Herr Breitenbach und Doktor Köbel haben sich gestern in der letzten Folge von Ihrem Podcast-Projekt SozioPod verabschiedet. Nach 65 Folgen bohren sie noch einmal ein paar dicke Bretter, sie beginnen mit Martha Nussbaum und Karl Popper und schlagen dann den großen Bogen über ihre Themen und dreizehn Jahre Zeitgeschichte bis zu Pierre Bourdieu und – zur Demonstration der Fallhöhe – Donald Trump.
Es war der sozialwissenschaftliche Bildungspodcast. Ein einziges großes Grundlagenkolloquium für die Generation Wikipedia. Sozusagen das Funkkolleg weitergedacht für das Web 2.0, ohne Curriculum, ohne Prüfung oder Abschluss, aber mit potentiellem Suchtfaktor. Und auch der letzte legendäre Jahresrückblick (früher gab es mehrere zwischen den Jahren, in Blogs, in Podcasts), er wird mir fehlen.
Die beiden sind freilich mit den Jahren auch älter geworden, sie drehten sich thematisch zunehmend um sich selbst. Und manchmal dachte ich an F. K. Waechter, der zu seinem letzten Stillen Blatt in der Titanic sagte: „Du hast nur tausend Witze.“ Deshalb hörte er auf. Aber wenn es für 65 Folgen, für zwanzig Live-und-Analog-Ausgaben (davon eine in der Evangelischen Akademie in Frankfurt, bei der ich auch dabei war), für ein Buch und für einen Grimme Online Award gereicht hatte, dann waren sie doch wohl ziemlich gut.
Das Blog mit dem Podcast-Archiv soll dauerhaft online bleiben. Alle Inhalte stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC-BY-NC-SA 3.0.
Mit einem kleinen esr, wie bei Firefox. Seit einer Woche leise veröffentlicht, aber heute erst bemerkt, denn es gab kein automatisches Upgrade auf den neuen Release.
Nach der Supernova vom vergangenen Jahr folgt diesmal der Sternennebel Nebula mit viel eye candy und wenig wirklich Neuem, dafür aber mit ganz vielen Bugfixes. Läuft schon schön rund unter Sonoma, braucht aber auch enorm viel Speicher. Der neue Donnervogel greift sich aus dem Stand ein sattes Gigabyte RAM. Der höhere Speicherbedarf fließt fast vollständig in die schnieke Oberfläche, die in der von mir favorisierten Cards View viel zuviel Weißraum verbraucht.
Wer den neuen Thunderbird 128esr ausprobieren möchte, möge sein Benutzerprofil und die Einstellungs-Datei ~/Library/Preferences/org.mozilla.thunderbird.plist sichern, denn ein Downgrade auf Version 115 ist nicht vorgesehen, und Thunderbird 115 startet nicht mit Profil und Preferences des 128esr.
Erstellt von schneeschmelze2 um 20:33
in uebergaenge
Wir sind in der Mitte des Jahres. Etwas geht zuende, und etwas Neues beginnt. Auf France Musique läuft heute Abend ein Konzert mit Chris Potter, Brad Mehldau, John Patitucci und Johnathan Blake vom Festival Radio France Occitanie Montpellier. Passt gut zu meiner Stimmung. Auch das kühle Wetter, zur Abwechselung ist es trocken. Auch die kräftigen, matten Farben von Blättern und Himmel gehen gut zusammen. Heute Abend: Nichts suchen, nichts sich ausdenken, nichts vorbereiten, nichts nachbereiten, sondern so sein und hier sein und da sein und einfach sein. Ein Sein ist ein Sein ist ein Sein.
Emacs 29.4 ist heute veröffentlicht worden. Und with a little help from my friends gelang es mir, auch die letzten Unzulänglichkeiten beim Kompilieren unter macOS Sonoma zu beseitigen.
Entpacken muss man den Tarball nun auf der Kommandozeile. Aber erst wenn man pkg-config per Homebrew installiert, werden alle Bibliotheken gefunden.
GNU Emacs 29.4 (build 1, aarch64-apple-darwin23.5.0, NS appkit-2487.60 Version 14.5 (Build 23F79)) of 2024-06-22
* Changes in Emacs 29.4
Emacs 29.4 is an emergency bugfix release intended to fix the
security vulnerability described below.
** Arbitrary shell commands are no longer run when turning on Org mode.
This is for security reasons, to avoid running malicious commands.
Damit einher geht der Release von Org Mode 9.7.5, der ebenfalls eingespielt werden sollte. Der Bug, um den es geht, besteht seit Org Mode 7.9 = Emacs 24.2. Betroffen sind also beispielsweise auch alte Installationen von Aquamacs Emacs.
Der selbstkompilierte Emacs 29.3 startet nicht mehr.
Ich versuche es mit einem Neubau.
Es stellt sich heraus, dass ein selbstgebauter Emacs unter Sonoma
nur noch startet, wenn man zuvor das tar.gz-Archiv auf der
Kommandozeile entpackt hatte. Das Archivierungstool, das per
Doppelklick aus dem Finder startet, ruft den Gatekeeper auf den
Plan, und zwar auch wenn der Gatekeeper zuvor deaktiviert wurde? Hm.
Neubau erfolgreich:
GNU Emacs 29.3 (build 1, aarch64-apple-darwin23.5.0, NS appkit-2487.60 Version 14.5 (Build 23F79)) of 2024-06-09
Die Peripherie funktioniert.
Aber das Terminalfenster startet jetzt immer im Hintergrund. Any
hints?
Das Drängeln von Apple in Bezug auf die iCloud nervt. Sehr. Warum ist die Synchronisierung für den Schlüsselbund nach dem Upgrade aktiv?
Meine intensivere Beschäftigung mit Frankreich und mit der französischen Sprache und Literatur hatte wieder eingesetzt nach dem Besuch in der Daumier-Ausstellung im Städel Ende Februar.
Das Leben ist in diesen Wochen mit den vielen Brücken-Donnerstagen wie ein einziges langes Wochenende. Auch wenn man zu tun hat, ist es, als ende die Woche schon am Mittwoch. Und als wäre der Mittwoch ein Freitag. Aber am Donnerstag fehlt dann nach diesem Empfinden der Samstag, denn die Läden haben geschlossen, und das Radioprogramm ist wie an einem Sonntag. Und am Freitag ist es wie eine Unterbrechung des langen Wochenendes, als würde es noch einmal Luft holen und sich unschuldig umsehen, bevor es wieder einsetzt. Und diese Zeit ist so lang wie die Woche selbst. Und das geht über mehrere Wochen so. Zusammengenommen wird aber beides insgesamt zu einer einzigen gelebten langen Pause, die die Woche und das Wochenende umfasst. Es ist sozusagen eine Steigerung der Pause. Es ist eine Pause zweiter Ordnung.
Nach längerer Zeit brauchte ich mal wieder Deepl für eine Übersetzung. Ich wollte eine Rezension weitergeben, nichts Größeres, drei gesetzte Seiten aus einer französischen Zeitschrift. Politikwissenschaft. Elf Absätze. Deepl verlangte diesmal, dass ich mich registrieren möge. Was ich freilich nicht tat. Also rüber zu Google Translate: Desselbigengleichen. Die Phase der Monetarisierung hat begonnen. Es folgen neue Ausweichbewegungen.
Am Ende blieb die Übersetzungsfunktion in Firefox. Die freilich auch
noch nicht so leicht konfigurierbar ist, wie ich es gerne hätte. Eine
Übersetzung aus dem Französischen ins Deutsche setzt voraus, dass man
nicht mit einer französischen Lokalisierung surft. Musste ich also
temporär herausnehmen. Dann übersetzen. Und Französisch wieder rein.
Wieder so eine Ausweichbewegung.
Was die Qualität der Übersetzung angeht, so decken wir darüber am besten den Mantel des Schweigens.
Die letzte Version von BibTeX ist bekanntlich 0.99. Oren Patashniks Anleitung „BibTeXing“ trägt das Datum vom 8. Februar 1988, und diese Version ist noch immer Teil des BibTeX-Pakets, das mit den heutigen TeX-Distributionen ausgeliefert wird, hier beispielhaft TeX Live 2024:
% bibtex --version
BibTeX 0.99d (TeX Live 2024)
Das ist auch die Version, die in der dritten Auflage des LaTeX Companion erwähnt wurde (in Band 2 auf S. 378 ff.). Hier erhält der Begriff der Stabilität von Software also eine ganz neue Größenordnung.
Bei der TUG 1994 hatte Oren Patashnik BibTeX 1.0 beschrieben, und sein Aufsatz endete:
To conclude the paper: I can’t say for sure when BibTeX 1.0 will
actually appear; a beta-test version might exist by the end of 1995.
But as soon as it’s avdable it will be announced on comp.text.tex.
Die Newsgroup comp.text.tex existiert zwar immer noch, sie spielt für solche Ankündigungen aber bei weitem nicht mehr die Rolle, die sie 1994 zweifellos noch hatte.
Am Rande einer Diskussion um die Zukunft der Literaturverwaltung in der texhax-Liste äußerte Karl Berry am 22. Mai 2024, dass es sehr wahrscheinlich kein BibTeX 1.0 mehr geben werde.
Das habe vor allem Kompatibilitätsgründe. Alle Features, die man damals vermisst habe, seien mittlerweile anderweitig bereitgestellt worden, sei es als Erweiterung oder als vollständiger Ersatz. Würde BibTeX mithin heute noch einmal in dem damals vorgesehenen Umfang erweitert, könne es zu vielen Problemen kommen:
bibtex-1.0, or maybe not
Hi Norman and all,
(Replying to tug.org. =
Seemed like a new Subject: line was in order.)
A final fragment of my motivation was that this might start a
conversation about bibliographies, in a world where bibtex v0.99 has
been current, and v1.0 has been anticipated, since 1988.
I’ve talked with Oren from time to time about the putative 1.0. It seems
like there’s an insuperable compatibility problem to making any
meaningful changes. As a basic example: a „url“ field is obviously
needed nowadays. But if he adds a url field to the standard styles,
there will inevitably be usage conflicts (at the bib level, the bst
level, the tex level, wherever) with the existing url fields that have
been added by many other styles. On the other hand, if he invents a new
field name, say „bibtexurl“, it’s even worse – then bib files would
have to duplicate url and bibtexurl. So there seems no good way to add it.
If one takes compatibility as paramount, which we do, together with the
fact that virtually everything of interest has already been implemented
one way or another, it seems there’s no way to make a useful 1.0.
Anything that he changes has problematic downstream side effects with no
apparent overriding benefit. Looking at Oren’s 1994 bibtex 1.0 article,
tug.org
just about everything in there that matters is already available. It’s
already been extended to Unicode (bibtexu), not to mention completely
replaced (biber, biblatex) if one prefers to go that way.
My feeling is that, more or less like the TeX input language, the .bib
input language seems to have been flexible enough to survive the aging
of the original processor.
So, barring some brilliant new idea about how to proceed, I think 0.99
is the end of the line for original BibTeX. It does its job, which is
still good enough for a large percentage of real-world cases. OTOH, if
anyone does have an idea for something that could be added to original
bibtex while retaining compatibility, Oren is ready to listen. –best, karl.
Das alles ist freilich wenig überraschend. Aber wenn man es dann abends so auf dem Bildschirm vor sich sieht, hat es doch auch wieder eine gewisse Endgültigkeit, und ich merke, dass auch ich insgeheim immer noch mit einer Version 1.0 gerechnet hatte.
Was heißt das für den Anwender?
BibTeX als Austauschformat ist weit verbreitet. Die Verlagsportale und die Bibliothekskataloge stellen es für den Export bereit, und das ist auch gut so, denn es ist zuverlässig zu parsen und kann leicht in die Literaturverwaltungen importiert und auch wieder aus ihnen exportiert werden. BibTeX als Datenformat für bibliografische Daten ist ausgereift und bewährt. Daran wird sich auch nichts mehr ändern, denn eine Alternative für den Endanwender ist nicht ersichtlich.
Auch BibTeX als Programm wird es weiterhin geben. Es ist standardmäßiger Bestandteil der TeX-Distributionen, und daran wird sich nichts ändern. Es wird ebenso weiter verfügbar bleiben wie TeX als Format und als Programm. Wer will, kann auch weiterhin BibTeX als Programm verwenden, ggf. mit den Erweiterungen für Unicode-kodierte Daten (bibtexu).
Konsequent wäre es dann aber, gleich den ganzen Unicode-basierten Workflow auf LuaTeX, Biblatex und Biber umzustellen.