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Dienstag, 3. März 2020

TeX Live 2020 Pretest hat begonnen

Nach dem Freeze für TeX Live 2019 hat Karl Berry nun den Beginn des Pretest für TeX Live 2020 angekündigt. Alles weitere ist der entsprechenden Seite zu entnehmen. Dort werden auch die Neuerungen gesammelt. Der Master für die Release Notes ist hier im Webbrowser zu lesen. Alles etwas schrittweise dieses Jahr, sage ich mal.

MacTeX 2020 setzt mindestens macOS 10.13 High Sierra voraus, die x86_64-darwinlegacy Binaries laufen ab Mac OS X 10.6. BibDesk und die TeX Live Utility sind diesmal nicht in MacTeX enthalten, weil sie nicht notarised werden. Sie müssen separat heruntergeladen werden.

Sonntag, 1. März 2020

TeX Live 2019 eingefroren und LaTeX Spring Release

Karl Berry hat auf der TeX-Live-Mailingliste bekanntgegeben, dass die Distribution nun eingefroren werde. Der Paketmanager tlmgr zeige das schon an. Gleichwohl würden noch einige Updates zusätzlich installiert, so die gerade erst hochgeladene neue LaTeX-Version. Der Pretest für TeX Live 2020 stehe bald bevor.

Der gerade erwähnte LaTeX-Frühlings-Release (der mir bisher entgangen war) bringt vor allem zwei Neuerungen:

  • LaTeX3 muss nicht mehr separat hinzugeladen werden, sondern steht nun standardmäßig im Format LaTeX zur Verfügung, was die Verarbeitung von Features, die expl3 voraussetzen, beschleunigen soll. Dazu zählen alle Dokumente, die mit einer Unicode-Engine (LuaTeX, XeTeX) bearbeitet werden sollen. Aber auch das Ziel, tagged und barrierefreie PDFs mit LaTeX zu erzeugen, soll dadurch näher rücken.

  • Weiterhin wurde das New Font Selection Scheme (NFSS) modernisiert. Schriftschnitte, die bisher nicht mit dem NFSS aufgerufen werden konnten, werden nun kanonisch berücksichtigt, beispielsweise kursive Kapitälchen oder eine Serie von condensed-Schnitten.

Mehr darüber ist den LaTeX News Nr. 31 zu entnehmen.

Montag, 27. Januar 2020

Missbrauch von Wikipedia durch Werbung und PR

Angesichts der Veröffentlichung des 6-millionsten Artikels vergangene Woche in der englischsprachigen Wikipedia hat die Community-Zeitungsseite „Wikipedia Signpost“ ein Moratorium bei der Veröffentlichung von Unternehmensartikeln gefordert. Das sei kein Vorwurf gegen die Wikimedia Foundation, aber die derzeitigen Maßnahmen, um die Enzyklopädie gegen missbräuchliches undeklariertes Paid Editing zu schützen, funktionierten ganz klar nicht. „Da die ehrenamtlichen Autoren derzeit von Werbung in Gestalt von Wikipedia-Artikeln überwältigt werden, und da die WMF nicht in der Lage zu sein scheint, dem irgendetwas entgegenzusetzen, wäre der einzige gangbare Weg für die Autoren, fürs erste die Neuanlage von Artikeln über Unternehmen zu untersagen“, schreibt der Benutzer Smallbones in seinem Editorial zur heutigen Ausgabe.

Sonntag, 19. Januar 2020

E-Book schlägt Book-Book

Im Börsenblatt lesen wir, „das gedruckte Buch [habe] seine führende Rolle bei der Wissensvermittlung verloren“. Das meinen zumindest die Betreiber der Buchhandlung Unibuch Lüneburg, die bis Ende 2019 auf dem Gelände der dortigen Leuphana Universität auf einer Fläche von etwa 100 Quadratmeter betrieben wurde. Der bisherige Mit-Inhaber Dietrich zu Klampen führt das Scheitern des Geschäfts auf die Bolognareform (sic) und auf das Angebot an E-Books der Universitätsbibliothek zurück. Die Studenten zögen das E-Book dem gedruckten Buch vor. Das deckt sich nicht so ganz mit meinen Beobachtungen in den Lesesälen, denn da wird immer noch fleißig Papier geblättert, vielerorts gibts auch eine Semesterausleihe parallel zu Digital, aber das mag vom Fach und vom Standort abhängig sein, und es sagt ja auch nichts über das Kaufverhalten der Benutzer aus.

Mittwoch, 1. Januar 2020

Christiane Attig über die Psychologie von Podcastern

Der Chaos Communication Congress ging dieses Jahr weitgehend an mir vorbei. Ich werde mich erst mit deutlichem Abstand mal in der Mediathek des CCC umschauen, wenn es sich zeitlich anbietet.

Ein Beitrag hat mich aber über den Deutschlandfunk schon jetzt erreicht: Es gibt eine neue Studie über die Motive, die Einstellungen und die Charaktereigenschaften von Podcastern. Christiane Attig von der TU Chemnitz hat sie auf dem 36C3 vorgestellt.

Christiane Attig hat eine ungewöhnlich große Stichprobe von 653 Teilnehmern erfasst – gibt es wirklich so viele Podcaster? –, sie hat ihnen einen Bogen geschickt, der im Kern die Big Five abfragen sollte, und die meisten der Antworten, die dabei gegeben wurden, hat sie ausgewertet. Die geschlossenen Fragen liegen schon in Zahlen vor, die Freitextantworten folgen noch.

Ein paar Zahlen: Drei Viertel der Teilnehmer an der Studie waren männlich. Zwei Drittel hatten einen Hochschulabschluss, etwa ebenso viele kamen aus einer Großstadt oder aus einer Metropole. Politisch verorteten sich die Teilnehmer ziemlich deutlich links, jedenfalls „linker“ als der Durchschnitt der Bevölkerung. Der Altersdurchschnitt lag bei 38 Jahren, die Lebenszufriedenheit war gut, und alle erreichten überdurchschnittliche Werte in Bezug auf die Eigenschaften Gewissenhaftigkeit, Verträglichkeit, Extraversion, emotionale Ausgeglichenheit, Technikaffinität und Kommunikationsoffenheit. Alle waren deutlich offener für neue Erfahrungen und sehr denkfreudig (need for cognition). Die Motivation zum Podcasten war in den meisten Fällen intrinsisch, es macht Spaß, man möchte Wissen vermitteln und dabei selbst auch technisch kompetenter werden. Dass man damit eine Community aufbaut, aus der auch Rückmeldungen kommen, wird erst im Laufe der Zeit wichtiger. Die Podcasterinnen waren deutlich weniger technikorientiert als die Männer, und für sie war der Wunsch nach Monetarisierung sehr viel stärker ausgeprägt – wobei 77 Prozent aller Podcasts nicht monetarisiert werden.

Ein interessanter Vortrag. Es ist ein bedeutsamer Beitrag zum Verständnis des heutigen Social Webs.

Donnerstag, 5. Dezember 2019

Thunderbird und OpenPGP

Im Oktober 2019 hatte Mozilla angekündigt, OpenPGP ab dem Sommer 2020 in Thunderbird zu integrieren. Das Add-on Enigmail wird in Core integriert. Die erste Version mit dem neuen Feature soll Thunderbird 78 sein. Auf der Mailingliste tb-planning geht Kai Engert derzeit auf Detailfragen ein und beantwortet Fragen von Entwicklern und Benutzern. Lesen!

Samstag, 30. November 2019

Bald sechs Millionen Artikel in der englischen Wikipedia

Der Wikipedia Signpost weist darauf hin, dass die englische Wikipedia bald sechs Millionen Artikel umfassen werde. Derzeit sind es 5.975.874 Seiten im Artikelnamensraum. Die nächste Millionenschwelle soll um den 1. Januar 2020 herum erreicht sein. Wegen dem Autorenschwund bestehen zunehmend Bedenken hinsichtlich der Aktualität der Inhalte bei Wikipedia. In deutscher Sprache gibt es 2.370.146 Artikel.

Freitag, 8. November 2019

Aaron Swartz (1986–2013)

Aaron Swartz wäre heute 33 Jahre alt geworden. Der Dokumentarfilm The internet's own boy erzählt seine Geschichte. Der Film beginnt mit einem Zitat von Henry David Thoreau:

Unjust laws exist;
shall we be content to obey them,
or shall we endeavour to amend them,
and obey them until we have succeeded,
or shall we transgress them at once?

Dienstag, 5. November 2019

Dreißig Prozent weniger von ohnehin schon viel zu wenig

Das schaffen wahrscheinlich nur deutsche Verfassungsrichter: Dreißig Prozent Abschlag von ohnehin schon viel zu wenig reichen aus und sind erlaubt.

Was bleibt damit eigentlich noch vom bisher in der Menschenwürde wurzelnden Existenzminimum? Vermutlich nicht mehr allzu viel, jedenfalls wird man dieses dogmatisch allenfalls noch partiell in Art. 1 Abs. 1 GG fundiert sehen können. Der Anspruch auf ein bedingungsloses Existenzminimum wandelt sich gewissermaßen in einen Anspruch auf Arbeitsvermittlung. Die Rechtsprechung zeichnet damit das herrschende Paradigma des apertistischen Liberalismus bei der Auslegung des Art. 1 Abs. 1 GG und des Sozialstaatsprinzips nach. Abgesehen von den hier nur skizzierten dogmatischen Fragen, bleibt es zweifelhaft, ob das eigentlich der richtige Weg ist. Wir befinden uns mit Andreas Reckwitz aktuell vermutlich in einem weltweiten Wechsel des politischen Paradigmas, in dem der staatliche Schutzanspruch erneut eine größere Rolle spielen dürfte. Das Urteil hätte einen Beitrag zu diesem Paradigmenwechsel leisten können. So liest es sich eher wie ein letztes Aufbäumen des noch herrschenden apertistischen Liberalismus.

Dienstag, 22. Oktober 2019

Firefox bald ohne OpenSearch

Der folgende Kommentar wurde im Blog von Sören Hentzschel leider nicht freigeschaltet. Ich veröffentliche ihn deshalb hier, zur besseren Verständlichkeit um eine Einführung ergänzt.

Mozilla hat angekündigt, die Unterstützung für OpenSearch zu entfernen. Ab Anfang Dezember 2019 werden Suchmaschinen aus addons.mozilla.org entfernt. Suchmaschinen können über diese Plattform dann nur noch als WebExtensions verteilt und auf dem neuesten Stand gehalten werden. OpenSearch-Suchmaschinen werden auch nach diesem Zeitpunkt weiterhin funktionieren, und der Zeitpunkt, zu dem der Standard endgültig fallengelassen wird, steht noch nicht fest. Er wird aber aufgegeben.

Ich glaube, wir sehen hier ein Problem, das wir schon einmal diskutiert hatten, als der RSS-Reader aus Firefox entfernt wurde.

Überspitzt kann man sagen: Mozilla sind die Bedürfnisse der Benutzer, insbesondere der kompetenten Benutzer, also der Power-User, und die offenen Webstandards mittlerweile reichlich egal geworden, Hauptsache, der Browser kann Netflix. :(

Man darf sich nichts vormachen: Wenn Firefox OpenSearch nicht mehr unterstützt, wird das kein Anlass für die Betreiber von Websites sein, stattdessen eine WebExtension bereitzustellen, denn Firefox hat nicht mehr die große Bedeutung, die er früher einmal hatte, jedenfalls für den deutschen Markt.

Firefox ist derzeit noch ein Tool, das für Information Professionals eine große Bedeutung hat – weil man damit gut Information Retrieval machen kann. Das ist eine Benutzergruppe, die Mozilla schon gar nicht mehr auf dem Schirm hat. Den ganzen Bildungsbereich.

Wir dürfen nicht davon ausgehen, dass es in Zukunft für jeden Bibliothekskatalog und für jede Datenbank, die das bisher angeboten hatten, eine eigene WebExtension geben wird. Der Aufwand ist viel zu groß, sowohl für die Anbieter als auch für die Benutzer, die eben nicht mehr mit einem Klick in die Suchleiste nebenbei eine Suchmaschine ergänzen können, sondern extra ein Add-on installieren müssen mit – aus der Sicht eines wenig geübten Benutzers – fünf Warnmeldungen, die erst einmal gelesen und abgenickt werden müssten.

Wir sehen es bei der Druckansicht; die meisten Websites werden schon lange für Firefox gar nicht mehr getestet. Die Druckvorschau im Browser war ein Workaround, der mehr schlecht als recht funktioniert. Alles ist mittlerweile auf Webkit ausgerichtet. Es ist nicht ganz so schlimm wie bei Opera, aber es geht mit großen Schritten in diese Richtung. Mozilla platziert sich im Abseits.

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