albatros | texte
Montag, 25. Mai 2015

NPR und Flash

NPR hat zu Pfingsten seine Website renoviert, und der Livestream (mit neuer Adresse), den man gleich auf der Startseite oben anstoßen kann, läuft dort ohne Flash Player – aber nur, solange man auf der Startseite bleibt. Und dann braucht man Flash doch wieder, um einzelne Beiträge anzuhören; das ist inkonsequent. Dann aber wieder die text-only version. Schön, daß es das heute noch gibt.

Freitag, 22. Mai 2015

E-Book und Book-Book III

Der Anteil der E-Books am Markt liege bei vier Prozent. Der Absatz der Verlage habe sich durch die Digitalisierung nicht erhöht, er verteile sich nur neu. Die Verlage versuchten, durch den Betrieb eigener Webforen und Blogs, Werbung zu treiben: Siv Bublitz vom Ullstein-Verlag in einem Interview bei Deutschlandradio Kultur. – Von den Marketing-Aktivitäten der Verlage bei Wikipedia ein andermal mehr.

Aus der schönen neuen Elsevier-Welt

Elsevier hat eine neue Open-Access-Policy bekanntgegeben, der zufolge die Autoren, welche an den Verlag gebunden sind, ihre Werke anderenorts im wesentlichen nur unter einer CC-BY-NC-ND-Lizenz veröffentlichen dürfen, die jegliche Änderung des Originals und seine gewerbliche Verwendung untersagt. Ein weiteres Kernstück ist ein „Embargo“ von 48 Monaten. Der Protest dagegen ließ nicht lange auf sich warten. Hintergrund für den Konflikt ist der Trend kommerzieller sozialer Netzwerke, alle möglichen wissenschaftlichen Veröffentlichungen, die online zu greifen sind, einzusammeln, sie zu speichern und daraus Publikationslisten zu erstellen – hier der aktuelle Stand.

Elsevier ist in den Streit eingetreten und zeigt sich unnachgiebig. Wohl doch zu Unrecht, denn was jetzt benötigt würde, wären einfache Regeln für den sofortigen öffentlichen Zugriff auf Forschungsdaten. Elsevier nutzt die derzeit noch anhaltende Stellung der Wissenschaftsverlage aus, die die Wahrnehmung der Autoren durch die Öffentlichkeit organisieren sowie kanalisieren. Die Regeln, die in der Policy aufgestellt wurden, sind so kompliziert, daß sie schon in Elseviers offiziellem Blogpost nur in einer grafischen Übersicht überhaupt dargestellt werden konnten.

Dagegen hilft aber alles Weh und Klagen nicht, denn Ursache für diese weiterhin beherrschende Stellung der Verlage ist letztlich das Unvermögen der Universitäten, sich selbst zur Marke zu machen und solchen Geschäftsmodellen und der damit verbundenen Gängelung von Autoren, Bibliotheken und Lesern etwas Wirksames entgegenzusetzen. Solange die Wissenschaft selbst keine Marke ist und sich selbst nicht als Marke wahrnimmt, sondern alle Welt weiterhin auf die Handvoll Verlage und deren Output schaut, solange die Universitätsserver bestenfalls die Preprints bereithalten, und selbst diese oft nur für die eigenen Studenten, wird das kein Ende haben. Damit ist denn auch die Stoßrichtung bezeichnet, die eigentlich anzugehen wäre. Es liegt letztlich an den Wissenschaftlern, wo sie firmieren wollen und umgekehrt: welche Veröffentlichungen für die Karriere – bei ihresgleichen – als förderlich gelten. Erst wenn hier Einigkeit besteht, wird die Wissenschaft endlich befreit sein aus den Walled Gardens der Verlagskonzerne.

Donnerstag, 21. Mai 2015

Weggehen, um heimzukommen

Die Diskussion über die Heimarbeit – das „Homeoffice“ – wirft nicht nur sozialversicherungsrechtliche Fragen auf – etwa nach dem Unfallversicherungsschutz –, sie verweist auch auf eine Verschiebung der Grenzen zwischen Privatheit und Öffentlichkeit. Wenn die eigene Wohnung zum Ort für fremde Geschäfte wird, stellt sich etwa die Frage nach der grundrechtlichen Abgrenzung zwischen dem Kernbereich und den weniger streng geschützten Sphären der Persönlichkeitsentfaltung neu. Die Wohnung bleib „unverletztlich“, aber mit der Öffnung für fremde Angelegenheiten ist unzweifelhaft auch ein Verlust an Privatheit verbunden. Elektrische Bahnen rasen läutend durch meine Stube. Automobile gehen über mich hin, schrieb Rilke im „Malte Laurids Brigge“. Heute funken und strömen Telefone und Internet ferne Räume herbei, die elektrisch und unvermittelt in der Wohnung stattfinden. Geschachtelte und kurzgeschlossene Wirklichkeiten. Das hat auch psychische Folgen. Der Rückzug muß weiterhin möglich bleiben – möglicherweise findet er dann woanders statt. Was sich wiederum städtebaulich auswirken wird. Niklas Maak weist in der Sendung „Fragen an den Autor“ vom 19. April 2015 darauf hin, daß jemand, der stundenlang aus seinem Schlafzimmer geschäftlich skypt, diesen Raum anders erleben und möglicherweise den Besuch eines Cafés ohne Handy und sonstiger „Netze“ als einen Rückzug von dieser Entfremdung wahrnehmen wird. Die Öffentlichkeit als Rückzugsort. Er geht dann sozusagen weg, um wenigstens einmal am Tag heimzukommen.

Die Verhältnisse in Amerika

Als die Honorare des Kanzlerkandidaten Steinbrück für seine Reden bei Events von diversen Konzernen und Verbänden ins Gerede kamen, ging es um bis zu fünfstellige Beträge pro Auftritt. Die Whistleblower-Plattform Cryptome (die ich nicht verlinke) hat nun ein 20-seitiges Formular veröffentlicht, in dem die Auskunft der möglichen Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton über ihre Einkünfte nachzulesen ist. Die Einnahmen beginnen bei sechsstelligen Dollar-Beträgen. I think I will take up speaking engagements…, kommentiert das ein User auf einer Mailingliste.

Zeitgemäßes Denken

Die Paradigmen zur Beschreibung der Rollen in der Arbeitswelt wandeln sich: Nach Richard Sennetts „Flexiblem Menschen“ in den frühen 2000er Jahren nun der durch „Künstliche Intelligenz“ und „Algorithmen“ überflüssig gemachte Kopfarbeiter. Während Ralf Keuper angesichts der weitgehenden Entwertung von Ausbildung und Erfahrung und des Verschwindens der „Berufsbilder“, mit guten Gründen also, das Bedingungslose Grundeinkommen empfiehlt, bespricht Barbara Ehrenreich die Bücher „Rise of the robots“ von Martin Ford und „Shadow work“ von Craig Lambert und stellt sich vor, wie sie selbst als Rezensentin durch Computer ersetzt werden könnte, the human consequences of robotization are already upon us. Computer denken und entscheiden schon längst anstelle von Menschen. Und Drohnen fliegen durch die Luft – militärische Technik übernimmt also das Geschäft der Logistik und ermöglicht gleichzeitig eine neue Form der Überwachung. Auch in den Familien: Bis hin zu dem neu geprägten Begriff der „Helikopter-Eltern“, der es bis in Wikipedia hinein geschafft hat. Früher sprach man schlicht von overprotection: Ambitious parents are often expected not only to drive their children to and from school, but to spend hours carrying out science projects and poring over fifth-grade math — although, as Lambert points out, parental involvement in homework has not been shown to improve children’s grades or test scores.

Dienstag, 19. Mai 2015

Ich möchte lieber nicht

Blogplaneten aggregieren die RSS-Feeds von vielen Blogs zu einem bestimmten Thema und bringen dadurch Autoren und Leser zusammen. Der Betriebswirt würde es wahrscheinlich eine „Win-Win-Situation“ nennen. Und nun möchte einer der bekannteren Blogplaneten, Jurablogs, die teilnehmenden Blogger zahlen lassen: Fünf Euro soll es für Klaus Graf zukünftig pro Monat kosten, damit seine Beiträge, die er in „Archivalia“ mit „Archivrecht“ taggt, dort weiterhin ungekürzt verbreitet werden. Sonst würden nur noch fünf Blogposts pro Monat transportiert. Wohlgemerkt: Sein Blog ist ein ehrenamtliches und hochwertiges Projekt aus der Wissenschaft für die Wissenschaft – und weit darüber hinaus. Er werde das nicht tun, liest man in seinem Blog, das lange schon gleich über mehrere Blogplaneten für Historiker und Bibliothekare zu lesen ist, die allesamt umsonst verbreitet werden. Diesen Betreibern geht es um Qualität, nicht um Zahlungskraft. Eine Ansammlung von Werbeplazierungen wird da demnach also bei Jurablogs geboten. – Auch als Leser: Ich möchte lieber nicht, sagte Bartleby. Es gibt genug Gutes zu lesen da draußen im Netz, zuhauf.

Sonntag, 17. Mai 2015

Neues vom Ozonloch

Das Ozonloch – in den 1980er Jahren … eines der wichtigsten Aufregerthemen, neben dem sauren Regen, dem Waldsterben und der Bedrohung durch die Kernwaffen der Machtblöcke – könnte sich demnächst langsam wieder schließen. Es gebe Prognosen, denen zufolge es bis 2050 wieder auf dem Stand von 1980 zurückgehen könne, schreibt Susanne Dambeck. Der Klimawandel bleibe davon aber unberührt (via Mark Thoma).

Samstag, 16. Mai 2015
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