Zum 20. Geburtstag der Metasuchmaschine MetaGer hat Wolfgang Sander-Beuermann einen Blick auf die Geschichte der Suchmaschinen zusammengetragen, den man in dem dazugehörigen Wikipedia-Artikel nicht findet:
1993 Am MIT in den USA, wird der erste Webcrawler entwickelt: "World Wide Web Wanderer"; in Stanford startet Suchmaschine "Excite"; eingestellt vor vielen Jahren
1994 "Yahoo" startet in Sunnyvale Kalifornien: zuerst als Verzeichnisdienst
1994 "WebCrawler" startet an der Univ. of Washington mit Volltext-Indexierung; eingestellt vor vielen Jahren
1994 "Lycos" startet an der Carnegie Mellon University; eingestellt vor vielen Jahren
1995 "Altavista", Kalifornien: die erste Suchmaschine, die versucht, das gesamte WWW zu erfassen; eingestellt 2013
1996 An der Uni Hannover geht "MetaGer" ans Netz
1996 Als erste Deutsche Suchmaschine mit eigenem Index startet "Eule"; eingestellt vor vielen Jahren
1997 An der TU Berlin startet "Fireball"; eingestellt ca. 2009
1998 "Google" geht ans Netz, Stanford, Kalifornien
2000: in Deutschland: "Aladin", "Dino", "Crawler", "Kolibri" ... eingestellt vor vielen Jahren
2003 "Seekport", Deutschland; eingestellt ca. 2009
Also: Herzlichen Glückwunsch, MetaGer! Die Metasuchmaschine ist gerade völlig neu programmiert worden, und die Oberfläche hat auch ein Facelifting erhalten. In der Hilfe findet man auch einige Tips für die Arbeit mit MetaGer. Beispielsweise kann man durch einen Klick auf das kleine schwarze Dreieck neben einem Suchergebnis eine neue Suche starten und dabei die jeweilige Domain ausschließen oder die Suche auf diese beschränken. MetaGer speichert keine personenbezogenen Daten über die Benutzer und bietet auch einen TOR-Hidden-Service an. Einen Rückblick speziell auf die Geschichte von MetaGer findet man ebenfalls im Blog von SUMA-EV, dem gemeinnützigen Betreiber.
Währenddessen wurde die Metasuchmaschine Ixquick eingestellt. Der niederländische Betreiber spricht zwar vom „Zusammenlegen“ mit dem Portal Startpage. Es läuft aber auf eine Einstellung von Ixquick hinaus, denn Startpage bleibt bestehen und Ixquick liefert seitdem nur noch Startpage-Ergebnisse. Startpage ist ein anonymisierendes Interface zur Google-Suche. Mit anderen Worten: Wer Google über Startpage abfragt, erhält die Ergebnisse, die Google für die Filterbubble der Startpage-Benutzer bereithält.
Diese Nachrichtensammlung zu Ostern beginnt mit einer traurigen Meldung: Simon Cozens hat auf der TeX-Live-Mailingliste bekanntgegeben, daß Sebastian Rahtz am 15. März 2016 an den Folgen einer Krebserkrankung verstorben sei. Sebastian Rahtz hatte die TeX-Distribution TeX Live im Jahr 1996 gegründet. Er war Mitautor des LaTeX Graphics Companion und des LaTeX Web Companion. Auch das Paket hyperref geht auf ihn zurück. Auf der Website der TeX Users Group findet man ein Interview, das Dave Walden 2009 mit Sebastian Rahtz geführt hatte.
Jörg Kantel erklärt in zweiBeiträgen, wie er Gnuplot auf OS X Mavericks mithilfe von Homebrew installiert hat und wie schön man damit spielen kann. Näheres auch in seinem Wiki.
Das Biblatex-Team lädt ein zu einer Umfrage, um die weitere Entwicklung des Pakets besser auf die Bedürfnisse der Benutzer ausrichten zu können. Das Team ist daran interessiert, ob es sich weiterhin lohne, BibTeX als Backend zu Biblatex zu unterstützen oder ob es ausreiche, hier auf Biber zu setzen. In letzterem Fall: Welche Features in der Praxis am wichtigsten seien.
Die Builds für TeX Live 2016 haben begonnen, schreibt Karl Berry auf mehreren Mailinglisten. Auch der Plan für den 2016er Jahrgang wurde bekanntgegeben. Demnach ist vorgesehen, TeX Live 2015 am 4. April 2016 einzufrieren und die Pretests für 2016 aufzunehmen. Am 22. Mai soll das Image für die TeX Collection fertig sein. Vorgesehenes Release-Datum ist nach derzeitigem Stand der 8. Juni 2016.
Im Frankfurter Museum Angewandte Kunst wurde gerade die Ausstellung Alles neu! 100 Jahre Neue Typografie und Neue Grafik in Frankfurt am Main eröffnet. Darauf weist Martin Schröder auf der Mailingliste TeX-D-L hin. Die Ausstellung präsentiert als Ausgangspunkt eine Auswahl aus der umfassende[n] Sammlung von Geschäfts- und Privatdrucksachen aus dem Nachlass des Buchdruckermeisters und Schriftsetzers Philipp Albinus, einem der wichtigsten Vertreter der „Neuen Typographie“. Sie verfolgt den Beginn und die Entwicklung von Buchgestaltung und Grafik in Frankfurt, aber auch an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach am Main, von den 1920er Jahren über die Nachkriegszeit bis in die Gegenwart. Im Newsroom auf der Website des Museums findet man Pressebilder und den Pressetext. Der Katalog zur Ausstellung ist in der av edition Stuttgart erschienen (bis 21. August 2016).
Das Munzinger-Archiv bietet in den Länderinformationen eine Chronik, die ziemlich aktuell gehalten wird. Darin findet man die offiziösen Agenturmeldungen der Mainstream-Medien, konzentriert und sachlich zusammengefaßt. Man kann sie durchsuchen und sich beispielsweise nur die Meldungen für bestimmte Länder, bestimmte Themen oder für einen Zeitraum ausgeben lassen, bis zur Gegenwart. Das Ergebnis kann man über die Liste am rechten Seitenrand weiter filtern nach Datum, Ländern und Thema. Eine Alternative zu den „Online-Ausgaben“ der Zeitungen und zu den reinen Presse-Archiven.
Klaus Graf berichtet über Möglichkeiten des Remote Access zu Datenbanken und E-Books bei wissenschaftlichen und öffentlichen Bibliotheken. Interessant auch sein Hinweis auf Angebote, die man als Förderer amerikanischer Alumni-Vereine nutzen kann. Solche Angaben sind schwer zu finden, man muß sie bei den jeweiligen Bibliotheken recherchieren, was recht aufwendig ist. DBIS und EZB weisen nur die Verfügbarkeit von Datenbanken in den Campus-Netzen der wissenschaftlichen Bibliotheken nach, ohne Angaben zum Remote Access von zuhause. Und für die öffentlichen Bibliotheken fehlt eine zentrale Auskunft gleich ganz. Sie sind ja auch nur vereinzelt an virtuelle Kataloge angeschlossen. Viel zu wenig bekannt sind jedenfalls die Nationallizenzen für Personen mit einem Wohnsitz in Deutschland.
Ein Blick auf die Lage in Rhein-Main: Unsere Stadtbibliothek in Neu-Isenburg hat schnell gehandelt: Seit Anfang März steht der wiederauferstandeneBrockhaus zur Verfügung. Daneben der Kindler über Munzinger. Bei der Stadtbücherei Frankfurt läuft der Brockhaus weiter über Munzinger (da hat wohl die Kündigung nicht geklappt, darf man annehmen); daneben gibts dort auch den Duden. Die Stadtbibliothek Darmstadt bietet KLG, KLfG und PressReader über Munzinger an; außerdem Genios, letzteres aber nur noch mit einer kleinen Auswahl an deutschsprachiger Presse; die Fachzeitschriften wurden vor einem halben Jahr schon fallengelassen.
Wenn in den Massenmedien Blogger vorgestellt werden, dann sind es meist Lifestyle-Blogger zu soften Themen, die in eben diesen Massenmedien nur nebenbei laufen. Das Zeit-Magazin oder Brigitte oder das ZDF. „Genießen Sie die ‚Zeit‘!“ Die internet-ferne und ältere Klientel ist es gewöhnt, das so einzuordnen. Es sind wohl eher randständige Themen, die dort verhandelt werden, nicht wahr? Politik- oder Wirtschaftsblogger werden kaum vorgestellt. Damit die Leser bloß nicht auf die Idee kommen, daß man sich auch nur oder zumindest überwiegend über Blogs (und weitere alternative Portale) ausreichend laufend informieren könne. Das laute Pfeifen im dunklen Keller ist ein untrügliches Zeichen für den Medienwandel. Die letzten Treuen sollen gewogen gehalten werden. Ist es auch Wahnsinn, so hat es doch Methode.
Interessant wird ganz sicherlich die weitere Debatte zur Volksabstimmung, die am 5. Juni 2016 in der Schweiz angesetzt ist. Die Schweizer Kampagne für ein Bedingungsloses Grundeinkommen rührt derzeit die Trommel für ihr Anliegen und bloggt ebenda regelmäßig. Die Initiative zielt darauf, die Schweizer Verfassung um einen neuen Artikel 110a zu ergänzen:
1. Der Bund sorgt für die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens.
2. Das Grundeinkommen soll der ganzen Bevölkerung ein menschenwürdiges Dasein und die Teilnahme am öffentlichen Leben ermöglichen.
3. Das Gesetz regelt insbesondere die Finanzierung und die Höhe des Grundeinkommens.
Es geht bei der Abstimmung also um den allerersten Schritt, um das Ob der Einführung des Grundeinkommens; über das Wie, also den Zahlbetrag und die Einzelheiten der Gewährung, wäre dann weiter politisch zu streiten und zu entscheiden. Aber immerhin, wenn der Antrag erfolgreich wäre, genösse das Grundeinkommen in der Schweiz (sic!) Verfassungsrang.
Ein 120-seitiges Pamphlet begleitet die Kampagne: Die Befreiung der Schweiz. Über das bedingungslose Grundeinkommen von Christian Müller und Daniel Straub ist im Limmat-Verlag erschienen und liegt bereits in der dritten Auflage vor. Zur Frage der Finanzierbarkeit wird eine Rechnung aufgemacht, die man schon aus dem Film vom 2010 kennt, der sich weiterhin auf YouTube findet:
Dies alles, während die deutsche Bundesregierung unter dem Deckmantel einer sogenannten „Rechtsvereinfachung“ eine weitere Verschlechterung der Grundsicherungsleistungen betreibt, worüber in den meisten Medien natürlich so gut wie nicht berichtet wird, und wenn, dann höchst unvollständig.
Manchmal findet ja auch ein blindes Huhn mal ein Korn:
Die Gebildeten und Jüngeren ziehen sich inzwischen teilweise wieder aus dem Netz zurück, weil sie es nicht mehr aushalten, ständig angehasst und angepöbelt zu werden. … Die Blütezeiten des Netzes sind vorbei: Wir sprechen von einem Digital Backlash. Es gibt eine zunehmende Verzweiflung an den sozialen und psychologischen Folgekosten des Netzes, Stichwort Störbarkeit, Cybermobbing, ewiger Shitstorm, digitale Hass-Kultur. Die Digitalisierung wird nicht rückgängig gemacht, sie muss sich aber rekonfigurieren. Wir brauchen so etwas wie einen Neustart der Netzwerk-Kultur.
Sozusagen im Vorprogramm der Leipziger Buchmesse hat sich Birgit Zimmermann für die Nachrichtenagentur DPA mit dem Abklingen des E-Book-Hypes beschäftigt (via VÖBBLOG).
Zur Erinnerung: Der Hype-Zyklus nach Gartner beschreibt den Verlauf der öffentlichen Aufmerksamkeit für ein neues, innovatives Produkt: Die Kurve beginnt bei den early adopters, steigt dann steil an, bis sie den Gipfel der überzogenen Erwartungen erreicht hat, fällt bis auf ein absolutes Minimum und steigt dann, wenn die late adopters, also der Massenmarkt, endlich aufspringen, auf ein realistisches Niveau, auf dem sich die Nutzung des Guts stabilisiert. Entweder ist es bis dahin akzeptiert worden, oder es verschwindet wieder vom Markt, weil bis dahin allgemein bekannt geworden ist, daß es keinen zusätzlichen Nutzen gegenüber den ursprünglich geweckten Erwartungen bietet.
So ist es auch mit den E-Books gekommen. Der Börsenverein beziffert die Umsätze mit den Buch-Substituten im Zeitraum 2010 bis heute zwischen 0,5 und 4,5 Prozent vom Gesamtmarkt, nimmt davon aber Fach- und Schulbücher sowie Selfpublisher und Abo-Modelle aus. Wenn man diese einbezieht, gelangen die Verlage auf „niedrig zweistellige“ Umsatzanteile – im Vergleich zu einem Viertel in den USA. Als Hauptgrund für diesen Unterschied wird vor allem die Buchpreisbindung genannt, die auch weiterhin für ein dichtes Netz an Buchhandlungen in Deutschland sorge. Außerdem die schöne Ausstattung der Bücher hierzulande.
Das ist eine interessante Wasserstandsmeldung, denn sie deckt sich nicht mit meinem Eindruck als S-Bahn-Fahrer, wo in den letzten Jahren die E-Book-Reader und die Tablets, auf denen unterwegs sehr oft E-Books gelesen werden, zugenommen haben. Die gebrauchten Tablets, übrigens, denn wer möchte schon ein Gerät, das so teuer wie ein billiger Laptop ist, im öffentlichen Nahverkehr, abends gar, offen in der Hand halten, wenn er unterwegs ist. Und der billige Reader taugt nicht lang, wie man hört. Das E-Book – das wäre ein weiteres Monitum an dem Bericht – ist nicht nur zur Urlaubszeit in der Breite angekommen, sondern ganz offensichtlich ganzjährig. Nutzung und Absatz sind eben zwei Paar Schuhe.
Während die türkische Zeitung Zaman vom staatlichen Zensor fortgeführt wird, denkt man bei ResearchBuzz darüber nach, Second-Level-Archive, etwa über das Internet Archive, aufzubauen. Wobei das Internet Archive selbstverständlich rechtswidrig verfährt, weil es sich um das Urheberrecht an den Inhalten, die es automatisiert einsammelt, speichert und dann zeitlich unbefristet zum Abruf bereithält, überhaupt nicht schert (via digithek, via Archivalia).
Gleichwohl ist die Frage zu stellen, wie staatlich oder sonst unerwünschte Kritik gegen ein solches Vorgehen und gegen das Verschwinden aus der Öffentlichkeit verteidigt und erhalten werden könnte. Das Frankfurter Museum für Moderne Kunst spielt ein ähnliches Szenario in einer Ausstellung durch, die am 24. März 2016 eröffnet wird: Das imaginäre Museum spinnt Ray Bradburys Fahrenheit 451 weiter – nicht, wie dort, die Literatur, sondern, hier, die Kunst ist von der Auslöschung bedroht. Angelehnt an das Musée imaginaire von André Malraux, sollen sich die Besucher die ausgestellten Kunstwerke einprägen, um sie auch nach ihrem Verschwinden lebendig zu erhalten. Zum Schluß der Schau soll es Gelegenheit geben, die Ausstellungsräume noch einmal leer zu begehen, um diesen Effekt wirklich zu erfahren.
Passend dazu ist, daß das CMS der Museums-Website leider so dilettantisch konfiguriert wurde, daß es keine Permalinks auf die dortigen Seiten gibt. Deshalb kann man die Vorinformation über die Ausstellung schon heute nicht verlinken, so daß ich auf die Presseinfo ausweiche.
„Das imaginäre Museum. Werke aus dem Centre Pompidou, der Tate und dem MMK“ im Museum für Moderne Kunst, MMK2, Frankfurt am Main, 24. März bis 4. September 2016.