorhanden, muss aber zu luatex umbenannt werden, damit man sie nutzen kann. Es gibt neue grafische Bedienoberflächen für den Paketmanager tlmgr, die auf die Namen tlshell und tlcockpit hören – ersteres funktioniert mit Tcl/Tk, das Cockpit dagegen mit einem möglichst rezenten Java. Auf dem Mac wurde es nicht getestet (und läuft bei mir auch nicht), wer mit macOS arbeitet, benötigt aber beide neuen Lösungen nicht, denn hier gibt es seit je die TeX Live Utility in MacTeX.
MacTeX 2018 enthält außerdem einige plattformspezifische Anpassungen und zusätzliche Anwendungen. Unterstützt werden in der aktuellen Version macOS 10.10 bis 10.13 (also Yosemite, El Capitan, Sierra und High Sierra). Für ältere Apple-Plattformen gibt es Binaries als x86_64-darwinlegacy. Mac OS X 10.5 Leopard fiel diesmal weg (dazu übrigens ein länglicher Thread in der macports-users-Liste, to whom it may concern), wie auch Windows XP erstmals nicht mehr unterstützt wird. (Update 29. April 2018: Windows XP wird schon seit 2014 in TeX Live nicht mehr berücksichtigt.)
Download von TeX Live 2018 in den nächsten Tagen von CTAN. Es empfiehlt sich, mit dem Herunterladen noch etwas abzuwarten, denn es wird definitiv ein paar Tage dauern, bis alle Spiegelserver auf dem neuesten Stand sind.
TeX Live 2018 ist dem polnischen TeX-Freund Staszek Wawrykiewicz gewidmet, der im Februar verstorben war. Norbert Preining hat in seinem Blog an ihn erinnert. – R.I.P.
Thunderbird löst sich von Mutter Mozilla V
Einer der nächsten Schritte bei der Entwicklung von Thunderbird ist die Frage, was aus den Adblockern wird. Während die Browser-Hersteller dazu übergagengen sind, Content-Blocker in ihre Produkte zu integrieren, deren Funktion für die Benutzer kaum durchschaubar ist, zeigen sich die Entwickler von Adblock Plus und uBlock origin derzeit wenig geneigt, bei der Umstellung der Add-ons auf Webextensions auch Thunderbird weiterhin zu unterstützen. Aber ohne Werbeblocker sei es kaum mehr möglich, RSS-Feeds (mon amour) noch in Thunderbird zu lesen – schreiben diejenigen, die das derzeit tun. Deshalb wird auf der Mailingliste tb-planning darüber diskutiert, ob angesichts dessen ein Werbeblocker direkt in Thunderbird integriert werden sollte. Ob also Thunderbird in den Konflikt mit der Werbeindustrie einsteigen und – wie Google Chrome und Safari – ebenfalls Content blockieren sollte.