Am 16. Juni ist Bloomsday, und so bringt RTÉ Radio 1 extra heute (nach 2020) wieder eine Wiederholung der Hörspielfassung des Ulysses von James Joyce aus dem Jahr 1982. Man findet sie freilich auch im Internet Archive. Aber diesen Radio-Livestream aus Irland gibts nur heute.
Der selbstkompilierte Emacs 29.3 startet nicht mehr.
Ich versuche es mit einem Neubau.
Es stellt sich heraus, dass ein selbstgebauter Emacs unter Sonoma
nur noch startet, wenn man zuvor das tar.gz-Archiv auf der
Kommandozeile entpackt hatte. Das Archivierungstool, das per
Doppelklick aus dem Finder startet, ruft den Gatekeeper auf den
Plan, und zwar auch wenn der Gatekeeper zuvor deaktiviert wurde? Hm.
Neubau erfolgreich:
GNU Emacs 29.3 (build 1, aarch64-apple-darwin23.5.0, NS appkit-2487.60 Version 14.5 (Build 23F79)) of 2024-06-09
Die Peripherie funktioniert.
Aber das Terminalfenster startet jetzt immer im Hintergrund. Any
hints?
Das Drängeln von Apple in Bezug auf die iCloud nervt. Sehr. Warum ist die Synchronisierung für den Schlüsselbund nach dem Upgrade aktiv?
Meine intensivere Beschäftigung mit Frankreich und mit der französischen Sprache und Literatur hatte wieder eingesetzt nach dem Besuch in der Daumier-Ausstellung im Städel Ende Februar.
Das Leben ist in diesen Wochen mit den vielen Brücken-Donnerstagen wie ein einziges langes Wochenende. Auch wenn man zu tun hat, ist es, als ende die Woche schon am Mittwoch. Und als wäre der Mittwoch ein Freitag. Aber am Donnerstag fehlt dann nach diesem Empfinden der Samstag, denn die Läden haben geschlossen, und das Radioprogramm ist wie an einem Sonntag. Und am Freitag ist es wie eine Unterbrechung des langen Wochenendes, als würde es noch einmal Luft holen und sich unschuldig umsehen, bevor es wieder einsetzt. Und diese Zeit ist so lang wie die Woche selbst. Und das geht über mehrere Wochen so. Zusammengenommen wird aber beides insgesamt zu einer einzigen gelebten langen Pause, die die Woche und das Wochenende umfasst. Es ist sozusagen eine Steigerung der Pause. Es ist eine Pause zweiter Ordnung.
Nach längerer Zeit brauchte ich mal wieder Deepl für eine Übersetzung. Ich wollte eine Rezension weitergeben, nichts Größeres, drei gesetzte Seiten aus einer französischen Zeitschrift. Politikwissenschaft. Elf Absätze. Deepl verlangte diesmal, dass ich mich registrieren möge. Was ich freilich nicht tat. Also rüber zu Google Translate: Desselbigengleichen. Die Phase der Monetarisierung hat begonnen. Es folgen neue Ausweichbewegungen.
Am Ende blieb die Übersetzungsfunktion in Firefox. Die freilich auch
noch nicht so leicht konfigurierbar ist, wie ich es gerne hätte. Eine
Übersetzung aus dem Französischen ins Deutsche setzt voraus, dass man
nicht mit einer französischen Lokalisierung surft. Musste ich also
temporär herausnehmen. Dann übersetzen. Und Französisch wieder rein.
Wieder so eine Ausweichbewegung.
Was die Qualität der Übersetzung angeht, so decken wir darüber am besten den Mantel des Schweigens.
Die letzte Version von BibTeX ist bekanntlich 0.99. Oren Patashniks Anleitung „BibTeXing“ trägt das Datum vom 8. Februar 1988, und diese Version ist noch immer Teil des BibTeX-Pakets, das mit den heutigen TeX-Distributionen ausgeliefert wird, hier beispielhaft TeX Live 2024:
% bibtex --version
BibTeX 0.99d (TeX Live 2024)
Das ist auch die Version, die in der dritten Auflage des LaTeX Companion erwähnt wurde (in Band 2 auf S. 378 ff.). Hier erhält der Begriff der Stabilität von Software also eine ganz neue Größenordnung.
Bei der TUG 1994 hatte Oren Patashnik BibTeX 1.0 beschrieben, und sein Aufsatz endete:
To conclude the paper: I can’t say for sure when BibTeX 1.0 will
actually appear; a beta-test version might exist by the end of 1995.
But as soon as it’s avdable it will be announced on comp.text.tex.
Die Newsgroup comp.text.tex existiert zwar immer noch, sie spielt für solche Ankündigungen aber bei weitem nicht mehr die Rolle, die sie 1994 zweifellos noch hatte.
Am Rande einer Diskussion um die Zukunft der Literaturverwaltung in der texhax-Liste äußerte Karl Berry am 22. Mai 2024, dass es sehr wahrscheinlich kein BibTeX 1.0 mehr geben werde.
Das habe vor allem Kompatibilitätsgründe. Alle Features, die man damals vermisst habe, seien mittlerweile anderweitig bereitgestellt worden, sei es als Erweiterung oder als vollständiger Ersatz. Würde BibTeX mithin heute noch einmal in dem damals vorgesehenen Umfang erweitert, könne es zu vielen Problemen kommen:
bibtex-1.0, or maybe not
Hi Norman and all,
(Replying to tug.org. =
Seemed like a new Subject: line was in order.)
A final fragment of my motivation was that this might start a
conversation about bibliographies, in a world where bibtex v0.99 has
been current, and v1.0 has been anticipated, since 1988.
I’ve talked with Oren from time to time about the putative 1.0. It seems
like there’s an insuperable compatibility problem to making any
meaningful changes. As a basic example: a „url“ field is obviously
needed nowadays. But if he adds a url field to the standard styles,
there will inevitably be usage conflicts (at the bib level, the bst
level, the tex level, wherever) with the existing url fields that have
been added by many other styles. On the other hand, if he invents a new
field name, say „bibtexurl“, it’s even worse – then bib files would
have to duplicate url and bibtexurl. So there seems no good way to add it.
If one takes compatibility as paramount, which we do, together with the
fact that virtually everything of interest has already been implemented
one way or another, it seems there’s no way to make a useful 1.0.
Anything that he changes has problematic downstream side effects with no
apparent overriding benefit. Looking at Oren’s 1994 bibtex 1.0 article,
tug.org
just about everything in there that matters is already available. It’s
already been extended to Unicode (bibtexu), not to mention completely
replaced (biber, biblatex) if one prefers to go that way.
My feeling is that, more or less like the TeX input language, the .bib
input language seems to have been flexible enough to survive the aging
of the original processor.
So, barring some brilliant new idea about how to proceed, I think 0.99
is the end of the line for original BibTeX. It does its job, which is
still good enough for a large percentage of real-world cases. OTOH, if
anyone does have an idea for something that could be added to original
bibtex while retaining compatibility, Oren is ready to listen. –best, karl.
Das alles ist freilich wenig überraschend. Aber wenn man es dann abends so auf dem Bildschirm vor sich sieht, hat es doch auch wieder eine gewisse Endgültigkeit, und ich merke, dass auch ich insgeheim immer noch mit einer Version 1.0 gerechnet hatte.
Was heißt das für den Anwender?
BibTeX als Austauschformat ist weit verbreitet. Die Verlagsportale und die Bibliothekskataloge stellen es für den Export bereit, und das ist auch gut so, denn es ist zuverlässig zu parsen und kann leicht in die Literaturverwaltungen importiert und auch wieder aus ihnen exportiert werden. BibTeX als Datenformat für bibliografische Daten ist ausgereift und bewährt. Daran wird sich auch nichts mehr ändern, denn eine Alternative für den Endanwender ist nicht ersichtlich.
Auch BibTeX als Programm wird es weiterhin geben. Es ist standardmäßiger Bestandteil der TeX-Distributionen, und daran wird sich nichts ändern. Es wird ebenso weiter verfügbar bleiben wie TeX als Format und als Programm. Wer will, kann auch weiterhin BibTeX als Programm verwenden, ggf. mit den Erweiterungen für Unicode-kodierte Daten (bibtexu).
Konsequent wäre es dann aber, gleich den ganzen Unicode-basierten Workflow auf LuaTeX, Biblatex und Biber umzustellen.
Nur bei den französischen und Schweizer Websites liest man heute Abend schon etwas darüber. Außerhalb der französischen Welt hatte man ihn längst aus den Augen verloren. Bernard Pivot, der Literaturpapst von der anderen Seite des Rheins, ist heute gestorben. Und mit ihm geht wieder ein Teil der 1980er Jahre unter, mit den großen Literatursendungen, den großen Debatten unter alten weißen Männern. Als das Buch noch prägend war und man gelesen haben musste, um die Gespräche zu verstehen, um Anspielungen nachvollziehen zu können. Lange her, so lange schon. – R.I.P.